
Es sind unruhige Zeiten, in denen wir leben. Insbesondere seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, der fast zweieinhalb Jahre andauert. Ein Krieg in Europa – wer hätte sich das vor dem 24. Februar 2022 überhaupt vorstellen können?
Der russische Überfall auf das Nachbarland scheint nicht enden zu wollen, stattdessen tobt es an allen Fronten. Viele mussten bislang sterben, auf beiden Seiten. Millionen mussten fliehen, manche davon auch nach Gerolzhofen.
Das Wettrüsten ist leider zurück
Mittlerweile, so scheint es, sind hierzulande viele Menschen froh, wenn die Bundeswehr aufgerüstet wird. So nimmt man die Worte anlässlich des Führungswechsels der Patenkompanie aus Volkach in Frankenwinheim eher beruhigend zur Kenntnis: Sie sei als "Bestes Logistikbataillon" ausgezeichnet worden und werde die nächsten Monate kriegstüchtiger ausgerichtet, hieß es dort.
Dabei bestand vor über 30 Jahren mit der Deutschen Einheit und Öffnung der Grenzen zwischen Ost und West die realistische Hoffnung, dass es damit ein für allemal vorbei ist, also mit Wettrüsten, Abschottung und Krieg auf dem Kontinent.
Dem entgegenwirken sollen auch Partnerschaften und Patenschaften zwischen Städten aus verschiedenen Ländern, von denen viele ab den 1950er und in den folgenden Jahrzehnten entstanden sind. Anfangs innerhalb Westeuropas, später mit Osteuropa und darüber hinaus. Sie alle tragen, wie die Schüleraustausche, zum Kennenlernen sowie Verständnis anderer Kulturen und Länder bei.
Gerade Gerolzhofen ist ein Paradebeispiel dafür. Es ist mit zahlreichen Städten in Frankreich, Italien, Ungarn, im afrikanischen Benin und selbst im (deutschen) Vogtland freundschaftlich verbandelt. Wie wichtig gerade heute derartige Verbindungen sind, das hat das Weltfreundschaftstreffen im ungarischen Elek einmal mehr eindrucksvoll gezeigt.
Dafür nahmen die Teilnehmer eine anstrengende Anreise mit 1100 Kilometern auf sich: 50 Personen reisten zwei Tage im Bus an, eine kleine Gruppe mit dem Bürgermeister verbrachte sogar sieben Tage im Sattel. Die Mühen haben sich gelohnt.
Freundschaft feiern und Verantwortung übernehmen
Die Radsportler wurden mit Spalier und Applaus herzlich begrüßt, alle Gerolzhöfer später mit warmen Worten des Eleker Bürgermeisters: "Wo die Freundschaft sich trifft, erscheint die ganze Welt für eine Stunde wie eine Heimat", sagte György Szelezsán. Recht hat er.
Dass man nicht nur gemeinsam feierte und Freundschaftsbäume pflanzte, sondern auch den dunklen Zeiten des Zweiten Weltkriegs gedachte, war ein wichtiges, verantwortungsvolles Signal. Schließlich zeigen die aktuellen Ereignisse in der Ukraine deutlich, wohin es führt, wenn keine Verständigung mehr möglich ist, wenn Starrsinn und Verblendung regiert, wenn nur noch Panzer und Raketen die Grenzen überqueren.
Wenn Waffen das Sagen haben, dann haben alle Menschen verloren.