Paul Knoblach bereitete am Dienstagnachmittag die bevorstehende Dinkelaussaat vor, deren Ernte an eine Großbäckerei geht. Auf dem Traktor klingelte das Handy, mit dem die Nachricht übermittelt wird: Knoblach zieht über die unterfränkische Grünen-Liste in den Landtag ein.
Mit 14,5 Prozent der Erststimmen hatte der Biobauer aus Garstadt ein sehr gutes Ergebniseingefahren. Nun wird er dafür belohnt: Weil Knoblach in anderen Stimmkreisen relativ viele Zweitstimmen geholt hat, ist ihm diese Überraschung gelungen. Ursprünglich war er auf dem zwölften Listenplatz, den er als „eher aussichtslos“ bezeichnete. Da aber Wähler auch die Zweitstimme an Personen abgeben können und bei der Mandatsvergabe Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt werden, hat er sich auf den dritten Platz vorgearbeitet.
„Freue mich riesig“
Etwa eine halbe Stunde, nachdem Knoblachs Einzug in den Landtag amtlich war, rang er am Telefon noch nach Worten. „Ich freue mich riesig.“ Der 64-Jährige wertete es als Überraschung, das dritte unterfränkische Grünen-Mandat gewonnen zu haben. Auch seinen Erklärungsversuchen gab er nur einen spekulativen Charakter. Seine Arbeit im Naturland-Verband habe sicherlich seinen Bekanntheitsgrad gesteigert. Und es sei eben alles in diesem Jahr zusammengekommen: der Lauf, den die Grünen haben, und die Fehler anderer Parteien. Letztlich sei es aber eine große Gemeinschaftsleitung der hiesigen Grünen.
Knoblach mit 1700 Stimmen Vorsprung
Einziger ernst zu nehmender Widersacher Knoblachs war bei der Auszählung am Dienstag Stefan Wagener (Aschaffenburg-West). Er hatte 11 525 Erststimmen erreicht. Doch Knoblach konnte ihn überflügeln, weil er 1700 mehr Zweitstimmen holte als Wagener. In absoluten Zahlen: Knoblach kommt auf 17 453 Stimmen, Wagener auf 16 205. Für Knoblach war es eine lange Zitterpartie, denn die letzten Zahlen aus Main-Spessart trudelten beim Landeswahlleiter am Dienstag kurz nach 16 Uhr ein.
Wie erwartet zieht Richard Graupner (Schweinfurt) in die künftige 22-köpfige AfD-Fraktion des Landtags ein. Überraschend ist der Vorsprung: Er liegt fast 9000 Stimmen vor dem Bezirksvorsitzenden und Spitzenkandidaten, Christian Klingen. Auch Letzterer erhält ein Mandat.
Petersen muss Amt aufgeben
Nicht mehr in München vertreten ist erwartungsgemäß Kathi Petersen. Die SPD-Abgeordnete rangiert in der Auswertung der Gesamtstimmen auf dem vierten Rang. Unterfrankens Sozialdemokraten haben aber nur noch zwei Mandate.
Schneider noch überflügelt
Bei den Freien Wählern stand zwar die Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider bis Dienstagnachmittag noch auf dem zweiten Platz, der für einen Abgeordnetensitz gereicht hätte. Aber Hoffnung gab es für sie nicht mehr. Denn hinter ihr wartete Anna Stolz. Die Arnsteiner Bürgermeisterin hat deutlich mehr Zweitstimmen gesammelt als Schneider. Zudem hatte sie 10 500 Erststimmen im Gepäck, die in der Auflistung des Landeswahlleiters bis Eintreffen des Main-Spessart-Ergebnisses noch nicht berücksichtigt waren. Letztlich hat Stolz Schneider deutlich überflügelt und zieht neben Gerald Pittner (Rhön-Grabfeld) in den Landtag ein.
Für den künftigen Abgeordneten Paul Knoblach wird es schon am Donnerstag ernst: Da steht in München die erste Fraktionssitzung an.
Die Liste des Landeswahlleiters findet sich hier: https://www.landtagswahl2018.bayern.de/ergebnis_einzelbewerber_906_4_0.html#anker