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Gerolzhofen
Geplanter Wertstoffhof in Gerolzhofen: Welche Folgen hat das Projekt für Grundstücksnachbarn und Ökologie?
Trotz aller Unterstützung für das Vorhaben des Landkreises macht ein Stadtratsmitglied seinem Unmut Luft. Es geht auch um Mitsprache und das Vermeiden von Ärger.
Der Landkreis Schweinfurt möchte neben der Kompostanlage in Gerolzhofen (rechts im Bild) einen Wertstoffhof für den südlichen Landkreis Schweinfurt.
Foto: Michael Mößlein (Archivfoto) | Der Landkreis Schweinfurt möchte neben der Kompostanlage in Gerolzhofen (rechts im Bild) einen Wertstoffhof für den südlichen Landkreis Schweinfurt.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 03.02.2025 02:33 Uhr

Ein weiteres Mal hat der Wertstoffhof, den der Landkreis Schweinfurt in Gerolzhofen errichten möchte, den Gerolzhöfer Stadtrat beschäftigt. Und obwohl alle im Gremium das Vorhaben begrüßen, gab's während der Stadtratssitzung am Montagabend in diesem Zusammenhang unerwartete Kritik eines Stadtratsmitglieds zu hören. Die Schelte richtete sich auch gegen die Verwaltung.

Aktueller Anlass, das Thema erneut zu behandeln, war der für das Errichten des Wertstoffhofs erforderliche Bebauungsplan "Sonstiges Sondergebiet – Abfallwirtschaftliche Einrichtungen". Dieser umfasst das 3,38 Hektar große Areal am nördlichen Stadtrand, wo im direkten Anschluss an die bestehende Kompostanlage des Landkreises der Wertstoffhof entstehen soll. Zudem umfasst der Bebauungsplan 1,18 Hektar Ausgleichsflächen ganz in der Nähe.

Im Oktober 2024 hatte der Stadtrat zuletzt die zum Bebauungsplanentwurf eingegangenen Stellungnahmen bewertet und kleinere Änderungen angeregt. Diese hat das beauftragte Büro Stubenrauch aus Königsberg (Lkr. Haßberge) eingearbeitet, wie der verantwortliche Planer, Jan-Michael Derra, dem Stadtrat vorstellte.

Flächen müssen wasserdurchlässig sein

Unter anderem ging es darum, dass auf dem geplanten Wertstoffhof alle dafür geeigneten Flächen wasserdurchlässig ausgeführt werden sollen. Zudem wurde festgelegt, dass die Ausgleichsfläche leicht nördlich der Kompostanlage vier mähbare Feuchtmulden, vier Frässtreifen und mehrere Baumpflanzungen erhalten soll.

Der überarbeitete Entwurf überzeugte die Stadtratsmitglieder. Sie stimmten diesem zu und genehmigten dessen öffentliche Auslegung. Nur eine Gegenstimme gab es: die von Burkhard Wächter (CSU).

Geplanter Wertstoffhof in Gerolzhofen: Welche Folgen hat das Projekt für Grundstücksnachbarn und Ökologie?

Dieser hatte zuvor die Aussprache zum Bebauungsplanentwurf zum Anlass genommen, deutliche Kritik loszuwerden. Wächter betonte, dass er den Wertstoffhof an sich nicht ablehne. Doch er sehe bei dem Vorhaben "wesentliche ungeklärte Fragen und potenzielle Probleme, die dringend geklärt werden müssen – sowohl im Interesse der Natur als auch der betroffenen Grundstückseigentümer".

Drainagen könnten beschädigt werden

Wächter bezweifelte, dass der Boden auf dem zum Bau vorgesehenen Grundstück geeignet ist, Regenwasser versickern zu lassen, wie das laut Bebauungsplan vorgesehen ist. "Da ist Land unter. Wenn dort mehr versiegelt wird, kann es nicht besser werden", meinte er mit Blick auf die aktuelle Situation vor Ort. Zudem befürchtet er, Pflanzungen auf der Ausgleichsfläche könnten vorhandene Drainagen beschädigen, was zu einer Vernässung der Böden und zu Ertragseinbußen und Wertverlusten auf benachbarten Äckern führen könnte.

Anstatt "so sehr an starren Vorgaben und Fristen" festzuhalten und sich "hinter Aktenbergen zu verstecken", sollte die beteiligte Verwaltung direkt mit betroffenen Grundstücksbesitzern und Landwirten reden. Risiken und Schäden ließen sich so am ehesten von vornherein vermeiden. "Diese Menschen kennen die Gegebenheiten vor Ort genau, ihre Erfahrungen und Bedenken sollten ernst genommen werden", fand Wächter.

Vom aktuellen Fall losgelöst forderte er die Stadt auf, dem Stadtrat bei vergleichbaren Projekten, etwa den Baugebieten am Nützelbach, solide Entwässerungskonzepte vorzulegen. Am besten sei es, ein Gremium aus Landwirten, Jägern, Naturschützern und Betroffenen zu bilden, das bei Planungen frühzeitig gehört würde. Dies würde auch möglichem juristischen Streit im weiteren Verlauf vorbeugen.

Bürgermeister nimmt Verwaltung in Schutz

Bürgermeister Thorsten Wozniak (CSU) bezweifelte, ob solche Gremien tatsächlich zielführend seien. Zudem meinte er, die Verwaltung sei hier nur bedingt als Angriffsfläche für Kritik geeignet. Es habe Ende vergangenen Jahres E-Mail-Verkehr mit dem Landratsamt zu den Planungen gegeben. Einwände wegen vorhandener Drainagen habe die Stadt weitergegeben. Ein angedachter Ortstermin mit den Beteiligten sei allerdings nicht zustande gekommen.

Thomas Vizl (Geo-net) sprach von "berechtigten Einwänden" Wächters und befürwortete, Drainagen so umzulegen, dass Schäden vermieden werden. Auch unterstützte er Wächters Vorschlag, bei solchen Themen möglichst früh das Gespräch mit Beteiligten zu suchen.

Einen anderen, für ihn positiven Aspekt brachte Günter Iff (Freie Wähler) zur Sprache. So gehe eine Prognose auf Basis von Verkehrszählungen am Wertstoffhof Rothmühle und an der Kompostanlage in Gerolzhofen davon aus, dass mit dem Bau des Wertstoffhofs in Gerolzhofen und den vorgesehenen erweiterten Öffnungszeiten existierende Verkehrsspitzen abgemildert werden.

Die derzeit einzige realisierbare Zufahrt zum Wertstoffhof führt bekanntlich über die vorhandene schmale Straße in Verlängerung der Dreimühlenstraße. Dies hatte bei Anwohnern sowie im Stadtrat bereits für Bedenken gesorgt. Der von manchen prophezeite Verkehrskollaps ist der Prognose zufolge weniger wahrscheinlich.

 
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