
Es gibt so Tage, da steht man auf, geht ins Büro, öffnet seine E-Mails und beginnt schon morgens, sich vor Verwunderung über die Welt da draußen die Augen zu reiben und den Kopf zu schütteln. Vor allem, wenn Behörden ins Spiel kommen, wird's gelegentlich schwierig, noch folgen zu können.
Im Moment gibt es eine Diskussion zwischen verschiedenen Gemeinden im Landkreis Schweinfurt und dem Landratsamt. Grund: gelbe Schleifen an den Ortsschildern. Sie sieht man deutschlandweit als Zeichen der Solidarität bzw. der Verbundenheit mit den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Stichwort Zeitenwende, Ukrainekrieg, etc.
Doch wir leben in Deutschland, das vergessen wir manchmal, und da gilt als wichtigster Grundsatz: verwalten statt gestalten. Bürokratie beklagt ein jeder täglich, ob nun in der Arztpraxis, in der Kita, bei den Handwerkern, in der Industrie. Zettel ausfüllen, Dinge dokumentieren, Regeln einhalten. Also – hätte man sich im Grunde als Bürgermeister ja denken können – kann man nicht einfach eine gelbe Schleife an ein Ortsschild hängen. Da könnten ja die Autofahrerinnen und Autofahrer so massiv abgelenkt sein, dass sie stande pede einen Unfall bauen.
Natürlich unterband das Schweinfurter Landratsamt diesen Anflug von Renitenz sofort, gelbe Schleifen in der Region gibt's nicht. Was ist eigentlich mit den ganzen Schildern und Plakaten, die jetzt im Sommer auf die vielen Feste hinweisen? Dass man im Landratsamt Regeln sehr, sehr ernst nimmt, sollten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit einem Blättern in alten Zeitungsbänden von Januar 2022 wissen. Da gab's noch die Corona-Pandemie und die Idee, den Wurmsee bei Werneck als zugefrorene Wiese zum Eislaufen für die Bevölkerung nutzbar zu machen wie das seit Jahrzehnten üblich war, widersprach den damaligen Corona-Regeln im Freien für Freizeitanlagen.
Vielleicht hilft ja mehr Öffentlichkeit und Transparenz durch die Behörden, indem sie die Notwendigkeiten ihres Handeln, sprich die dahinter stehenden Gesetze, besser erklären. Und da kommt einem der gewagte Gedanke, dass der OB ein positives Beispiel ist, zumindest mal in Sachen Social Media. Ein Grund für die rasante Stellenmehrung im OB-Büro und bei der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt ist, dass es vor allem in Sachen sozialer Medien viel, viel mehr Arbeit als früher gibt. Vor allem deshalb, weil die Mitarbeitenden via soziale Medien Fragen der Schweinfurterinnen und Schweinfurter zu Verwaltungsthemen gleich beantworten.
Nicht nur bunte Bilder und Greenwashing also, wie böse Zungen vermuten, sondern digitalisierte Bürokratie im positiven Sinne. Auch wenn Schweinfurts OB durchaus ein Verfechter des Verwaltens ist, schätzt er unbürokratische Antworten: "Warum plätschern die Brunnen in der Innenstadt und den Stadtteilen noch nicht?", wollte Grünen-Stadtrat Holger Laschka jüngst wissen. "Weil sie noch nicht eingeschaltet sind", antwortete der OB. Da weiß man wenigstens, was Sache ist.