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Grafenrheinfeld
Grafenrheinfeld will Äcker und Wiesen und keinen Baggersee
In Grafenrheinfeld positioniert sich der Protest gegen den Abbau von Sand und Kies. Zuständig für die Raumordnung ist nicht die Gemeinde, sondern die Regierung.
Knapp 85 Hektar will das Bauunternehmen Glöckle im Osten von Grafenrheinfeld für die Sand- und Kiesausbeute 50 Jahre lang nutzen.
Foto: Gerd Landgraf | Knapp 85 Hektar will das Bauunternehmen Glöckle im Osten von Grafenrheinfeld für die Sand- und Kiesausbeute 50 Jahre lang nutzen.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:20 Uhr

Es geht um Felder und Wiesen in der Größenordnung von 118 Fußballfeldern (jeweils 68 mal 105 Meter), die das Bauunternehmen Glöckle für seine künftige Sand- und Kiesausbeute auf Grafenrheinfelder Flur nutzen will. Die Gemeinde will dies nicht hinnehmen und macht mobil gegen eine weitere Ausdünnung ihres ländlichen Ortscharakters. Auf dem Spiel stehen mit den 84, 2 Hektar an der Straße von Grafenrheinfeld nach Gochsheim (in Höhe des Schweinfurter Industrie- und Gewerbeparks Maintal) 17 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen von Grafenrheinfeld (500 Hektar).

Aktuell laufen die Vorbereitungen des Raumordnungsverfahrens, dessen Durchführung in den Händen der Regierung von Unterfranken liegt. Wegen der Größe des Projekts ist die Gemeinde nicht zuständig, die im Jahr 2012 das Ansinnen von Glöckle, 14 Hektar für die Sand- und Kiesausbeute zu nutzen, abgelehnt und gleichzeitig den Grundsatzbeschluss gefällt hatte, keine weitere Sand- und Kiesausbeute auf ihrer Flur mehr zuzulassen. Der Gemeinderat hat sich bereits ohne Gegenstimme erneut gegen das Vorhaben der Baufirma positioniert. Auch die Landwirte und das Gewerbe (das Gewerbegebiet im Süden würde an den zweiten Bauabschnitt grenzen) seien mit im Boot, sagte der Redaktion Bürgermeisterin Sabine Lutz.

Riesiges Gelände

Nutzen will Glöckle das Gelände zwischen seinem bestehenden Sand-, Kies- und Bauschuttrecyclingwerk, dem Vogelschutzgebiet Sauerstücksee (eine  ehemalige Sand- und Kiesausbeute) und dem Schwebheimer Wald im Osten, dem Hochwasserschutzgebiet im Süden (auf Höhe des Gewerbegebietes in Richtung Röthlein), der vorhandenen oder möglichen Ortsbebauung (mit einem Abstand von 150 Metern) im Westen und der Straße im Norden in drei Bauabschnitten. Geplant ist die Baustoffgewinnung zuerst an der Straße und auf der Länge des Vogelschutzgebietes. 

Beginnen soll der Abbau von Sand und Kies an der Straße von Grafenrheinfeld nach Gochsheim.
Foto: Gerd Landgraf | Beginnen soll der Abbau von Sand und Kies an der Straße von Grafenrheinfeld nach Gochsheim.

Verfüllt werden soll dieses Areal anschließend mit Material aus dem zweiten Bauabschnitt (im Süden des Vogelschutzgebietes). Dieses soll dann mit dem Boden aus dem dritten Abschnitt (zwischen Wassergraben und Gewerbegebiet) verfüllt werden. Der dritte Bauabschnitt wäre nach der anvisierten Nutzungsdauer von 50 Jahren eine weitere Wasserfläche.

"Wir wehren uns, weil Grafenrheinfeld in den letzten Jahrzehnten schon genügend Flächen abgeben musste", sagt Sabine Lutz. Bei der Gebietsreform in den 1970er Jahre verlor Grafenrheinfeld die 252 Hektar des heutigen Industrie- und Gewerbeparks Maintal der Stadt Schweinfurt. Der Bau des Kernkraftwerks verbrauchte 52 Hektar. Weitere 45 Hektar der Grafenrheinfelder Flur wurden für die bisherige Sand- und Kiesausbeute der Firma Glöckle genutzt und sind heute ein "sehr, sehr schönes" Naturschutzgebiet, so die Bürgermeisterin, die meint, "dass es aber reicht". Grafenrheinfeld brauche kein Seenland, sondern Äcker und Wiesen, um gewachsene Strukturen zu erhalten. Zu dem früher nicht üblichen Verfüllen der Abbauflächen sagt Sabine Lutz, dass die Qualität der "sehr, sehr guten Böden definitiv nicht mehr erreicht wird". 

Protest mit Fähnchen

Völlig offen seien dagegen die Auswirkung eines weiteren Abbaus von Sand und Kies auf den Grundwasserspiegel, den Grafenrheinfeld erst durch den Bau einer Ringanlage samt dazugehörender Pumpwerke in den Griff bekommen hat.

Um welche Dimensionen es bei dem Raumordnungsverfahren geht, will die Gemeinde in den nächsten Tagen zeigen. Bestellt sind rot-orange Fähnchen, die alles 50 Meter entlang der anvisierten Abbauflächen aufgestellt werden.

 
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  • F. R.
    Zitat: "Der Bau des Kernkraftwerks verbrauchte 52 Hektar."
    Das AKW hat die Gemeinde selbst beschlossen!

    Zitat: "Bei der Gebietsreform in den 1970er Jahren verlor Grafenrheinfeld die 252 Hektar".
    Wo wäre SW heute ohne das Maintal und die Grafenrheinfelder die dort arbeiten?

    Sabine Lutz klagt unbeabsichtigt den unsäglichen Pfusch der Gebietsreform an. Es knirscht an allen Ecken, Stadt und Vororte werden immer beengter, man plant unkoordiniert nebeneinander her, ohne gemeinsamen Flächennutzungsplan, Zersiedelung wird gefördert und das alles ist zudem ineffektiver, mit höheren Verwaltungskosten! Die Eingemeindungen der Vororte sollte möglichst schnell nachgeholt werden! Die Sache wird sonst je länger - je ärger, wie man in Grafenrheinfeld sieht. Das ist doch alles nicht zukunftsfähig!

    In Conn (Niederwerrn & Geldersheim) lief bisher i. Ggs. zu Ledward nichts!

    Der zuständige Innenstaatssekretär Gehard Eck sollte sich im fernen(!) München dafür einsetzen - dafür ist er schließlich da.
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