
Der Wahlkampf ist vorbei, die CDU/CSU hat die Bundestagswahl gewonnen, es wird eine große Koalition zwischen CDU/CSU und SPD geben und Friedrich Merz der mutmaßlich neue CDU-Kanzler. Mit großen Plänen und Ideen und ebenso viel Fantastilliarden an Euro ausgestattet. Aber halt! Wen hat's dafür gebraucht? Richtig, die Grünen!
Ja, die Grünen. Die Grünen, die der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in den vergangenen Jahren zu seinem Lieblings-Bashing-Objekt auserkoren hat. Der Söder, der einstmals Bäume umarmte und Anfang der 2010er-Jahre unbedingt die Atomkraftwerke abschalten lassen wollte nach der Fukushima-Katastrophe. Aber gut, wie singt Bob Dylan immer: "For the times, they are a-changing", frei übersetzt: "Die Zeiten ändern sich."
Ja, die Zeiten haben sich geändert, das kann man wohl nach den ersten zweieinhalb Monaten im Jahr 2025 mit Fug und Recht behaupten und muss dafür gar nicht die orangene Regierungsmacht auf der anderen Seite des Atlantiks ins Kalkül ziehen. Oder doch?
Jedenfalls im Wahlkreis Schweinfurt-Kitzingen, bei CSU-Wahlsiegerin Anja Weisgerber, sind die Zeiten so, wie sie immer gewesen sind. Zumindest, wenn wir ihren Auftritt in der ZDF-heute-Show bei Reporter Lutz van der Horst richtig interpretieren. Ihre Aufgabe: Etwas Nettes über die Grünen sagen. Es gelang, nun ja, nicht wirklich.
Zu Beginn des Beitrags sitzt der Reporter vor dem Reichstag, liest eine natürlich nicht ernst gemeinte SMS von Friedrich Merz vor. Für die Milliarden-Sondervermögen brauche man ja bekanntlich die Grünen, die neue Devise also lautet: nett sein. Was liegt da näher, als die Union zu bitten, etwas Nettes über die Grünen zu sagen.
Im Mittelpunkt der Freundlichkeits-Offensive die örtliche Abgeordnete Weisgerber. Und was soll man sagen: Es kommt ihr alles Mögliche über die Lippen, was man vielleicht nicht ganz so harsch wie Lutz van der Horst als "Politikgelaber" abkanzeln muss. Doch wirklich nett ist es tatsächlich nicht, was Anja Weisgerber sagt. Sondern das, was man staatsfrauisch eben sagt, wenn es darum geht, für so eine wichtige Entscheidung Verbündete zu finden. Selbst im Dialog mit Renate Künast gelingt es Weisgerber nicht, etwas wirklich Freundliches zu sagen.
Immerhin ist ihr später noch was eingefallen, wie man auf ihrem Facebook-Account nachlesen kann: "Eine Möglichkeit wäre gewesen: Sie haben bei der Farbwahl Ihres pinken Blazers gezeigt, dass Sie einen guten Geschmack haben." Ist ihr vor Ort aber partout nicht eingefallen.
Reporter van der Horst gab natürlich nicht auf und brachte die frühere Grünen-Chefin Ricarda Lang und die CDU-Abgeordnete Silke Launert zu einer kurzen Umarmung. Und den Grünen-Abgeordneten Erhard Grundl dazu, das auszusprechen, was eigentlich alle denken: Was Nettes wollen wir nur von Markus Söder hören.