
Die Schweinfurter Frühjahrsposse um die falsche Farbe des Asphaltbandes für Busse, Taxen und Lieferverkehr in der Rückertstraße in der Schweinfurter Fußgängerzone ist endlich vom Tisch. Der Bauausschuss traf nun eine klare Entscheidung: Der Asphalt wird abgeschliffen, dadurch deutlich heller. Das Ganze soll noch bis zu den Sommerferien über die Bühne gehen.
Dann ist zwar das Thema vom Tisch, der Ärger der Stadträte über die Bauverwaltung und vor allem über Baureferent Ralf Brettin dürfte aber noch eine längere Zeit nachhallen. Denn in so deutlichen Worten wurde in den vergangenen Jahren kein Referent in der Stadtverwaltung durch die kommunalpolitischen Vertreter zur Verantwortung gezogen wie in diesem Fall.
Vor gut fünf Wochen hatte Brettin am Ende einer Bauausschusssitzung bekannt gegeben, dass es offenbar einen Fehler in der Ausführung gab, nachdem Kritik laut wurde, dass das neue Asphaltband nicht wie vom Bauausschuss im Frühjahr 2023 beschlossen beige, sondern dunkelgrau ist. Was genau passiert ist, wer verantwortlich ist und welche Konsequenzen gezogen werden – um alle Informationen zu haben, brauchte der Baureferent bis zum 13. Juni.
Der geplante Colorasphalt hält Belastung durch Busse doch nicht aus
Stand jetzt ist es laut Bauverwaltung so, dass man bei der ursprünglichen Präsentation der Pläne im Frühjahr 2023 davon ausgegangen ist, dass sogenannter Colorasphalt in Beige der Belastung durch Verkehr wie Busse, Taxen und Lieferfahrzeuge standhält. Die Baufirma teilte dann aber mit, dass dem nicht so ist. Es wurde eine Alternative entwickelt, nämlich "das Aufhellen der Asphaltschicht durch Zugabe von natürlichem Aufhellungsgestein", wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Das Problem: "Die gewünschte Aufhellung wurde durch diese Bauweise noch nicht erreicht", so Mathias Graupner.
Das noch viel größere Problem: Im Servicebetrieb und in der Bauverwaltung wurde nicht ernst genug genommen, dass man in einem Zwischenschritt den Bauausschuss einfach nur hätte informieren sollen, dass die geplante Ausführung technisch nicht gehe und man einen anderen Weg wählen müsse. So aber war die Verwunderung groß, als die Bauarbeiten abgeschlossen waren und das Ergebnis, wie es CSU-Stadtrat Rüdiger Köhler gewohnt offen formulierte, "katastrophal ausschaut".

Baureferent Brettin erweckte in den vergangenen Wochen und auch in der jüngsten Bauausschusssitzung zumindest aus Sicht der Stadträte den Eindruck, er würde die Verantwortung für den Fehler auf den Servicebetrieb und dessen Leiter Mathias Graupner schieben, wo das Problem entstanden sei. Was er wörtlich nie so gesagt hat und auch von sich wies: "Niemand ist mit dem Ergebnis oder dem Verlauf zufrieden", so Brettin. Keineswegs habe er "tröpfchenweise" informiert, wie ihm vorgeworfen worden war, sondern es seien eben erst jetzt alle Informationen über den internen Ablauf wie die möglichen Lösungen vorgelegen.
Stadträte über die Informationspolitik der Verwaltung verärgert
Dass die Informationen nicht deutlich schneller bekannt gegeben wurden, war ein Kritikpunkt unter anderem von Adi Schön (Freie Wähler). Viel deutlicher wurden aber Johannes Petersen (SPD) und Holger Laschka (Grüne). Petersen erklärte, er und seine Fraktion hätten sich "sehr geärgert" über die Informationspolitik von Seiten der Verwaltung. Nicht nur die Gestaltung der Straße sei "eine Katastrophe", so Petersen. Vor allem ärgerte ihn, dass "die Mitglieder des Bauausschusses in der Öffentlichkeit der Depp sind", obwohl gerade sie am allerwenigsten für den Fehler könnten. Man erwarte, so Petersen, "dass die Verwaltung von Anfang an korrekt informiert".
Holger Laschka konstatierte zwar, die Bauverwaltung sei offenbar "angemessen zerknirscht". Man könne aber sicher von einem "Schildbürgerstreich" sprechen. Natürlich seien die Forderungen nach Entlassungen in der Verwaltung, die in sozialen Medien erhoben wurden, "maßlos überzogen". Doch Laschka wollte vor allem Ralf Brettin nicht aus der Verantwortung entlassen: "Es ist ein Fehler, der eindeutig in ihrem Verantwortungsbereich liegt."
Rüdiger Köhler hatte gegen den Vorschlag von Mathias Graupner, den Belag abzuschleifen, nichts einzuwenden. Allerdings betonte er, dass sich daraus auf keinen Fall ableiten dürfe, die Brückenstraße oder den Marktplatz ähnlich zu gestalten. Gerade in der Innenstadt müsse die Gestaltung Priorität haben und da sei in den meisten Fällen Pflaster zu bevorzugen. Seinem Vorschlag, nicht weiter abzuwarten, sondern sofort das Abschleifen des Belages zu veranlassen und darüber hinaus die Rückertstraße nicht als Maßstab für andere Innenstadt-Projekte zu nehmen, folgte der Bauausschuss einstimmig.
Einen positiven Aspekt gibt es zumindest: Die gesamte Baustelle Rückertstraße ist laut Mathias Graupner offenbar mit rund 200.000 Euro Kosten gut 100.000 Euro billiger als ursprünglich geschätzt. Jetzt kommen zwar für das Ausmerzen des Fehlers noch mal 10.000 Euro dazu, man liegt aber immer noch deutlich unter der Kostenschätzung aus 2023.