
Die Bekanntgabe weiterer Strafzölle auf Autoimporte durch den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump stellen die Industrie vor große Herausforderungen. "Die wachsenden Handelsbarrieren und protektionistischen Signale aus Washington belasten unsere Unternehmen erheblich", meint etwa Kurt Treumann, Bereichsleiter Außenwirtschaft der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt (IHK).
Galten die USA aufgrund des "Inflation Reduction Acts" durch Joe Biden im vergangenen Jahr aus Sicht vieler Unternehmer noch als Hoffnungsträger, verzeichnet der US-Markt laut IHK mittlerweile die stärksten Verschlechterungen. Gemäß einer deutschlandweiten Umfrage der Kammer unter rund 2600 international aktiven Unternehmen erwarten 70 Prozent negative Folgen durch die aggressive US-Handelspolitik Donald Trumps.
So auch bei den Schweinfurter Firmen. Beim Industrie- und Automobilzulieferer Schaeffler hält man sich bedeckt. Ein Standortsprecher erklärte, man habe bereits vor Monaten ein Team gebildet, um die politischen Entwicklungen in den USA zu analysieren und mögliche Maßnahmen vorzubereiten. Der Konzern betreibt in Schweinfurt ein Werk mit 5800 Beschäftigten und setzt wie viele Unternehmen darauf, Wertschöpfungsketten direkt vor Ort oder in der jeweiligen Region aufzubauen. Im Jahr 2024 erzielte Schaeffler in den USA mit rund 18.200 Mitarbeitenden in 19 Werken und neun Entwicklungszentren über 4 Milliarden Euro Umsatz – etwa 22 Prozent des Gesamtumsatzes.
Unternehmen äußern sich zurückhaltend
Noch zurückhaltender äußert sich der schwedische Wälzlagerhersteller Svenska Kullagerfabriken (SKF). Auf Nachfrage schreibt das Unternehmen, grundsätzlich keine politischen Entwicklungen und Entscheidungen zu kommentieren. "Dies gilt auch für deren möglichen Auswirkungen auf unsere Geschäftstätigkeit", so ein Sprecher gegenüber dieser Redaktion.
Abwarten will man vorerst offenbar auch bei Bosch Rexroth. Für den Zulieferer stellen die USA den zweitgrößten Einzelmarkt weltweit (nach Deutschland, vor China) dar. Vertrieben werden dort nach Angaben der Pressestelle Produkte der Industrie- und Mobil-Hydraulik sowie der Fabrikautomatisierung an 13 eigenen Standorten. "Die seit Kurzem geltenden US-Zölle auf Stahl und Aluminium haben Einfluss auf unsere Kosten, wirken sich aber nicht darüber hinaus auf die Fertigung aus", betont das Unternehmen.
ZF investiert 500 Millionen Dollar in South Carolina
Derweil bemüht sich Deutschlands zweitgrößter Autozulieferer und Unterfrankens größter Arbeitgeber ZF um Schadensbegrenzung. Laut einer Standortsprecherin analysiert der Konzern aktuell seine Lieferketten. Profitieren könnte ZF dabei ebenfalls von den insgesamt 34 Standorten, die der Konzern in den Staaten unterhält. "Wie in allen großen Märkten weltweit haben wir jeweils eine leistungsfähige lokale Produktion vor Ort, die Risiken innerhalb der Lieferketten minimiert und dadurch die Auswirkungen der Strafzölle abmildert", betont das Unternehmen. ZF produziert eigenen Angaben nach seit über 40 Jahren in den USA.
Gleichwohl geht man in Schweinfurt davon aus, dass am Ende vor allem Endkunden durch erhöhte Preise von den Zöllen betroffen sein werden, da "kein Unternehmen in der Wertschöpfungskette es sich leisten kann, die Kostenerhöhungen zu absorbieren", so die ZF-Sprecherin. Ungeachtet des aggressiven Vorgehens der Trump-Administration will der Zulieferer weiter an der Produktion für den US-Markt festhalten und sogar deutlich investieren. So hat das Unternehmen die Produktionskapazitäten am Antriebstechnologie-Standort Gray Court South Carolina bereits für 200 Millionen US-Dollar ausgebaut. Weitere 500 Millionen Dollar sollen in den nächsten Jahren dort investiert werden.
Verband der Automobilindustrie kritisiert Trump
Deutlichere Worte findet dagegen Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie: "Die angekündigten zusätzlichen US-Zölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, die nicht in den USA hergestellt werden, sind ein fatales Signal für den freien und regelbasierten Handel." Die Zölle sollen – sofern man den Angaben der Trump-Administration glauben kann – ab dem 3. April in Kraft treten.