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Gerolzhofen
Festakt in Ungarn: In Elek feierten Gerolzhöfer und Nachfahren die historische Auswanderung vor 300 Jahren
Trotz Trennung und Herausforderungen haben sich Gerolzhofen und Elek über Jahrhunderte hinweg wiedergefunden. So wurde das Jubiläum in Elek gefeiert.
300 Jahre Elek: Die Gerolzhöfer Delegation zum Jubiläum zum Besuch in ihrer Partnerstadt, bei der symbolischen Kutschfahrt und dem feierlichen Einzug.
Foto: Günter Engert | 300 Jahre Elek: Die Gerolzhöfer Delegation zum Jubiläum zum Besuch in ihrer Partnerstadt, bei der symbolischen Kutschfahrt und dem feierlichen Einzug.
Marco Karaschinski       -  Marco Karaschinski ist in Lübeck geboren und aufgewachsen. Nach seiner schulischen Ausbildung zum Kaufmännischen Assistenten mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik und seinem Abitur zog es ihn 2019 nach Würzburg. Hier studierte er Political and Social Studies und arbeitete als freier Mitarbeiter in der Würzburger Lokalredaktion. Marco Karaschinski ist seit April 2024 Volontär bei der Main-Post.
Marco Karaschinski
 |  aktualisiert: 14.08.2024 02:55 Uhr

Das Jubiläum der Auswanderung von 66 Menschen aus Gerolzhofen nach Ungarn vor 300 Jahren wurde beim 16. Weltfreundschaftstreffen vom 1. bis 4. August in Elek mit großen Festakten und kulturellen Ereignissen gebührend gefeiert. Die Auswanderer aus Franken zählen zu den Menschen, die die heutige Partnerstadt Gerolzhofens im Jahr 1724 wiederbesiedelten.

Zu dem historischen Ereignis begab sich eine Gerolzhöfer Delegation von gut 50 Personen. Auch Bürgermeister Thorsten Wozniak hat sich zusammen mit dem Gerolzhöfer Stefan Pfister mit dem Fahrrad auf die gut 1100 Kilometer weite Reise gemacht. Der Rest folgte am Mittwoch, 31. Juli, mit dem Bus. Unter den Reisenden waren auch vier Personen aus der französischen Partnerstadt von Gerolzhofen, Mamers.

Organisiert wurde die Bus-Bürgerfahrt nach Elek von Gabriele Schmitt, der Vorsitzenden des Städtepartnerschaftskomitees Elek-Gerolzhofen. Das Komitee besteht insgesamt aus fünf Leuten.  Nach insgesamt gut 18 Stunden Fahrt und knapp 1200 Kilometern erreichte die Reisegruppe die 5000 Einwohner große Stadt Elek. "Wir haben uns wahnsinnig auf die Ankunft gefreut", sagt Schmitt.

Ein gelungener Auftakt

Das Treffen sei mit einem freudigen und sehr herzlichen Empfang sowie einer Ausstellung aus den 300 Jahren der Eleker Geschichte eröffnet worden, so Schmitt weiter. Am Freitagnachmittag fand in der 15 Kilometer entfernten Nachbargemeinde Almáskamarás ein feierlicher Festakt statt. Mit Kutschen fuhr die Delegation zum Laudenbach Platz und stellte somit die Ankunft der Siedler nach.

Der Verein der Deutschen stellte die Geschichte der Einwanderer in Bildern dar.
Foto: Günter Engert | Der Verein der Deutschen stellte die Geschichte der Einwanderer in Bildern dar.

Wegen starken Regens fielen allerdings die geplanten Eröffnungsreden der Bürgermeister ins Wasser und wurden auf den nächsten Tag verschoben. Stattdessen wurde kurzfristig ein rumänischer Tanzabend organisiert und es trat unter anderem auch eine deutschsprachige Band auf. 

Am Folgetag hielt der Bürgermeister von Elek, György Szelezsán, seine Willkommensrede und sprach von Freundschaft und Zusammenhalt und wie die Bürgerinnen und Bürger des Ortes ihr Leben durch die Jahrhunderte hindurch gemeistert haben. Emotional verkündete er: "Wo die Freundschaft sich trifft, erscheint die ganze Welt für eine Stunde wie eine Heimat."

Andacht, Ausgelassenheit und Freundschaft

Im Anschluss präsentierte der Verein der Deutschen in Elek die Geschichte der Menschen in nachgestellten Bildern und zeigte in zehn Stationen, wie das Leben und der Alltag der Einwanderer ausgesehen hat. Auch die Weltkriege und die Vertreibung der Deutschen nach Lautenbach nach dem Zweiten Weltkrieg wurde porträtiert. "Es war beeindruckend und ein gewaltiger Aufwand", sagt Schmitt.

Ausgelassen tanzte die Delegation mit den Einheimischen den Schwäbischen 'Binkelball'.
Foto: Günter Engert | Ausgelassen tanzte die Delegation mit den Einheimischen den Schwäbischen "Binkelball".

Am Abend wurde es dann heiter und ausgelassen. Die Delegation und die Einheimischen schwangen bei einem festlichen Akt ihr Tanzbein und tanzten den traditionellen "Binkelball". "Die Stimmung war ausgelassen und wir hatten alle sehr viel Spaß. Es ist eine schöne Erinnerung", sagt Schmitt.

Am Sonntag wurde es dann bedächtig. Der Tag begann mit einer zeremoniellen Kranzniederlegung im Heldengarten, beim Kriegsdenkmal für Gefallene. Der anschließende Gedenkgottesdienst in der Kirche Mariä Himmelfahrt wurde von einem Gerolzhöfer Chor begleitet. Die Kirche wurde ebenfalls von deutschen Einwanderern erbaut.

In einem großen Festakt fand im Anschluss die emotionale Einweihung der Gedenkstätte der Ansiedlung statt. Die Ansprache hielt die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, Ibolya Hock-Englender. 

Bedächtige Stimmung bei der Einweihung der Gendenkstätte zur Ansiedelung.
Foto: Günter Engert | Bedächtige Stimmung bei der Einweihung der Gendenkstätte zur Ansiedelung.

Symbolische Geschenke im Zeichen der Freundschaft

Als Gastgeschenke brachte die Gerolzhöfer Delegation aus Deutschland eine Collage mit, auf der die drei Ortschaften Dingolshausen, Frankenwinheim und Gerolzhofen zu sehen sind. Aus diesen Ortschaften reisten die Einwanderer 1724 von Deutschland aus nach Elek.

Außerdem schenkte Bürgermeister Wozniak der Stadt drei Speierlinge aus Gerolzhofen. Sie seien ein Symbol für die gemeinsame Geschichte, so der Bürgermeister. "So wie die Vorfahren der Eleker Bürgerinnen und Bürger aus Gerolzhofen stammen, so stammen diese Bäume aus Gerolzhofen, die nun in Elek Wurzeln schlagen. Wenn die Bäume nun in Elek wachsen, ist das ein Symbol der weiteren engen Partnerschaft zwischen Elek und Gerolzhofen", sagte Wozniak.

Gemeinsamer Einsatz beim Einpflanzen der Speierlinge, welche die Gerolzhöfer Delegation als Gastgeschenk nach Elek mitbrachte.
Foto: Günter Engert | Gemeinsamer Einsatz beim Einpflanzen der Speierlinge, welche die Gerolzhöfer Delegation als Gastgeschenk nach Elek mitbrachte.

Gemeinsam wurden die Bäume dann von Eleks Bürgermeister György Szelezsán, Laudenbachs Bürgermeister Benjamin Köpfle und Eleks neuem Ehrenbürger Joschi Ament, welcher am selben Tag zu diesem ernannt wurde, eingepflanzt.

Die innige Freundschaft soll weiter ausgebaut werden

Am Abend folgte ein geselliges Beisammensein mit abschließender Verabschiedung der Delegation. "Es war wahnsinnig herzlich und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen", sagt Schmitt.

Der nächste Besuch ist auch schon geplant. Dann soll jedoch die Eleker Gemeinschaft zum Weinfest in Gerolzhofen zu Besuch kommen. "Es wurden mit den Jahren viele schöne und auch langjährige Freundschaften geschlossen." Es sei ein Herzensprojekt, an dem beide Seiten mit Hochdruck arbeiten würden, sagt Schmitt abschließend.

 
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