
Die Einwohner Grafenrheinfelds stehen offenbar geschlossen hinter dem Gemeinderat, der einmütig einen Sand- und Kiesabbau durch die Firma Glöckle auf 84 Hektar Ackerland verhindern will. Dies ist das Ergebnis einer Informationsveranstaltung aller drei Gemeinderatsfraktionen, der 250 bis 300 Personen beigewohnt haben. Auch sie äußerten ihre Ablehnung eines "maßlosen Antrags", wie es dritter Bürgermeister Ludwig Weth (FBL) formulierte. Die Ergebnisse des Dienstagabends in der Kulturhalle: Der Ort steht unmittelbar vor der Gründung einer Bürgerinitiative und die Ratsfraktionen werden eine Petition an den bayerischen Landtag formulieren.
Mobilisierung der Bürger
Moderator Walter Weinig (CSU) war denn am Ende voll des Lobes über den Zuspruch der Bürger, die die Fraktionen per Handzettel und Mundpropaganda mobilisiert hatten. Als "freiwillige Bürgerbeteiligung", bei der Argumente gegen das Projekt gesammelt werden sollten, die auch protokolliert worden sind. Sie sollen verwendet werden im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens, das die Regierung von Unterfranken nach dem Antrag des Bauunternehmens durchführt, bei dem Gemeinden, Behörden, Verbände und Bürger gehört werden sollen.

In drei Bauabschnitten will die Firma Glöckle unmittelbar neben ihrem bestehenden Kieswerk Sand und Kies abbauen. In bis zu zehn Metern Tiefe. Etwa zwei Drittel der Flächen sollen später wieder verfüllt werden; der Bauabschnitt 2 soll dem Plan zufolge zu einem See werden. Dauer des Projekts: 40 bis 50 Jahre. In diesem Zeitraum entstehe eine "Kraterlandschaft", wie Walter Kaspar (FBL) sagte. Weinig erläuterte das Hauptargument der Ortspolitiker gegen den Abbau: Für bisherige Sand- und Kiesausbeute, Schweinfurts Industriegebiet Maintal und den Bau des Atomkraftwerks habe die Gemeinde in den zurückliegenden Jahrzehnten schon genug Grundstücke zur Verfügung gestellt. Die Ackerfläche in hoher Bonität habe sich auf 500 Hektar reduziert.
Es geht um 100 Millionen Euro
Kaspar erläuterte nicht nur die räumliche, sondern auch die wirtschaftliche Dimension plastisch: Derzeit koste eine Tonne Sand 20 Euro – Tendenz steigend wegen steigender Nachfrage. Insgesamt gehe es für das Unternehmen um 100 Millionen Euro Umsatz. In der wirtschaftlichen Betrachtung sehen auch die Kritiker den wichtigsten Hebel, um das Vorhaben zu verhindern – auf Seiten der Grundstücksbesitzer. Etwa 100 haben im Plangebiet Land. Weinig: "Letztlich entscheiden es die Eigentümer." Er appellierte an sie, keine Grundstücke zu verkaufen. Wie viele Glöckle bereits im Besitz oder sich per Vertrag gesichert hat, sei nicht bekannt. Der Gemeinde lägen noch keine notariellen Beurkundungen vor, so Weinig.
Preisangebote wie für Bauland
Aber auch auf Seiten der Privatleute geht es um viel Geld. In die Diskussion fielen Angaben zu den aufgerufenen Bodenpreisen zwischen 7,50 und 20 Euro pro Quadratmeter, denen niemand widersprach. Anderenorts erreichen die 20 Euro das Niveau von unerschlossenem Bauland. Stimmen diese Zahlen, könnte man für einen Hektar Ackerland bis zu 200 000 Euro erlösen. Deswegen forderte Ludwig Rüdiger, dass man Erbengemeinschaften "von allen Seiten" unterstützen müsse, da sie oftmals gezwungen seien, Land zu verkaufen. Weinig erläuterte das Angebot der Gemeinde, selbst Flächen zu erwerben, allerdings "zu vernünftigen Preisen". Eine Enteignung von Privatgrundstücken sei für dieses Projekt nicht möglich.
Die Grafenrheinfelder, so der Eindruck des Abends, wollen sich in einer Bürgerinitiative formieren. Und sie wollen eine Petition an den Landtag schreiben. Diese Anregung kam von Björn Schotta, der in Nordheim/Main gegen einen Kiesabbau kämpft, wenngleich die räumliche Dimension dort wesentlich geringer ist. Seit Eingabe der Petition liege das Vorhaben in einer Warteschleife: "Die Zeit spielt für uns." Schottas weiterer Tipp: das Herstellen von größtmöglicher Medienpräsenz.
Kein Kompromiss: "kein Quadratmeter"
Die Grafenrheinfelder trugen im Detail eine ganze Reihe von Argumenten gegen den Kies- und Sandabbau zusammen. Besonders getrieben von der Sorge um die Folgen für das Grundwasser. Es ging aber auch um konkrete Ideen zur Lärmbelästigung und Zunahme des Lkw-Verkehrs durch den Abtransport von zunächst Mutterboden und dann Sand und Kies. Lkw würden auch fahren, um das Füllmaterial herbeizuschaffen. Weinig schloss zudem eine Kompromissbereitschaft der Gemeinde aus, etwa um eine Verkleinerung des Gebiets zu akzeptieren: Man wolle "keinen Quadratmeter" bereitstellen.
Eine Feststellung war Weinig wichtig:"Wir sind nicht gegen die Firma Glöckle", machte er die Haltung im Ratsgremium deutlich. Und man führe auch, so Walter Wegner (SPD/FW), keine "Pressekampagne" gegen das Unternehmen, wie es den Gemeinderäten offenbar vorgeworfen worden ist. Bis auf eine Ausnahme waren Tonfall und Wortwahl in der zweistündigen Diskussion durchaus moderat, aber dennoch entschlossen.
Dabei sollten wirtschaftliche Aspekte wie Arbeitsplätze, Verkaufserlöse und Steuereinnahmen nicht im Vordergrund stehen.
Boden ist eine begrenzte Ressource. Es ist schlimm genug wie viel Fläche, teilweise auch unnötig, zugeteert und zubetoniert wird. Da müssen wir nicht auch noch Seen daraus machen.
Selbst wenn die Löcher nach Jahrzehnten wieder verfüllt werden ist die Qualität des Bodens als Anbaufläche schlechter. Einzig wenn die Fläche danach als Bauland genutzt und sowieso versiegelt werden soll wäre dies vertretbar. Allerdings sind 50 Jahre ein sehr langer Planungshorizont.
Der Nutzen eines Sees als Erholungsgebiets ist zweifelhaft. Während man eine Ackerfläche stilllegen oder extensiv nutzen kann ist der Boden durch einen See endgültig verloren.
Übrigens wird seit 50 Jahren nicht mehr geteert.
Die Damen und Herren Gemeinderäte samt Bürgermeisterin können es nur nicht akzeptieren, weil die Firma Glöckle die Gewerbesteuer nach Schweinfurt überweist. Wie war es denn mit PreussenElektra, vormals e.on? Solange sie brav die Gewerbesteuer an Grafenrheinfeld überwiesen haben und damit Rafeld vergoldet werden konnte war alles prima. Als die Steuern nicht mehr flossen, ging man gegen PreussenElektra vor. Doppelmoral?
Historische Landschaftsarchitekten würden sich die Finger nach diesen gewaltigen Gestaltungsmöglichkeiten lecken! Heutige Landschaftsarchitekten sind hingegen völlig unfähig, wenn man sich z. B. im Luftbild das Vogelschutzgebiet Sauerstücksee ansieht: eine Mondlandschaft! Die Abtrennung in mehrere kleine Seen ist nach Rücksprache mit dem Wasserwirtschaftsamt für die Wasserqualität schlecht. Baggerseen sollten so groß wie möglich sein.
Am besten wäre deshalb, wenn man im Endausbau alle Seen entlang des Schwebheimer Waldes, von SWer Badesee bis zum neuen See im Bauabschnitt 2 miteinander verbinden würde. Das wäre etwa die Größe des Schliersees: mit Naturschutzzonen, Uferpromenaden, Rundweg, Bootsanlegestellen, Strandhotel und einem neuen Grafenrheinfelder Ortsteil "Seedorf".
Also bitte aufhören klein zu denken und zu klagen, sondern groß denken und die gewaltigen Chancen sehen! Der SWer Süden könnte zu einem fränkischen Potsdam oder Schwerin werden.
Einem Landschaftsplaner sagte ich, man sollte alle SWer & Grafenrheinfelder Natur- & Baggerseen, einschließlich Altmainschleife-Nord, miteinander verbinden, mit Bootsschleuse am Main. Er sagte, dann hätte man ganz nebenbei ein gesteuertes Flutpolder!
Bei einer Hochwasserwelle könnte man die gesamte Wasserfläche kontrolliert z. B. um 0,5 m anheben. Bei dann ca. 2 km² (Schliesee) wären das 1 Mio. m³ Wasser! Das aber nicht, wie beim geplanten viele Millionen teueren Polder auf der Bergrheinfelder Insel (den man sich dann sparen könnte) auf wertvolle Felder fließt. Um dann Humus als Schlamm in den Main zu spülen und weiter unten überflutete Gebiete zu verdrecken. Und die Bergrheinfelder Bauern danach auch noch entschädigen zu müssen! Während man bei den Seen den erhöhten Wasserspiegel danach, bis in die Trockenzeit im Sommer stehen lassen & den niedrigeren Grundwasserspiegel erhöhen könnte.
So einfach kann Landesplanung sein! Es ist leider kein Ding der Deutschen.