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Gerolzhofen
Geplanter Kindergarten in Gerolzhofen kommt nicht voran: Wird der 17. März zum Tag der Entscheidung?
Bislang zeichnet sich keine Einigung zwischen Stadt und Investoren ab. Im Stadtrat hat nun sogar der eigentlich sichere Betreiber BRK zwei rote Linien gezogen.
Gesundes Mittagessen in der Kita: Dazu informierte sich der Stadtrat im Hinblick auf den geplanten Kindergarten in Gerolzhofen. Jedoch ist weiterhin äußerst fraglich, inwieweit das von der Stadt zusammen mit einem privaten Investor und dem BRK angedachte Vorhaben in die Tat umgesetzt wird.
Foto: Franziska Sauer (Archivfoto) | Gesundes Mittagessen in der Kita: Dazu informierte sich der Stadtrat im Hinblick auf den geplanten Kindergarten in Gerolzhofen.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 24.02.2025 02:31 Uhr

Beim geplanten Kindergarten bleibt weiterhin vieles im Ungewissen. Wer von den nicht wenigen Beobachtern am Montag im Ratssaal gehofft hatte, dass vielleicht mehr Klarheit in das aktuelle Dunkel kommt, sah sich am Ende der Sitzung getäuscht.

Positiv war immerhin ein Aspekt: Das wichtige Thema stand auf der öffentlichen Tagesordnung und wurde somit nicht, wie in den vergangenen Monaten, hinter verschlossenen Türen diskutiert. Zuletzt ging es um Vertragsverhandlungen, die im Stadtrat nichtöffentlich besprochen wurden.

Der Grund dafür ist, dass Privatinvestoren aus Gerolzhofen, Bauunternehmer und Stadtrat Christoph Rosentritt (CSU) und Unternehmer René Kühl, eine Kindertagesstätte (Kita) bauen wollen. Sie hatten vor einem Jahr eine solche Einrichtung schon einmal in dem Alten Butterwerk vorgeschlagen. Beide möchten nun einen Neubau an die Stadt vermieten, die wiederum das Bayerische Rote Kreuz (BRK) mit dem Betrieb beauftragen würde. Soweit die Wunschvorstellungen.

Bürgermeister: Viele Aspekte unter einen Hut bekommen

Zwischen Stadt und BRK herrscht Klarheit. "Wir sind uns einig", sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak  (CSU) in der Sitzung. Das bestätigte auch BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Lindörfer der Redaktion im Anschluss.

"Der Teufel steckt im Detail", sagte Wozniak im Nachgang der Sitzung. Von Problemen mit dem Investor spricht er nicht, er deutet nur an, dass man "viele Aspekte unter einen Hut" bekommen müsse. Während der Bürgermeister im Dezember noch hoffnungsfroh war, sprach er Anfang Februar über das drohende Scheitern.

Umso überraschender schlug das Thema jetzt im Stadtrat auf. Geladen war Lindörfer, der Fragen beantwortete. Eingangs hatte der Bürgermeister seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass der Rat womöglich im März eine Entscheidung treffen könne. Wenn man das Ziel, Eröffnung im Januar 2027, einhalten wolle, "dann müssen wir schnell sein", lautete sein Appell.

Zunächst ging es um Kita-Verpflegungsmodelle, die Fachberaterin Christine Zehnter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) vorstellte. Sie warb für eine gesunde und nachhaltige Ernährung, weil Kinder zunehmend unter Übergewicht litten. Auch in pädagogischer Hinsicht wird das Essen wichtiger: Immer mehr Kinder könnten nicht mehr mit Messer und Gabel essen, sie würden hier Esskulturen, Einkauf und Zubereitung kennenlernen.

Mittagesverpflegung nur für 30 Prozent der Kita-Kinder

"Verpflegung ist heute mehr als satt machen", so Zehnter. Von 94 Kitas im Landkreis Schweinfurt würden nicht einmal die Hälfte eine Mittagsverpflegung anbieten, nur 30 Prozent der Kinder erhielten ein warmes Essen in ihrer Einrichtung - der Tiefstwert im Vergleich zu anderen Kreisen und Städten in Unterfranken.

Blick in eine Zubereitungsküche eines Kindergartens: In dieser vollständig ausgestatteten Küche könnten alle Speisen mit eigenem Personal selbst zubereitet werden. Die Kosten wären jedoch höher als bei einer Küche, in der das Mittagessen nur angeliefert, aufgewärmt und ausgegeben wird.
Foto: Gwendolin Hammer/AELF | Blick in eine Zubereitungsküche eines Kindergartens: In dieser vollständig ausgestatteten Küche könnten alle Speisen mit eigenem Personal selbst zubereitet werden.

Zehnter stellte mehrere Konzepte und Küchenausstattungen vor. Das AELF bevorzugt Frischküchen, wo alles selbst eingekauft und zubereitet wird und die Kinder eingebunden sind. Alternativen sind Ausgabeküchen (Dienstleister liefert Warmessen an), Regenerierküchen (nur Erhitzen von Speisen) oder Relaisküchen (zusätzlich Dessert-Zubereitung).

Frühstück, Mittagessen und Nachmittagsimbiss in einer eigenen Küche zum Tagessatz von 4,50 bis fünf Euro pro Kind seien möglich, sagte sie. Dörte Kienbaum-Bartke, vom BRK-Kinderhaus in Kitzingen, berichtete, dass man seit Jahren eine verpflichtende Vollverpflegung habe, mit eigenem Küchenpersonal. "Ich würde es nicht missen wollen, ebenso die Kinder und Eltern", lobte sie ihre Frischeküche. 135 Euro pro Monat und Kind müssten Eltern dafür zahlen, alle Betriebskosten inklusive Personal seien darin eingeschlossen.

Gleich eine Zentralküche für alle Betreuungseinrichtungen?

Laut Thomas Lindörfer hat das BRK sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Grundsätzlich auf positive Resonanz stieß eine solche Frischeküche im Stadtrat. Benedikt Friedrich (CSU) warb dafür und regte zudem an, über die Einrichtung einer Zentralküche für alle Kinder- und Schuleinrichtungen in der Stadt nachzudenken.

Sowohl Thomas Vizl (Geo-net) als auch Günter Iff (Freie Wähler) hielten diesen Vorschlag zwar für überlegenswert, mahnten aber an, die Finanzierung angesichts vieler Großprojekte im Blick zu behalten. Fördermittel vom Staat für den Betrieb, so erfuhr Iff von AELF-Beraterin Zehnter, wird es jedenfalls nicht geben, nur über das Raumprogramm beim Neubau.

Lindörfer riet von einer zentralen Küche ab. Das werde nicht leicht zu realisieren sein, gab er zu bedenken und erinnerte an den jetzt schon langen Diskussionsprozess. Der BRK-Chef warb zugleich für ein offenes pädagogisches Betreuungskonzept, bei dem es keine geschlossenen Gruppen gibt. In baulicher Hinsicht wäre das kein Unterschied.

Besonders die Investitionskosten für die Ausstattung trieben so manche Stadtratsmitglieder um, wie etwa Christoph Rosentritt, Günter Iff und Martin Zink (Freie Wähler). Nicht nur für die Küche, sondern auch für Inneneinrichtung, Außengestaltung und Spielgeräte. Zink bat um eine Art von "Businessplan", der aufzeigt, welche Kosten auf die Stadt zukämen, und schlug eine Sondersitzung vor.

Zwei klare K.-o.-Kriterien für das BRK als Betreiber

Ob denn eine fehlende Frischeküche ein K.-o.-Kriterium für das BRK als Betreiber wäre, wollte Benedikt Friedrich von ihm wissen. Das verneinte der Kreisgeschäftsführer. Er nannte aber zwei rote Linien, die zum Aus führen würden: erstens, wenn es keinen Neubau gibt und die früheren Pläne vom Container-Kindergarten herausgeholt werden. "Bei Modulbauweise sind wir raus", betonte er. Zweitens, wenn kein warmes Essen angeboten werden würde.

Wie geht es weiter? "Ich werde das Thema Kindergarten am 17. März wieder auf die Tagesordnung nehmen", sagte Thorsten Wozniak auf Anfrage. Offen ist derzeit, ob es eine Sondersitzung wird oder es einen Beschlussverschlag für das aktuelle Vorhaben geben wird. Das hänge von weiteren Gesprächen bis dahin ab, sagte er.

Sollte sich keine Einigung mit den Investoren abzeichnen, wird der Kindergarten trotzdem im März im Stadtrat behandelt. Das kündigte der Bürgermeister ebenfalls an. Dann in anderer Form; er würde dann den Modulbauweise-Beschluss wieder diskutieren lassen. Mit der Konsequenz, dass die Stadt dann vermutlich selbst bauen muss. Und, wie am Montag zu hören war, sie sich einen neuen Betreiber suchen müsste.

 
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