
Also, wir wissen jetzt so gut wie alles über den Schweinfurter Weihnachtsmarkt. Wir wissen auch, warum Lebkuchen seit ewigen Zeiten in Nürnberg hergestellt werden. Und wir wissen jetzt dank Katrin Grimm auch, wer die Plätzchen verschwinden lässt. Falls der Weihnachtsmarkt mal ein Thema bei der Quiznight im Museum Otto Schäfer werden sollte: Wir sind bestens gerüstet. Und könnten Fragen beisteuern.
Wir, das ist eine kleine Gruppe von Leuten aus der Stadt und dem Landkreis, die sich in der Vorweihnachtszeit etwas Besonderes gegönnt haben: Eine Naschführung über den Schweinfurter Weihnachtsmarkt mit Gästeführerin Katrin Grimm.

Schön war's. Unterhaltsam, informativ, liebevoll und auch witzig. Wir sind mit Kopfhörern ausgerüstet, um gut zu hören. Die Gruppe ist zwar klein, die Geräuschkulisse aber gewaltig. Katrin Grimm startet schon mal mit einem Lacher. "Im Gegensatz zu meinem Mann könnten Sie mich leiser stellen."
Erster Stopp ist der Laden von Lebkuchen Schmidt am Marktplatz. Viele exotische Gewürze braucht man für die Lebkuchen, erzählt Katrin Grimm, während sie einen Probierteller herumreicht. Solche Gewürze wurden in den großen Handelsstädten umgeschlagen, wie zum Beispiel in Nürnberg. Auch das Imker-Handwerk, früher Zeidler genannt, florierte um Nürnberg. Honig wurde auch gebraucht für die Lebkuchen oder Honigkuchen.
Woher der Name Elisenlebkuchen kommt
Seit dem 13. Jahrhundert gibt es übrigens den Beruf des Lebküchners. Wer sich schon immer gefragt hat, warum der Elisenlebkuchen so heißt: Der Legende nach hat ihn ein Lebküchner für seine kranke Tochter Elise gebacken. Viel Nüsse, Mandeln, Gewürze sind enthalten, dafür nur zehn Prozent Mehl.
Seit wann gibt es eigentlich einen Weihnachtsmarkt in Schweinfurt? 1921 fand der erste auf dem Messeplatz (heute der Parkplatz hinter der Kunsthalle) statt, erzählt Katrin Grimm. Einen Stand mit Glühwein gab es, einen mit Christbaumkugeln. Der Rest: ganz normale Marktware von Haushaltsgegenständen bis zur Marktware. Der Markt kam wohl nicht so gut an. "1924 haben sie es wieder probiert." Dann war wieder eine längere Pause.

1955 wurde der Markt dann richtig groß am Messeplatz. 100 Händler bauten Stände auf. In der Mitte stand eine Krippe. Die musste aber schnell wieder weg, erzählt Katrin Grimm. Die Heilige Familie inmitten von Verkaufsständen, das habe einigen damals nicht allen gefallen. Dafür kommt jetzt immer das Nürnberger Christkind.
Seit 1982 ist der Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz
Seit 1982 ist der Weihnachtsmarkt jetzt auf dem Marktplatz. Der Blick aufs Rathaus, über das Lichtermeer hinweg, gefällt Katrin Grimm besonders. "Ein wahnsinnig schöner Bau." Stimmt. In der Rathaushalle gibt es ein Likörchen zum Probieren, natürlich aus einem Glas mit Schweinfurt-Silhouette.

Das "Kaminfeuer" kommt von einem der "Herzensstände", die regionale und selbstgemachte Produkte anbieten, erzählt Grimm. In der Nähe ist eine der Neuigkeiten des Marktes: Zwei Weihnachts-Schwein-Skulpturen. Laut Grimm der perfekte Ort für ein Foto. Und fürs Herz empfiehlt sie, sich mal die Wünsche auf den Wunschbäumen anzuschauen.
Toller Blick vom Schrotturm auf den Weihnachtsmarkt
Eine große Überraschung hat die Gästeführerin noch: Sie nimmt uns mit auf den Schrotturm, um aus gut 40 Metern den Blick auf den Weihnachtsmarkt zu genießen. Dann wird es Zeit für einen Glühwein bei Schweinfurts letzten Winzern, der Familie Dahms. Und Zeit für bisschen Geschichte ist auch. 1843 wurde das Getränk in Sachsen erfunden. Wobei laut Grimm die Schweden der Meinung sind, diese Ehre gebühre ihnen. Seit 1666 gibt es nämlich das Getränk Glögg. Seit 1956 gibt es Glühwein in Deutschland fertig zu kaufen, erzählt Katrin Grimm. "Glühwein wärmt so schön die Hände", sagt sie. "Nur an die Füße kommt er nie."
Jetzt fehlt nur noch der Hinweis, wer die Süßigkeiten verschwinden lässt. Es ist die Weihnachtsmaus. Katrin Grimm liest das gleichnamige Gedicht von James Krüss vor. Es nieselt, es ist kalt, aber allen wird warm ums Herz. Kostprobe: "Zum Beispiel war vom Festgebäck, das Mutter gut verborgen, mit einem Mal das Beste weg am ersten Weihnachtsmorgen. Da sagte jeder rundheraus: Ich hab' es nicht genommen! Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, die über Nacht gekommen."