
Das Ergebnis der Bundestagswahl in der Stadt Schweinfurt lässt sich auf den ersten Blick in wenigen Sätzen erklären. CSU (29,9 Prozent, leichtes Plus) und Grüne (9,1 Prozent, leichtes Minus) blieben im Vergleich zu 2021 weitgehend stabil. Die SPD (von 22,9 auf 14,3 Prozent) und FDP (von 10,1 auf 3,6 Prozent) erlebten regelrechte Abstürze, während die AfD ihre Stimmenzahl verdoppelte: von 12,3 auf 25,6 Prozent. Doch bei genauem Hinsehen auf einzelne Stadtteile gibt es Auffälligkeiten.
Ins Auge fallen die starken Ergebnisse der AfD am Bergl und am Deutschhof (38,9 bzw. 43,1 Prozent). Sie gingen zu Lasten der CSU, die dort deutlich unter ihrem Durchschnitt blieb. In den beiden Stadtteilen leben etwa 25 Prozent der 10.000 Menschen in Schweinfurt, die eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzen. Meistens sind es Menschen mit türkischen Wurzeln und Auswandererfamilien aus Osteuropa. Der Zusammenhang lässt sich auch für das Musikerviertel herstellen, wo 18 Prozent Doppelstaatler leben und die AfD 32,4 Prozent der Stimmen holte.
AfD-Anhänger wählen lieber an der Urne als zu Hause
Ein besonderes Phänomen bei der AfD: Ihre Anhänger bevorzugen die Urnen- statt die Briefwahl. Denn auf den postalisch verschickten Stimmzetteln trugen nur 13,7 Prozent das Kreuz bei der AfD. Dies war in anderen Regionen wie dem Landkreis Bad Kissingen ebenso zu beobachten. Bereits bei vergangenen Wahlen hatte die Partei darauf hingewiesen, dass die Briefwahl nicht so sicher sei wie das Abstimmen im Wahllokal, weil nur dort eindeutig feststellbar sei, ob jemand beeinflusst wird oder nicht.
Wie das Recherchenetzwerk Correctiv berichtet, seien auch vor der Bundestagswahl Falschmeldungen aufgetaucht, wonach Stimmzettel für die AfD nach der Entnahme aus dem Wahlbrief geschreddert worden seien. Möglicherweise haben solche Nachrichten dafür gesorgt, lieber in das Wahllokal zu gehen, als zu Hause zu wählen.

Logisch ist daher auch, dass die Ergebnisse der anderen Parteien bei der Briefwahl in der Regel höher waren als an den Urnen. So lag der Wert bei der CSU mit 37,9 und bei der SPD mit 16,3 Prozent über dem Durchschnitt.
CSU ist weiter verwurzelt im bürgerlichen Milieu
Die CSU hat ihre Verwurzelung in den bürgerlichen Gebieten wie Eselshöhe, Hochfeld und Haardt, wo sie über 30 Prozent der Stimmen holte. Schwankungen sind auch bei der SPD feststellbar, die ihre Wählerbasis im Zentrum (15,7) und auch am Bergl (14,7) hat. Letzteres ist insofern interessant, als die Sozialdemokraten in der AfD-Bastion Bergl gut abschnitten, im Pendant Deutschhof dagegen mit 10,7 Prozent schlecht. Das Gleiche gilt für die Linken, die am Bergl mit 10,1 Prozent ihr zweitbestes Resultat erzielten, am Deutschhof mit 4,5 Prozent ihr niedrigstes.

Nicht überraschend ist die Stimmenverteilung für die Grünen über die Stadtteile hinweg. Die Reichweite geht von 11,1 Prozent am Hochfeld bis zu 2,9 Prozent am Bergl. Zweistellige Ergebnisse holten die Linken im Zentrum, am Bergl und im Musikerviertel.
Das Ergebnis von 5,1 Prozent für das BSW verteilt sich eher gleichmäßig über die gesamte Stadt. Die Freien Wähler holten im Stadtgebiet nur magere 1,9 Prozent.
Die Spreizung der Ergebnisse ist im Landkreis Schweinfurt weniger auffällig als in der Stadt. Die CSU blieb in den meisten Gemeinden stabil im Bereich jenseits der 40 Prozent. In Frankenwinheim, Oberschwarzach und Wasserlosen erinnerten die Werte an frühere Zeiten der CSU: Sie kletterten über die 50-Prozent-Marke. Und sogar in Kommunen, die traditionell eher sozialdemokratisch geprägt sind, wie Sennfeld, Schwebheim und Gochsheim, verzeichnete die CSU Zugewinne. Insgesamt kam die CSU im Landkreis Schweinfurt auf 42,1 Prozent.
SPD verlor ihre Anhängerschaft im Landkreis um ein Viertel
Die letztgenannten Gemeinden sind auch diejenigen, in denen die SPD die meisten Stimmen geholt hat. Aber auch Schonungen, Bergrheinfeld, Grafenrheinfeld und Niederwerrn gehören zu den Stimmenbringern der Partei mit Ergebnissen jenseits der 12 Prozent. Allerdings: Im Vergleich zu 2021 musste die SPD einen deutlichen Aderlass verkraften. Damals hatte sie in einigen Orten Werte über 20 Prozent. Diesmal ist Gochsheim mit 14,0 Prozent Spitzenreiter. Für die SPD reichte es im Landkreis nur für 10,6 Prozent; vor dreieinhalb Jahren waren es noch 18,3 Prozent. Traditionell schwächeln die Sozialdemokraten in Donnersdorf: Dort gab es mit 6,6 Prozent das schlechteste Ergebnis.
Flächendeckend hat die AfD an Stimmen gewonnen. In den Gemeinden steigerte die Partei ihr Ergebnis um mindestens 50 Prozent, in der Regel verdoppelte sie ihr Resultat. Den größten Zuspruch erhielt sie in Michelau (26,2), Geldersheim (25,9), Niederwerrn (25,3) und Poppenhausen (25,2). Am wenigsten setzten die Menschen in Frankenwinheim auf die AfD: 13,7 Prozent. Aber auch dort wählten doppelt so viele Personen die AfD wie 2021.
Den Grünen gelang nur ein zweistelliges Resultat
Weniger ausgefranst als 2021 gestaltete sich das Ergebnis für die Grünen, was auch daran liegen dürfte, dass die Partei ihre Strukturen mit neuen Ortsverbänden ausdehnt. Sie holten weitgehend stabil Stimmen in allen Gemeinden, was für ein Gesamtresultat von 8,4 Prozent reichte (2021: 10,3). Den einzigen zweistelligen Wert vermeldet Werneck mit 10,2 Prozent. Die geringste Resonanz gab es in Oberschwarzach (5,5).
Der bundesweite Sog für die Linken war auch im Landkreis Schweinfurt spürbar, wenngleich nicht so stark wie in der Stadt, wo sie 7,6 Prozent holten. Im Landkreis waren es 4,6 Prozent, was ein Plus von 1,8 Punkten bedeutet. Richtige Hochburgen oder Schwachpunkten lassen sich für bestimmte Gemeinden nicht ausmachen.
Die Freien Wähler kamen im Landkreis Schweinfurt auf 3,8 Prozent, das BSW erhielt 3,0 Prozent.
.
Einfache vorgestanzte Sprachhülsen helfen hier nicht weiter.
Problem Lösungen sind hier gefragt.
Ihre Analyse ist Teil des Problems - scheinbar war sie schon lange nicht mehr in der Innenstadt. Ich bin selber Anwohner.
Sie können sicherlich auch erklären, warum die AfD hier rund um den Hotspot Theaterpark auch so gut abgeschnitten hat?
0111 - Rückertbau
https://wahlen.osrz-akdb.de/uf-p/662000/249/20250223/bundestagswahl_kwl_1_wk/ergebnisse_stimmbezirk_096620000111.html
0110 - Rathaus
https://wahlen.osrz-akdb.de/uf-p/662000/249/20250223/bundestagswahl_kwl_1_wk/ergebnisse_stimmbezirk_096620000110.html
0130 - Celtis-Gymnasium
https://wahlen.osrz-akdb.de/uf-p/662000/249/20250223/bundestagswahl_kwl_1_wk/ergebnisse_stimmbezirk_096620000130.html
0131 - Celtis-Gymnasium
https://wahlen.osrz-akdb.de/uf-p/662000/249/20250223/bundestagswahl_kwl_1_wk/ergebnisse_stimmbezirk_096620000131.html
Diese Ergebnisse sind erschreckend!
Ostdeutsche Ergebnisse in SW!
Die bayerische Polizeireform lässt grüßen: Die Polizeidirektion SW wurde geschlossen, Beamte nach WÜ ins Präsidium versetzt, um dort die Polizei zu verwalten. Die SWer Polizei ist nur noch im ruhigen Osten der Stadt, am Villenviertel, während die Polizeiwache in der Niederwerrner (beim Naturfreundehaus) geschlossen wurde! Das war weltfremde Politik von Münchner CSU-Technokraten.
Die CSU sollte schnell diese Polizeireform rückgängig machen und die Mittelbehörde Präsidien ggf. ganz auflösen und in jedem Fall die Direktionen wieder einführen und Polizisten von WÜ wieder zurück nach SW & AB versetzen - entsprechend in den anderen Reg.Bez.
Die CSU sollte hier handeln, bevor sie abgewählt wird! Örtliche CSU-Politiker sollten in München obige Wahlergebnisse vorlegen und die absurde Polizeireform ansprechen!
Statt eines Strohfeuers mit ein paar extra Polizeieinsätzen am Theater.
Bin Therapeut , und mir geht es in Gesprächen mit dieser Klientel genauso.
Während die AfD in SW in bürgerlichen Vierteln am schlechtesten Abschnitt und in Ostdeutschland in großen Städten, bzw. Universitätsstädten, wie in Th. Erfurt, Jena & Weimar.
Das zeigt, dass das Phönomen AfD nichts mit der Ausländersituation zu tun haben kann, sondern mit Bildung. Nach einer Untersuchung (Quelle Ostthüringische Zeitung) besitzen AfD Wähler im Durchschnitt eine geringere Bildung. Bei meinen persönlichen Gesprächen mit AfD-nahen Bürgern glaubten alle an Verschwörungstheorien, dazu kamen abenteuerlichste wirtschaftliche & politischen Phantasien - ihre Info kam nicht v. Tagesschau oder Tageszeitung sondern v. sozialen Netzwerken, youtube Viedeos etc.