Schockschwere Not bei den Mitarbeitern von ZF und SKF: Da fahren sie vorbildlich mit der Eisenbahn gen Wälzlagerstadt, steigen am Hauptbahnhof kurz vor 6 Uhr aus, auf dem Weg zur Frühschicht. Und dann hängt da ein Schild von der Stadt Schweinfurt an der Fußgängerbrücke über die Gleise, dass diese ab sofort wegen Einsturzgefahr gesperrt ist.
Die Bilder im Bauausschuss vom Rost an Stufen und Trägern lassen nichts Gutes erahnen. Mit der Brücke wird's nix mehr, das ist klar. Doch was tun? Abreißen und nicht mehr aufbauen? Eine neue Brücke für Millionen Euro? Eine Unterführung? Alles offen, weswegen im Moment nur eines klar ist: Für die Menschen, die über die Brücke gingen, dauert es deutlich länger.
Und sie finden mutmaßlich eine Bemerkung von Oberbürgermeister Sebastian Remelé wenig amüsant. Der Umweg mit knapp 1,2 Kilometern Länge statt deutlich flinkerer 200 Meter sollte kein Thema sein, das mute man Grundschülern auch täglich auf ihrem Schulweg zu. Also zumindest wenn man kein Elterntaxi sein eigen nennt.
Kann man es so sehen, ändert aber nichts daran, dass der von der Stadt bevorzugte Abriss und Nicht-Wiederaufbau dazu führt, dass die Industriemitarbeiter wohl nicht mehr mit der Bahn fahren, sondern mit dem Auto. Denn die Ankunftszeiten der Bahn sind auf den Schichtbetrieb getaktet. Zum Morgenappell schafft man's aber nur rechtzeitig, wenn man die Brücke über die Gleise nimmt.
Verzwickt also, aber auch eine Chance für die Stadt, als moderner Umwelt-Pionier voran zu schreiten und sich nicht immer sagen lassen zu müssen, was man alles schlechter macht als diese Haßfurter, die ja alles viel toller machen. Zumindest in Sachen Umweltschutz.
Wir hätten also ein paar Vorschläge, wie man den Wunsch der Stadt, diese rostige Brücke los zu werden, und ein modernes Image in Einklang bringt: Flugtaxi – ein Anruf bei Parteifreundin Dorothee Bär sollte für den OB ja ein Leichtes sein. People Mover ginge auch, muss man ja nur einen kleinen Spaziergang zu ZF machen – am besten nicht vom Hauptbahnhof aus, Brücke ist ja gesperrt. Die Industriebuslinie der Stadtwerke ist auch eine Option, aber nicht so schick wie der Zeus-Roller, der sogar bei Grünen-Stadträten ausweislich ihrer Facebook-Aktivitäten auf große Begeisterung stößt. Super innovativ wäre Beamen. Und der OB würde uns mit offenen Mündern zurück lassen, würde er Captain Kirks Telefonnummer aus dem Hut zaubern.
Zum Schluss zurück zu wirklich wichtigen Fragen. Dass die Franz-Josef-Strauß-Brücke so heißt, wie sie heißt, wird je nach politischer Perspektive positiv gesehen oder halt nicht. Wir machen jetzt kein Fass auf ob der Verdienste des CSU-Übervaters. Von einem raten wir aber ab: Sie in Max-Josef-Strauß-Brücke um zu nennen, wie es Sinan Öztürk versehentlich herausgerutscht ist. Dass der Linken-Politiker qua politischer DNA mit Franz Josef nichts anfangen kann, ist erklärbar. Max Josef aber ist der älteste Strauß-Sohn, bekannt durch die so genannte Maxwell-Affäre um den Rüstungslobbyisten Karlheinz Schreiber aus den 1990er-Jahren. Mit Verlaub, nach ihm sollte man weder eine Brücke noch ein Flugtaxi noch einen People Mover benennen.