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Fußball: BFV-Pokal, Viertelfinale
Mit dem Derbysieg wächst bei den Würzburger Kickers die Zuversicht im Abstiegskampf
Der Drittligist freut sich nach dem 4:1-Sieg in Schweinfurt über die Leistungssteigerung in Halbzeit zwei und den Schulterschluss mit den Fans.
Marvin Pourié (Dritter von links) und sein angeschlagen ausgewechselter Teamkollege Marvin Stefaniak (Zweiter von rechts) kletterten nach Schlusspfiff auf den Zaun vor dem Gästeblock.
Foto: Silvia Gralla | Marvin Pourié (Dritter von links) und sein angeschlagen ausgewechselter Teamkollege Marvin Stefaniak (Zweiter von rechts) kletterten nach Schlusspfiff auf den Zaun vor dem Gästeblock.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 09.02.2024 05:00 Uhr

Es war eine Szene mit Symbolcharakter: Die Drittliga-Fußballer der Würzburger Kickers hatten ihre Pflicht erfüllt: Das Derby gegen Regionalligist FC 05 Schweinfurt im Viertelfinale des Toto-Pokal-Wettbewerbs trotz einer fast schon desaströs schwachen ersten Spielhälfte und nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit am Ende noch standesgemäß und deutlich mit 4:1 (0:1) gewonnen. Die Kickers-Fans forderten "Marvin auf den Zaun!" Und so saßen da zwei Marvins oben bei den Fans: Stefaniak und Pourié. Der Winter-Neuzugang, der das Team mit seiner individuellen Klasse deutlich belebt und der Stürmer, der zwischenzeitlich schon gar nicht mehr zum Kader gehört hatte und dessen Suspendierung erst nach der Entlassung von Ex-Trainer Danny Schwarz und der Installation von Ralf Santelli als neuem Chefcoach aufgehoben wurde.

Ausgerechnet Pourié also, der zwischenzeitlich nicht mehr als integrierbar galt, durfte den Derby-Jubel mit orchestrieren – auch wenn Kollege Stefaniak beim Humba-Ritual den Vorsänger gab. Irgendwie hat es den Anschein, als würde bei den Kickers plötzlich wieder etwas zusammenwachsen, was nicht mehr zu heilen schien. Keine Frage: Die letzten beiden Jahre haben Narben hinterlassen. Doch nun wird die Zuversicht, dass diese Saison noch ein gutes Ende nehmen kann, größer. "Der Glaube ist wieder da", sagte auch Kickers-Sportdirektor Sebastian Neumann bei aktuell vier Punkten Rückstand ans rettende Ufer.

Zwei Siege als Wiederauferstehung der Roten

Nach Jahren mit Geisterspielen, aufgrund schlechter Leistungen und unverständlicher Vereinspolitik mieser Atmosphäre und der von einem harten Stimmungskern aufgrund der Anti-Corona-Maßnahmen selbst verordneten Zurückhaltung wirkten die Auswärtssiege am Samstag in der Liga in Wiesbaden (1:0) und am Dienstagabend in Schweinfurt wie eine Wiederauferstehung. "Die fast anderthalb Jahre, die ich jetzt da bin, waren eine Leidenszeit für jeden einzelnen", blickte Christian Strohdiek, der in Vertretung des im Pokal-Wettbewerb aussetzenden Stammtorhüters Hendrik Bonmann die Kapitänsbinde trug, zurück auf seine bisherigen Erinnerungen an die Kickers: "In Wiesbaden und hier haben wir die Fans das erste Mal richtig erlebt", sagte er: "Man merkt, dass etwas entstehen kann. Wir müssen diese Euphorie aufsaugen und da anknüpfen."

Beim neuen Schulterschluss mit den Fans störte selbst das unnötige Abfackeln von Pyrotechnik durch den rot-weißen Anhang, das Schiedsrichter Patrick Hanslbauer aus Altenberg zu zwei Spiel-Unterbrechungen veranlasste, nicht wirklich. Trotz der nun drohenden Geldstrafe wollte bei den Kickers niemand das Geschehene überbewerten. Von Pyro-Exzessen wie bei vergangenen Derbys konnte diesmal auch nicht gesprochen werden. Die 1500 Euro Preisgeld, die es für das Weiterkommen gab, werden die Strafe nicht ausgleichen können.

So klang der Fan-Gesang "Kämpfen bis zum Ende für die 3. Liga" den Spielern noch in den Ohren, als sie sich auf den Heimweg machten. "Wenn wir in den nächsten beiden Heimspielen punkten, können wir noch für Furore sorgen", erklärte Strohdiek. Am Sonntag kommt die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund an den Dallenberg, danach geht es schon wieder im eigenen Stadion gegen Viktoria Köln, ehe am 26. März das Toto-Pokal-Halbfinale beim Regionalliga-Dritten FV Illertissen auf dem Programm steht.

Die Stimmung hat sich gedreht, doch alle Probleme verflüchtigt haben sich bei den Kickers längst noch nicht. Nur zur Erinnerung – zwei Pflichtspielsiege in Folge gab es in dieser Saison schon einmal: Nach dem 2:1 gegen Türkgücü München und dem 2:0 beim 1. FC Kaiserslautern wähnten sich die Kickers unter Trainer Schwarz auf dem rechten Weg, verirrten sich aber kurz darauf wieder völlig.

Der Anfang der Wende: Kickers-Akteur Leon Schneider erzielt den 1:1-Ausgleich.
Foto: Frank Scheuring, foto2press | Der Anfang der Wende: Kickers-Akteur Leon Schneider erzielt den 1:1-Ausgleich.

Wie wackelig das Kickers-Konstrukt ist, zeigte sich in Schweinfurt in Halbzeit eins, als bei den Kickers überhaupt nichts zusammenlief. Er habe in der Halbzeitpause seine "gewissen Qualitäten" im rhetorischen Bereich angewendet, um das Team aufzuwecken, berichtete Trainer Santelli nach Schlusspfiff.

Seine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. "Wir haben uns in der Halbzeit verständigt: Wir können noch etwas korrigieren. Wir haben das Spiel danach komplett gedreht. Das wollen wir für die Liga mitnehmen. Das war für die Birne unheimlich wichtig", freute sich Santelli. Nach einem Rückstand hatten die Kickers in dieser Saison bislang noch kein Spiel gewonnen.

Für den Erfolg brauchte es dann aber in erster Linie die Wucht und das entschlossene Nachsetzen bei Standardsituationen. Drei der vier Tore fielen letztlich im Anschluss an eine Ecke. Ob mit Stefaniak, einer der besten Standardschützen und kreativsten Kickers-Akteure am Sonntag auflaufen kann, ist noch fraglich. Bei ihm hatte sich ein großer Bluterguss am Schienbein gebildet, wegen dem er ausgewechselt werden musste. "Derzeit sind wir an der Grenze", kommentierte Santelli die knappe Personaldecke.

 
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  • berndburgis
    Da huscht wieder ein kleiner Hoffnungsstrahl durch die "Kickers-Familie" und dann wird dieser zarte Aufbruch durch einige "Vollhirnis", die unbedingt nach Schweinfurt fahren mussten, sehr getrübt. Das kann man nicht so einfach abtun. Das wollen Kickers-Fans sein? Wenn man solche Pseudo-Fans hat, braucht man wahrlich keine Feinde! Die Kickers sind finanziell zur Zeit bestimmt nicht auf Rosen gebettet und dann wird der kleine Gewinn, den man durch Einnahmen in Schweinfurt erzielt hat, durch eine wahrscheinlich sehr empfindliche Geldstrafe gleich wieder geschmälert. Wer in diesen schlimmen Kriegszeiten Bengalos werfen muss, dem ist wahrscheinlich auch das Wort Ukraine völlig unbekannt!!! Ich wünsche den Kickers viel sportlichen Erfolg und wenn man am Sonntag auch noch Dortmund II besiegt, wird aus einem Hoffnungsschimmer vielleicht noch etwas viel Größeres?!
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