Nach der Festnahme des Kopfes der Gemeinschaft "Go&Change" in der vergangenen Woche sucht die Polizei nach einem Kind, das in dem früheren Kloster in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) wohnt. Das erklärte Andy Laacke, Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken, am Montag gegenüber der Redaktion. Das zuständige Jugendamt in Schweinfurt habe das Kind in Obhut nehmen wollen, allerdings sei dessen aktueller Aufenthaltsort "bislang unbekannt", so Laacke.
Seit einem Einsatz an Christi Himmelfahrt sitzt der 41-jährige Anführer von "Go&Change", der innerhalb der umstrittenen Gemeinschaft den Status eines Gurus genießen soll, wegen des Verdachts der Vergewaltigung in Untersuchungshaft. Zuvor war eine junge Frau mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert worden und hatte angegeben, vergewaltigt worden zu sein.
Fall für das Jugendamt Schweinfurt - aber aktuell ist unklar, wo die Kinder sind
Nach den jüngsten Entwicklungen bei "Go&Change" habe das Jugendamt "ohne zeitlichen Verzug eine Inobhutnahme" des Kindes angestoßen, so Polizeisprecher Laacke. Mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte des Kindes konnte er am Montag keine weiteren Angaben zu den Hintergründen machen.
Wie frühere Recherchen der Redaktion ergaben, wohnten mehrere Kinder in dem früheren Kloster. Zuletzt war von bis zu fünf die Rede. Wo sie derzeit sind, scheint unklar. Sowohl bei dem Einsatz am Donnerstag als auch am Freitag, als die Behörden den Jungen abholen wollten, hatten sich laut Polizeiangaben keine Kinder in dem Anwesen befunden. Das Jugendamt habe "umsichtig und schnell" gehandelt, die Zusammenarbeit mit der Polizei sei "vorbildlich" gewesen, betonte Laacke. Auf der Suche nach dem Jungen habe die Polizei nun "Fahndungsmaßnahmen angestoßen".
Festgenommener äußerte sich zu den Vorwürfen
Unterdessen sitzt der 41-jährige "Go&Change"-Anführer weiter in einer Justizvollzugsanstalt. Wie der Schweinfurter Oberstaatsanwalt Reinhold Emmert am Montag auf Anfrage erklärte, habe sich der Beschuldigte inzwischen zu den Vorwürfen geäußert. "Ein Geständnis hat er aber nicht abgelegt."
Es hat viel zu lange gedauert, dass die Behörden solch einem Treiben zugeschaut haben!
Nur ist dies leider kein Einzelfall, sondern eher die Regel.
Behörden tun sich sehr schwer im Umgang mit Sekten und Psychogruppen, in allen Bereichen wohlgemerkt.
Es fängt an bei der Justiz (z. B. Familiengerichte), Polizei (die Einschätzung solcher Gruppierungen), um mal zwei Beispiele zu nennen, aber auch die Gesellschaft tut sich schwer mit solchen Gruppierungen, weil die meisten davon nicht betroffen sind.
Hinzu kommt, dass manche solcher Gruppierungen international agieren, die Behörden aber nur national.
Die $cientology-Organisation z. B. betreut von Basel/Schweiz aus auch den südbadischen Raum, also Deutschland, die Arbeit der Sicherheitsbehörden aber endet an der Grenze, gerade an der Grenze zu Schweiz, wie ein Zwischenfall in der Vergangenheit zeigt.
Aber auch, weil die Schweiz eine andere Einstellung zu $cientology hat, als wie Deutschland.
Damals fand eine Veranstaltung/Demonstration der Hare Krishna Sekte auf dem dortigen Marktplatz statt, die von der Polizei begleitet wurde.
Sie hätten mal den Kulleraugenblick von der Polizeibeamtin sehen müssen, als ich die daraufhin angesprochen habe, dass Hare Krishna eine Sekte ist.
Die hatte keinen blassen Schimmer davon, wer da vor ihr steht bzw. wen sie da begleitet!
Und das ist das Problem:
Viele Bürger, ja selbst die (Sicherheits) Behörden haben überhaupt keine Ahnung, mit wem sie es da zu tun haben.
Hier zählen nur die reinen Fakten, wie etwa Missbrauch, Sexualdelikte oder z. B. auch Kindesentzug.
Bei $cientology kommen auch Wirtschaftsdelikte vor, die aber (oft) nicht im Zusammenhang mit dieser Organisation gesehen werden.
Hier muss der Staat und die Gesellschaft einfach sensibler werden.
Hinzu kommt, das diejenigen, die sich professionell mit solchen Sekten- und Psychogruppen auseinander setzen, entweder keinerlei bzw. eine sehr geringe Unterstützung durch den Staat oder der Gesellschaft bekommen oder man diesen auch noch Knüppel zwischen den Beinen wirft.
Ich kenne eine ehemalige Verbraucherschutzorganisation in einem anderen Bundesland, die von den zuständigen Ministerien "platt" gemacht worden ist, im Sinne von einer finanziellen Förderung, obwohl diese Verbraucherschutzorganisation in Sachen Aufklärungsarbeit über Sekten und Psychogruppen eine hervorragende Arbeit geleistet hat, mit erstklassigem Personal und einer umfangreichen Datenbank.
Statt dessen wird jetzt diesbezüglich eine Gruppierung gefördert, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hat, die sogar offen ist, für neues!
Auch so kann man dazu beitragen, dass Sekten und Psychogruppen immer mehr Zulauf bekommen ...