Es ist absurd: In einem Land, das seine technologischen Hausaufgaben zum Teil mangelhaft erledigt, wird von Politikern, Unternehmern und Wissenschaftlern der Eindruck erweckt, in einigen Jahren seien autonom verkehrende Flugtaxis ein Teil der Lösung unserer Verkehrsprobleme. Einer Nation, in der die Bahn einen jämmerlichen Eindruck macht und Autobahnen in Lkw-Massen ertrinken, suggerieren Werbebroschüren und Filmchen, unsere Stau-Gesellschaft könnte auch dank Himmels-Droschken genesen. Selbst Digitalministerin Dorothee Bär ist dem Reiz der technisch zugegeben interessanten Flugobjekte erlegen.
- Bericht: Jetzt kommen die Flugtaxis
Das alles entbehrt nicht einer gewissen Komik, gleicht Deutschland doch in einigen Regionen, was schnelles Internet betrifft, einem Entwicklungsland. Und was soll also ein Bahnfahrer, der wieder erleben muss, wie sein Zug zu spät ankommt und dies seiner Partnerin wegen eines Funklochs nicht mitteilen kann, von den vagen Aussichten auf Flugtaxis halten? Eine fliegende Bahn wird es nicht geben.
Die Himmels-Taxis sind etwas für Megastädte
Und Himmels-Taxis sind, wenn sie ab etwa 2025 richtig abheben, über längere Zeit ein Fortbewegungsmittel für Megastädte mit mehr als fünf Millionen Einwohnern. In innovativen Metropolen wie Singapur werden sich Flugtaxis sicher durchsetzen. In Europa führen die fliegenden Untertassen aber wohl noch lange ein Nischendasein. Denn die rechtlichen Voraussetzungen für solche Drohnen sind noch lange nicht geklärt.
Gerade in Deutschland mit einer allzeit bereiten klagefreudigen Wutbürger-Schicht dürfte es schwierig werden, neue Luftfahrt-Straßen durchzusetzen. Auch wenn die elektrisch angetriebenen Mini-Maschinen angeblich nur akzeptable Brummgeräusche von sich geben, werden Menschen, die schon die dritte Startbahn am Münchner Flughafen erfolgreich torpediert haben, Mittel und Klagewege finden, um Flugtaxis am Boden zu halten.
Ohnehin lösen die Luft-Transporter nicht unsere irdischen Verkehrsprobleme. Der Schlüssel dazu liegt in Milliardeninvestitionen in den öffentlichen Nahverkehr und endlich einer überzeugenden Strategie für die Bahn. Der zügellose Individualverkehr führt jedenfalls in Dauer-Stau-Chaos und Umweltzerstörung. Lufttaxis sind damit nur eine Verlängerung des täglichen Verkehrsinfarkts in die Höhe.
Für einige Firmen wird das Geschäft lukrativ sein
Dennoch wird die Herstellung solch kleiner Fluggeräte für einige Firmen ein lukratives Geschäft. Sie müssen dranbleiben und die Technologie weiterentwickeln. Deutschland ist mit Start-ups wie Lilium aus Weßling bei München oder Volocopter aus dem baden-württembergischen Bruchsal gut aufgestellt. Auch Airbus verfügt über eine vielversprechende Technik. Lufttaxis für Megastädte können in Donauwörth Jobs sichern. Autobauer wie Daimler und Audi mischen vorsorglich bei dem Thema ebenso mit.
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Doch der Markt wird sich sortieren. Am Ende bleiben einige Anbieter übrig. Für sie locken gute Geschäfte in Monstergebieten wie Los Angeles. Dort gibt es Menschen, die gerne Staus umgehen, zumal die Flüge günstiger sind als Transporte mit dem Helikopter. Dabei werden die City-Mini-Flieger erst dann für breitere Kreise preislich interessant – und reifen damit wirklich zum Taxi heran –, wenn sie autonom, also ohne teure Piloten fliegen. Das dürfte aber ängstlichere Naturen abschrecken und auch versicherungsrechtliche Fragen aufwerfen.
Politiker sollten also ihre Flugtaxi-Euphorie etwas dämpfen und zum Himmel schreiende Verkehrsprobleme lösen. Wie wäre es, endlich mehr Güterverkehr auf die Schiene zu bringen? Maximal unsexy, aber auch maximal überfällig.
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Irgendwie cool, ausprobieren - in ein paar Jahren wird man sehen was daraus geworden ist.
Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen.
Was hätten all die rein parteipolitisch motivierten Kritiker hier wohl gesagt, wenn so ein Projekt von dem (auch schon etwas gerupften) grünen Star Habeck oder von dem roten Hoffnungsfünkchenchenchen Kühnert präsentiert worden wäre?
Und in der vorgeblich unabhängigen MAinPost wären da sicher auch mindestens zwei Sonderseiten fällig gewesen.....
Ich befürchte nur, dass unsere CSU Minister wieder mal wie Hans im Glück mit einem Goldklumpen losrennen und mit leeren Händen zurückkommen. Speziell das Verkehrs- und "Digitalministerium" hat ja nach 10 Jahren CSU eine Spur der Verwüstung hinterlassen:
- Mit dem BER wird es nie was. Vielleicht Umbau zum Spaßbad?
- Bahn - Ein riesiger Haufen Altmetall
- Unsere Autoindustrie - nach kaum zu überbietender eigener Blödheit (Abgasbetrug) vom vom Mitwisserministerium erst geleugnet, dann gedeckt, verzögert und die Aufarbeitung behindert. Danke, Dobrindt und Scheuer! Tolle Leistung.
- Zukünftige Mobilitätskonzepte? Fehlanzeige! Ratlosigkeit.
- Breitbandausbau - welcher Breitbandausbau? Schlusslicht in Europa.
Die CSU gibt sich zur Zeit äußerst konservativ, bedeutet "am Hergebrachten festhaltend".
Innovation bedeutet Veränderung. Das bessere Neue ersetzt das gut Alte. Das passt zur CSU wie der Fisch zum Fahrrad.
Gerade die Union hat immer wieder versucht mit irgendwelchen neumodisch wirkenden, Ideen, die allerdings bestehende Probleme nicht lösen können, von vorhandenen, meistens von ihr selbst (regieren ja auch schon eine Zeit lang) verursachten Problemen abzulenken.
Andere Politiker zu verunglimpfen ist kein Argument für so eine schwachsinnige Idee.
Der Testflug sollte zwingend von Bär und Dobrindt durchgeführt werden .
BO 105 haben im Rettungsdienst schon größtenteils ausgedient. Das sind meist Eurocopter 135. Die BO 105 wird schon seit 18 Jahren nicht mehr gebaut.
Oder - noch einfacher - liegt es daran, dass man einfach nur die Chancen dieses Projekts - o.k., noch nicht für das betuliche Würzburg und sein Regionalblatt - nicht zu erkennen in der Lage ist?
Es hat viele Nachteile die allgemein bekannt sein sollten.
Diese sind physikalisch bedingt und lassen sich so nicht ändern.
Der Autor beschreibt die Einsatzmöglichkeiten und durchaus vorhanden Zukunftschancen recht treffend.
Und das bedeutet eben dass Flugtaxis für unsere dringendsten Probleme keine Lösung sein können.
Wer in dieser Zeit zu dumm und faul war die Bahn zu reformieren muss abtreten um neues voranzubringen.