
Am 18. Mai 2023 ist der Kopf der umstrittenen Gemeinschaft "Go&Change", die in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) ein ehemaliges Kloster bewohnt, festgenommen worden. Er wird beschuldigt, eine junge Frau schwer verletzt und vergewaltigt zu haben. Seitdem suchen die Behörden auch nach einem Kind, das in der Gemeinschaft gelebt hat.
Auch drei Monate später ist der Aufenthaltsort des Kindes unbekannt, heißt es aus dem Polizeipräsidium Unterfranken und dem Landratsamt Schweinfurt auf Anfrage der Redaktion. Inzwischen habe ein Familiengericht die Vormundschaft für das Kind auf das Jugendamt des Landkreises Schweinfurt übertragen, teilt ein Sprecher des Landratsamtes mit. Und weiter: "Gegen die Entscheidung haben die Eltern Rechtsmittel eingelegt, über die noch nicht entschieden ist."
Polizei durchsuchte ehemaliges Kloster und Wohnungen im Raum Gerolzhofen
Am Tag nach der Festnahme hatte das Polizeipräsidium mitgeteilt, dass aufgrund der aktuellen Ereignisse bei "Go&Change" das Jugendamt "ohne zeitlichen Verzug eine Inobhutnahme" eines Kindes angestoßen habe. Hintergründe wurden mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte des Kindes keine genannt. Als die Behörden es abholen wollten, befanden sich laut Polizei keine Kinder in dem Anwesen, deshalb habe man "Fahndungsmaßnahmen angestoßen".
Diese dauern nun mehr als drei Monate an. Ende Juni hatte die Polizei auf der Suche nach Hinweisen auf den Verbleib des Kindes erneut das ehemalige Kloster "Maria Schnee" in Lülsfeld durchsucht, außerdem drei Wohnungen im Raum Gerolzhofen. Dabei hatten die Beamten unter anderem Handys sichergestellt. Bislang haben sich laut Polizeiangaben aus den dort aufgefundenen Daten allerdings keine neuen Ermittlungsansätze ergeben.
Staatsanwaltschaft: Noch keine Anklage gegen den verhafteten 41-Jährigen
Unterdessen befindet sich der 41-Jährige, der innerhalb der Gemeinschaft "Go&Change" laut Aussteigerinnen und Aussteigern den Status eines Gurus genießt, weiter in Untersuchungshaft. Wann er vor Gericht kommt, ist derzeit noch völlig offen. Eine Anklage liege jedenfalls noch nicht vor, erklärte der Schweinfurter Oberstaatsanwalt Reinhold Emmert auf Anfrage.