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Kolitzheim/Gerolzhofen
Glosse zur Woche: Zwischen Schultüte und Demo – nicht allen bleibt der erste Schultag in guter Erinnerung
In Kolitzheim wurde am Dienstag augenscheinlich, welche Probleme künftig auch anderen Gemeinden drohen könnten.
Zum ersten Schultag in der Gemeinde Kolitzheim gab es nicht nur große Schultüten für die Erstklässler, sondern auch eine Demonstration für einen Grundschulneubau.
Foto: Stefan Pfister | Zum ersten Schultag in der Gemeinde Kolitzheim gab es nicht nur große Schultüten für die Erstklässler, sondern auch eine Demonstration für einen Grundschulneubau.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 19.09.2024 02:38 Uhr

Es sind die besonderen Ereignisse, die unser Leben prägen und wir nicht vergessen. Bei vielen zählt der erste Schultag dazu. Diese aufgeregte Stimmung, mit vielen fremden Kindern, Eltern, Lehrerin oder Lehrer, dazu die große Schultüte und die Frage, was sich darin wohl alles befinden wird.

So erging es am Dienstag sicherlich den Erstklässlern an den Grundschulen in und um Gerolzhofen. In vielen Gesichtern war beim Besuch der Redaktion für das Klassenfoto eine Vorfreude auf die Schulzeit zu erkennen. Dieser Tag wird für die allermeisten Kinder unvergesslich bleiben. Ist die Schulzeit doch eine schöne Zeit. Den Ernst des Lebens erfahren die Kleinen dann früh genug.

Der sich zum Beispiel im Schulalltag in fehlenden Lehrkräften, vollen Klassenräumen, ausgefallenen Unterrichtsstunden oder alten Schulhäusern zeigt. Vielleicht war es schon früher so. Aber daran werden sich wohl die wenigsten von uns erinnern. Zum Glück.

Moderne Schulhäuser gibt es nicht überall. Und immer mehr Kommunen bekommen Probleme, ihre in die Jahre gekommenen Gebäude zu sanieren, geschweige denn neue zu bauen. Die Baukosten sind mittlerweile explodiert, infolge der Pandemie, durch steigende Zinsen, Ukraine-Krieg.

Noch scheinen es Einzelfälle zu sein. In Gerolzhofen, Kolitzheim, Bergrheinfeld oder Sennfeld raucht den Bürgermeistern, Bauämtern und Räten deswegen der Kopf, wo man noch sparen kann. Manche Gemeinden haben zwischenzeitlich ihre Planungen gestoppt oder auf Eis gelegt. 

In Kolitzheim reichte es jetzt einigen Bürgerinnen und Bürgern. Sie kamen am ersten Schultag zur Demo zusammen und forderten die Gemeindeoberen auf, die derzeit ruhenden Pläne für den Bau eines zentralen Schulhauses gefälligst wieder voranzutreiben. Die Forderung ist gut nachvollziehbar aus Elternsicht, aber so ist es eben auch mit den finanziellen Zwängen der Kommune.

Auf eine Lösung konnten die Ratsmitglieder sich bei ihrer anschließenden Sitzung nicht einigen, obwohl die Planer erhebliche Kosteneinsparungen beim Neubau aufzeigten. Dass man sich aufgrund von Abstimmungspatts nicht einmal auf das weitere Vorgehen verständigen konnte, verwundert allerdings umso mehr. Keiner weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Was nicht gut ist!

Gleichwohl zeigt dieser Fall exemplarisch auf: Die Gemeinden stecken in einem Dilemma, sprich in der Finanzierungsfalle. Mehr Einnahmen sind derzeit kaum zu generieren, andererseits die Kosten nicht unendlich absenkbar. "Streichkonzerte" bei anderen Projekten und freiwilligen Leistungen sorgen schnell für weiteren Unmut in den Orten.

Bei der Fülle von Pflichtaufgaben können sie Großprojekte wie Schulen kaum mehr alleine stemmen. Trotz später fließender Fördergelder vom Staat. Hier ist jetzt auch insbesondere die Landes- und Bundespolitik gefragt, dieses Problem mitzulösen. Sonst drohen künftig nicht nur Einzelfälle – und damit immer öfter weniger schöne Momente im Rückblick.

 
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  • Matthias Braun
    Man kann den Euro nur einmal ausgeben. Die Gemeinde hat vielfältige Aufgaben zu bewältigen. Feuerwehrhäuser + Fahrzeuge, Infrastruktur ( Straßen, Wasserleitungen usw.), neue Baugebiete, Schulen …. Wenn durch den Schulbau wichtige Projekte für die Allgemeinheit nicht umgesetzt werden können muss genau hingeschaut und abgewägt werden welche Projekte Priorität haben . Es ist gut dass Bgm und Gemeinderäte hier mit Besonnenheit vorgehen .
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  • Egon Eller
    Übrigens, der Unterrichtsausfall könnte wesentlich geringer sein, wenn alle Räume mit HEPA Luftreiniger ausgestattet sein würden.
    4-6 Trotec 250e (200€) Geräte würden bereits für ein normales Klassenzimmern ausreichen. (Die Luft muss mindestens 6x pro Stunde gefiltert werden)

    Weniger Lehrer krank
    Weniger Schüler krank, infolge dessen weniger Eltern krank.

    Dass das niemand auf dem Schirm hat ist total unverständlich. Wie wenn man aus den letzten Jahren nichts, aber auch gar nichts, gelernt hätte.

    Diese Luftreiniger sollten übrigens auch in allen Kindergärten, Ämtern, Arbeitsplätzen und vor allem medizinischen Einrichtungen selbstverständlich sein. Leider immer noch eine Seltenheit, zumindest in Deutschland.
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  • Karl Weikert
    Richtig Herr Eller, wenn auch neben diesem als einem der Gründe für Unterrichtsausfall aufgrund Personalausfall häufig auch andere Gründe mit hineinspielen.

    Viel häufiger fällt der Unterricht jedoch aufgrund mangelnder Klassenzimmer aus, z.B. ist einer der Werkräume (glaube in Herlheim) aktuell aufgrund Brandschutz nicht nutzbar. In diesem Werkraum wurde häufig auch Ethik Unterricht gegeben. Fällt der Raum weg, fällt der Unterricht häufiger aus.

    HEPA Reiniger sind sicher nie verkehrt, das eines der Kernprobleme für den Unterrichtsausfall sind jedoch die nicht vorhandenen Räume. Und eine Lösung hierfür ist ja nicht absehbar.

    Viel schlimmer noch, im jetzt gestarteten Schuljahr ist es eine 1. Klasse mehr als an 4. Klassen im Vorjahr rauskamen.
    Und schaut man sich die Kinderzahlen in den Kindergärten an, kann man mit jährlich wachsenden Klassenzahlen auch in Zukunft rechnen.

    Beste Grüße
    Sebastian Weikert
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  • Jutta Nöther
    Was ist daran eine Glosse?
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  • Peter Dressel
    Auch die Stadt Gerolzhofen kommt ihren Pflichtaufgaben, wie den Bau von einem dringend benötigten Kindergarten, der Sanierung der Grund und Mittelschule mit einer ordentlichen Turnhalle, so wie die Sanierung maroder Straßen wie Dr. Georg Schäfer und Spitalstraße aus Kostengründen seit Jahren nicht nach und verschiebt diese Aufgaben oder stellt diese erst einmal zurück.
    Gleichzeitig wird aber eine, ohne Frage notwendige Marktplatzsanierung, mit teuren Wünschen (freiwillige Leistungen) wie die Wettbewerbs Umsetzung mit Wasserspiel, Platanendach und weiteren Ideen für ca. 7 Millionen beschlossen.
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  • Peter Gehring
    Sehr geehrter Herr Weikert,

    die veranschlagten 16 Mio. stammen aus den Kostenberechnungen von 2023, hinzu kommen Kostensteigerungen durch die Inflation, welche in dort nicht berücksichtig werden dürfen.

    Unsere Zuschusshöhe für die Grundschule Röthlein ist durch zwei Faktoren höher:

    1.) Ausbau der Ganztagsschule: Dieser Bereich macht 50 % der Kosten aus und wird etwas höher als ein Schulneubau gefördert.

    2.) Sanierung des Bestandsgebäudes: Hier liegt der Fokus vor allem auf energetischen Maßnahmen, die zusätzlich von der KfW und der BAFA gefördert werden.

    In der Nachbargemeinde Kolitzheim ist die Situation anders.
    Wir Bürgermeister stehen in engem Austausch darüber, wie wir gute Lernumgebungen schaffen können. Auch bei der Mittelschule in Bergrheinfeld, an der Röthlein beteiligt ist, wissen wir aktuell noch nicht, wie die Finanzierung gesichert werden kann.

    Peter Gehring
    Bürgermeister der Gemeinde Röthlein
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  • Karl Weikert
    Sehr geehrter Herr Gehring,

    Vielen Dank für die klare und transparente Darstellung.

    Derartige offene und verständliche Erklärungen der Situation von BGM Herbert würden sich sicher viele wünschen, was sicher auch die aufgeheizte Stimmung etwas entspannen würde

    Vor allem aber würde man dann vielleicht verstehen was in Kolitzheim dann anders als in Röthlein ist.

    Nach Ihrer Aussage macht der Bau der OGT 50% der Kosten, mit überproportionaler Förderung aus, auch in Kolitzheim soll das zentrale Schulgebäude als OGT genutzt werden.

    Also kann es ja wohl nur die Sanierung des Bestandsgebäudes sein, was den Unterschied macht. Soweit ich die Kalkulation der Gemeinde verstanden habe, wurde die Sanierung lediglich auf Kostensicht hin geprüft, jedoch nicht aus Sicht erhöhter Förderungen.

    Und so bleiben leider weiter Fragen offen, welche ich mir wünschen würde, von unseren demokratischen Vertretern transparent erläutert zu bekommen.

    Vielen Dank für Ihr Statement

    VG
    Sebastian Weikert
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  • Karl Weikert
    Liebe Mainpost,
    sehr schöner Bericht, dem ich voll zustimme. Die Förderungen durch die bay. Staatsregierung sind ein Witz.
    Im Falle Kolitzheim wurde bei einer Bausumme von 20 Mio€ (vor Einsparungen) mit einer Förderung von ca. 6 Mio€ gerechnet.

    Jedoch gibt es neben den Negativbeispielen Gerolzhofen, Kolitzheim, Bergrhelnfeld, … allerdings wie Positivbeispiele wie z.B. Röthlein.
    Hier wurde es erreicht, dass bei einer Bausumme von 16 Mio€ lediglich 6,5 Mio€ Eigenanteil zu schultern sind, d.h. Förderungen von 9,5 Mio€.

    Was macht also Kolitzheim falsch?
    Kalkuliert die Gemeinde zu konservativ? Oder setzte sich die Gemeinde nicht ausreichend mit den Fördermöglichkeiten auseinander (Stichwort serielle Sanierung)?

    In das herauszufinden wäre es doch ein leichtes, dass der 1. BGM Kolitzheim Herbert den 1. BGM Röthlein Peter Gehring einfach mal anruft und sich austauscht.

    Irgendeinen Grund muss es ja geben, und wenn man wirklich Klarheit will, gibt es Möglichkeiten.

    Sebastian Weikert
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  • Andre Leixner
    Röthlein:
    Bausumme 16,5Mio€
    Eigenanteil 7,5Mio€
    Förderung 9,0Mio€

    https://www.mainpost.de/regional/schweinfurt/spatenstich-in-roethlein-grundschule-wird-erst-in-vier-jahren-vollstaendig-fertig-sein-art-11577430
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  • Karl Weikert
    Hallo Herr Leixner,

    Vielen Dank für die Klarstellung.

    Damit liegt in Röthlein die Förderquote bei 54,5%.

    In Kolitzheim wird bei Kosten von knapp 20 Mio€ mit 6 Mio€ gerechnet, also einer Förderquote von 30%.

    Beste Grüße
    Sebastian Weikert
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