Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt, im Fußball liegt das nahe beinander. Am besten wissen das die Fans des Schweinfurters Fußballstolzes FC 05. Am Dienstagabend bewahrheitete sich beim 3:6 gegen den FC Bayern München II im Spitzenspiel die Befürchtung, dass es wieder nicht zur Meisterschaft reicht und zum ersehnten Aufstieg in die Dritte Liga.
Aber, wenn wir gerade so schön in der Floskelkiste kramen, die Saison ist ja noch lang, Wunder gibt es immer wieder und wer weiß, ob nicht im Mai 2022 doch die Grün-Weißen die Regionalliga-Meisterschale in die Höhe recken und den Aufstieg in den Profifußball feiern dürfen, an dem man in diesem Sommer in den beiden Relegationsspielen gegen Havelse so knapp gescheitert war.
Und sollte dieses mittelschwere Wunder passieren, vielleicht gibt's noch eins oben drauf: Oberbürgermeister Sebastian Remelé mit grün-weißem FC-05-Schal mittendrin in der Jubelmenge. Unter den 3340 Zuschauern im prächtig gefüllten, wunderbar baumumsäumten und per Flutlicht erleuchteten Stadion am Dienstag weilte er nicht, ward schon eine Weile nicht mehr gesichtet. Sein Sportreferent Jürgen Montag hält tapfer als Fußball-Emissär der Stadtverwaltung aus, was ihm angesichts seiner Affinität zu seinem Heimatverein FC Heidenheim aber nicht allzu viel ausmacht. Ein echter Fußballfan geht eben einfach immer ins Stadion, wenn das runde Leder rollt.
Der OB ist kein Fußballfan, das ist eine Binse und auch nicht weiter schlimm. Rudern ist sein Sport, schon wegen der Erfolge seines ältesten Filius. Ein Schelm aber, der Böses dabei denkt, dass der OB nicht kommt in der Spielzeit, in der der FC 05 die Meisterschaft als Ziel hat. Im Frühsommer gab's nennen wir es mal Missstimmung zwischen Vereinsboss Markus Wolf und der Rathausspitze. Wegen diverser Corona-Auflagen vor dem wichtigen Havelse-Spiel war Wolf, der sein Herz auf der Zunge trägt, der Kragen geplatzt: Er schimpfte über die "Osterhasen" im Rathaus.
Der Ober-Osterhase war darob wenig amüsiert und widmet sich lieber dem politischen Tagesgeschäft als dem Sport. Zu Tode betrübt wird in der Verwaltung angesichts der vielen Aufgaben von Landesgartenschau-Planung bis zu Pandemie-Management niemand sein, dass nicht auch noch ein Drittliga-Aufstieg einen Stadionumbau nach sich zieht.
Eine Bitte hätte man als Fußball-Fan aber schon, nämlich die derzeit tote Anzeigentafel reparieren zu lassen. Die ist seit Jahren ein Ärgernis und auch wenn's am Dienstag besser war, dass man die 3:6-Klatsche nicht in Schriftform über dem Marathontor lesen musste, wäre es angebracht, wenn sie funktionieren würde. Oder man macht's wie früher und hängt Zahlen für die Heim- und Gegentore hin.
Was die Schweinfurter Stadtverwaltung aber echt drauf hat, ist einen gepflegten Rasen hinzulegen im vom Stadionsprecher fleißig Sachs-Stadion genannten Areal, das aber offiziell trotz Stadtratsbeschluss noch nicht umbenannt ist und den geschassten "Willy" nach wie vor am Vorplatz zeigt. Als der Rasensprenger kurz vor Spielbeginn noch mal anging, machte er einige Bayern-Spieler nass. Im Spiel machten die Bayern die Schnüdel nass, aber das ist eine andere Geschichte.