Jeden ersten Dienstag im Monat ist Quiznight im Museum Otto Schäfer, der Kulturvilla in der Judithstraße. Im Stil eines Pub-Quiz geht es um die unterschiedlichsten Dinge: Wetter, Asterix, James Bond, Verkehrsregeln, Theatervorhänge, zum Beispiel. Karten sind ruckzuck ausverkauft. Die Teams sind mit Leidenschaft dabei beim Yoga für die Birne, wie die Quiznight im Untertitel heißt.
Erfinder sind Theaterleiter Christof Wahlefeld und Museumsleiter Jan Soldin. Im März haben sie mit der Quiznight angefangen. Angeregt durch das Kneipen-Quiz, das es in Würzburg gibt. So was könnten wir doch auch machen, dachten sich die zwei. Und haben losgelegt.
Wer mal dabei war, kann es kaum erwarten, bis er wieder mit seinem Team antreten kann. Das Ganze hat Suchtpotential. Nicht nur, wenn man Fragen richtig beantwortet und vielleicht sogar gewinnt. Mitfiebern, nachdenken, grübeln, sich freuen, dass man so clevere Leute oder Leute, die sich die verrücktesten Dinge gemerkt haben, in seinem Team hat, macht schon wahnsinnig viel Spaß. Aber gewinnen ist schon der Wahnsinn. Es wird gejubelt, wie bei einem Medaillen-Gewinn. Und wer, wie die Autorin, schon einmal den ersten Platz gewonnen hat mit seinem/ihrem Team, ist noch Tage nach dem Triumph in Hochstimmung. Obwohl auch die Plätze zwei und drei für ein Hochgefühl sorgen können.
Wie kommen Jan Soldin und Christof Wahlefeld auf die Themen? Wie bereiten sie sich vor? Und was sind das für Leute, die zu Yoga für die Birne pilgern? Wir haben mal nachgefragt.
Jan Soldin: Da gibt es kein mein und kein dein. So ein Pub-Quiz gibt es in Würzburg schon. Wir haben da mal drüber geredet, Christof Wahlefeld ist mal mit zu einem nach Würzburg gekommen. Dann haben wir uns die Frage gestellt: Warum gibt es das in Schweinfurt nicht? Das macht doch Riesenspaß.
Christof Wahlefeld: Im März 2023 haben wir angefangen. Wir sind mehr oder weniger reingestolpert. Alles hat sich entwickelt. Das ganze Ding ist mehr oder weniger on the fly entstanden.
Jan Soldin: Und mit dem Anspruch, uns ein bisschen weiterzuentwickeln. Nicht alles, was in einer Kneipe funktioniert, funktioniert auch in einem Museum. Ein Kneipenquiz ist ja von vielen Pausen, Unterhaltungen, Getränkebestellungen geprägt. Bei einem klassischen Pub-Quiz gibt es auch relativ lange Auswertungsphasen. Wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen das als abendfüllendes Programm anbieten. Deswegen mussten wir das anders aufziehen.
Wahlefeld: Genau. Die Quizmaster haben immer recht. Unsere Auswertungsphasen sind recht kurz. Der Trick: Ich werte die Antworten auf die Fragen aus, die Jan gestellt hat und umgekehrt. Manchmal lassen wir auch mehr Antworten zu, nicht nur eine. Oder wir vergeben zusätzliche Kreativpunkte für einfallsreiche Erklärungen. Wir schauen da auch, wer einen Punkt braucht, um motiviert zu bleiben.
Wahlefeld und Soldin: Nein! Wer das Handy benutzt, ist ehrlos! Wer möchte, könnte aber in die Bücher schauen, die in den Regalen im Museum stehen.
Wahlefeld: Ja. Mit 10-Cent-Münzen, die auf den Stimmzettel geklebt wurden. Und mit Gummibärchen. Die Bestechung mit Geld haben wir geahndet. Das Team hat keinen Punkt für die richtige Antwort bekommen, aber in der gleichen Runde einen Kreativpunkt. Und die Gummibärchen kamen erst zum Ende des Quiz, da konnten wir schon keine Punkte mehr vergeben.
Christof Wahlefeld: Kurz vorher. Frühestens eine Woche vorher. Festgelegt wird am Tag selbst.
Jan Soldin: Oft sind das biografische Bezüge. Zum Beispiel, wenn Christof gerade bei der Familie in Nordrhein-Westfalen war. So ist die Kategorie Rheinland entstanden. Oder mir sind im Frankreich-Urlaub seltsame Verkehrsschilder aufgefallen. Manchmal unterhalten wir uns in der Mittagspause über ein Thema und nehmen das für Fragen. Man lernt übrigens als Moderator immer was dazu.
Wahlefeld: Manchmal sucht man auch ganz aktiv. Zum Beispiel zum Thema Wind und Wetter. Bei unserer Open-Air-Veranstaltung haben wir uns Sorgen um das Wetter gemacht und sind so auf die Frage mit den Wolken gekommen. Mittlerweile hat es sich so herauskristallisiert, dass ich die Nerd-Themen mache, Star Trek zum Beispiel, und Jan die Allgemeineren. Wir spielen die Fragen erstmal gemeinsam gegenseitig durch. Da sind wir übrigens grottenschlecht. Auch, weil die vier, fünf Leute außenrum fehlen, die mithirnen.
Soldin: Die Schwarmintelligenz darf man nicht unterschätzen. Wir sind bei den Fragen auch mutiger geworden. Wir wollen Abwechslung bieten, auch beim Fragetyp. Schätzen, multiple-Choice, etwas malen, zum Beispiel. Die Fragen sollen Spaß machen und knobelbar sein.
Soldin: Beim ersten Mal wussten die Leute nicht so recht, was auf sie zukommt. Die Leute waren aber von Anfang an dabei, weil wir es geschafft haben, sämtliche Spannung rauszunehmen. Allein schon durch unser Auftreten, die Kostümierung. Wir wollten nicht in das strengere Fahrwasser, in Richtung verstaubt.
Wahlefeld: Wir haben nicht damit gerechnet, dass sich das zu einem Dauerbrenner entwickelt. Wir dachten, das verläuft sich.
Soldin: Das liegt an den Teams, die mit Spaß bei der Sache sind. Die Teams tragen den Spaß auch in die Menge. Wir haben Teams, die oft dabei sind. Ein Team, die Touristinfo, ist seit Anfang an jedes Mal dabei. Stamm-Teams sind ein wichtiger Faktor, das zieht die Menschen mit.
Wahlefeld: Ein wichtiger Faktor ist, dass die Menschen, die zusammenkommen in einem Team sich schon kennen und sich mögen. Es ist sehr kommunikativ, was da im Saal passiert. Mit uns und untereinander. Es geht ja schließlich um eine Team-Entscheidung.
Soldin: Das stimmt. Wir wollen auch ein bisschen Angst vor diesen Institutionen nehmen. Wir hatten einmal ein Team, das waren klassische Computerspiel-Nerds. Letztendlich geht es uns auch darum, die Schwelle ein bisschen zu senken. Museum ist nicht verstaubt und langweilig. Das ist locker, ihr könnt reinkommen und Spaß haben. Ob die Menschen dann wiederkommen zu einer Ausstellungseröffnung, das können wir nicht bewerten.
Wahlefeld: Es ist ein langer Weg, bis man jemanden, der mit Theater oder Museum überhaupt nichts am Hut hat, dazu bewegt, in ein Museum oder Theater zu gehen. Man kann nicht erwarten, einmal Quiznight-Besuch und dann kommt jemand zu Goethes Faust. Es geht darum, dass sich die Leute wohlfühlen und einfach mal kommen. Das hat schon was, wenn man im Museum Otto Schäfer steht mit seinen Erstausgaben, und das Publikum singt den Bratmaxe-Song. Das ist großartig!
Die Quiznight ist für Januar, Februar und März bereits ausverkauft. Infos und Karten für die anderen Termine unter (09721) 510 oder (09721) 514995 oder im Internet unter www.theater-schweinfurt.de