
Wir sind traurig. Das ist den meisten Lesern mutmaßlich wurscht, die Fußballfans unter unserer Leserschar und insbesondere die, die dem grün-weißen Lieblingsklub der Schnüdel, dem gloriosen FC 05 nachhängen, werden unsere Melancholie trotz eitel Sonnenschein durchaus verstehen.
Am Dienstag machten wir uns natürlich voller Lokalpatriotismus auf ins Sachs-Stadion. Derby gegen einen Verein, dessen Namen nicht genannt werden darf, aus einer Stadt mainabwärts, die behauptet viel größer und toller als Schweinfurt zu sein. Dick eingepackt mit Wintersocken, Ski-Unterwäsche, Mütze, extra dicken Handschuhen. Privat ein Ticket für die Stehränge gekauft, schließlich waren wir nicht im Dienst und der Verein soll auch was davon haben.
Und dann das: 1:4. Rausgeflogen im Pokal-Viertelfinale. Wär's wenigstens gegen die Blauen gewesen aus der Stadt mainabwärts, man hätt's ob der Fanfreundschaft ja noch mann- bzw. frauhaft (war ja Weltfrauentag) ertragen. Doch gegen Rothosen raus im Pokal? Bitter.
Als wir genug hatten, vom frustrierenden Treiben auf dem grünen Rasen, wanderten wir mit unseren Augen durch das weite Rund im eiskalten Stadion. Wir blieben hängen an der Anzeigetafel über dem Marathon-Tor. Und sahen: Nichts. Gar nichts. Überhaupt gar nichts. Gähnende, schwarze Leere.
Das Problem mit der kaputten Anzeigetafel im Sachs-Stadion ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern ein Dauerärgernis seit Jahren. Gegen den Erzrivalen mainabwärts hätte man das Ergebnis und die gegnerischen Torschützen jetzt nicht auch noch gelb auf schwarz auf der Anzeigetafel gebraucht. Insofern war's schon gut, dass mal wieder nichts ging. Aber es ist ja nun doch zu erwarten, dass auch der FC 05 mal wieder gewinnt (mutmaßlich am Samstag, 12. März, im Heimspiel ab 14 Uhr gegen Eltersdorf) und dann wäre es ja schön, wenn die Anzeigetafel funktionieren würde.
In der Winterpause wollte die Stadt eine neue Anzeigetafel bauen
Jetzt fiel uns da eine Hauptausschusssitzung aus dem Oktober 2021 ein, bei der wir mit Wohlwollen festgestellt hatten, dass diese mit viel Liebe und noch mehr Hirnschmalz erstellte wöchentliche Kolumne Widerhall im Gremium und bei der Verwaltung fand. Jedenfalls bildeten wir uns das ein, als eitle Glossenschreiber. Damals verkündete Sportreferent Jürgen Montag, selbst ein bekennender Fußball-Fan und Stadionbesucher, dass die Stadt 220 000 Euro in den Haushalt einstellen und während der Winterpause die kaputte Anzeigetafel abbauen und die neue aufbauen werde.
Nun muss man der Stadt natürlich zu Gute halten, dass der Wille zwar da war, zur Reparatur-Tat zu schreiten, die Umstände dafür aber stetig erschwert wurden. Erst war ein Elektronik-Teil kaputt, dann die ganze Firma pleite, die einstmals die Tafel gebaut hatte – außerdem war sie aus Amerika. Insolventer Hersteller und fehlende Teile, keine gute Kombination. Jetzt sollte alles besser werden, aber Corona, der Krieg, der Liefermangel. Manchmal ist einfach der Wurm drin.
Wir hatten im Oktober versprochen, wir würden uns ins Stadion begeben, um die Jürgen-Montag-Gedächtnis-Anzeigetafel ordentlich zu würdigen, in ihrer ganzen neuen Pracht. Geboten bekamen wir eine bittere Pleite und ebenso kalte Füße. Es kann nur besser werden.