Genau 698.863 Euro, so hoch wird das Minus des Geomaris voraussichtlich im laufenden Jahr sein. Diese Summe ist im Wirtschaftsplan des Bades von Kämmerer René Borchardt als Jahresergebnis ausgewiesen, den er in der Haushaltssitzung des Stadtrates vorstellte. Und dieses Defizit muss die Stadt Gerolzhofen ausgleichen. Das ist mehr als das Doppelte im Vergleich zum Jahr 2014 und fast 150.000 Euro mehr als im letzten Jahr vor der Pandemie. Für die Folgejahre kalkuliert man zwar mit etwas geringeren roten Zahlen, die aber immer noch um die 600.000 Euro pro Jahr liegen.
Verantwortlich für den Anstieg sind hauptsächlich die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise und die daraus resultierende Himmelfahrt der Preise unter anderem für Strom und Gas. Das Geomaris hat diese Entwicklung hart getroffen, weil das Hallenbad mit Gas beheizt wird.
Gaspreis steigt von 1,49 auf 17,6 Cent pro Kilowattstunde
Zur besseren Einordnung: Bis zum Auslaufen des alten Gas-Liefervertrages im September lag der Arbeitspreis für die Kilowattstunde bei 1,49 Cent. Heute, mit dem neuen Vertrag muss die Stadt 17,6 Cent bezahlen. Das heißt, früher fielen durchschnittlich 10.000 Euro pro Monat fürs Beheizen an; jetzt, zu den neuen Konditionen, war allein im Januar die sechsfache Summe fällig. Und zugleich hat sich der Strompreis verdreifacht.
Die Betriebsleitung spart seit Monaten an allen Ecken und Enden. Allen voran wurde im Herbst und Winter die Wassertemperatur abgesenkt, außerdem blieben alle Saunen bis auf eine Ausnahme geschlossen. Doch selbst die staatliche Gaspreisbremse kann diesen extremen Preisanstieg nicht annähernd ausgleichen. Das Geomaris geht aktuell nicht davon aus, dass die Energiekosten sinken werden. Es sei dringend zu überlegen, heißt es im Wirtschaftsplan weiter, ob nicht ein zusätzlich rein stromgeführtes Blockheizkraftwerk zum Einsatz komme.
In dem voraussichtlichen Betriebsdefizit für 2023 sind noch keine Abschreibungen sowie Tilgungen und Zinsen für die Darlehen, die für die knapp zehn Millionen Euro teure Sanierung 2013/2014 notwendig waren, eingepreist. Rechnet man alle Kosten zusammen und zieht die Ticketeinnahmen ab, erhöht sich der Gesamtverlust auf 1,5 Millionen Euro jährlich.
In der Haushaltssitzung war das hohe Defizit neben der Neuaufnahme von Krediten und erheblichen Verschuldung der Stadt in den nächsten Jahren ein bestimmendes Thema. Arnulf Koch (CSU) zitierte aus seinem Rechnungsprüfungsbericht: "Hätte sich der vorletzte Stadtrat nicht für die teure Geomaris-Sanierung mit Teilneubau entschieden, hätten wir bei sonst gleicher Abstimmungslage heute 0,0 Euro Schulden und hätten 3,8 Millionen Euro Rücklagen."
Davon hätte die Stadt, folgerte Koch, locker den Eigenanteil für ein neues Kindergartengebäude bezahlen können und wäre danach immer noch schuldenfrei gewesen. Das Bad dieser Qualität sei zweifelsohne eine gigantisch tolle Einrichtung, um das jedes andere Mittelzentrum Gerolzhofen beneide. "Oder eben auch nicht, denn es hat einen Grund, dass sonst keine Kommune unter 10.000 Einwohnern ein Bad dieser Größe betreibt. Vielleicht leben wir über unsere Verhältnisse", fragte er in die Runde.
Außenbecken des Freibades muss bald saniert werden
Zweiter Bürgermeister Erich Servatius (SPD) wagte keine Prognose, wie lange man das Geomaris noch stemmen könne, bei einem Verlustausgleich von über einer Million Euro pro Jahr. Er kritisierte, dass die Stadt bei dieser Aufgabe von Bund und Land allein gelassen werde. Sorgen bereiten ihm auch die bevorstehenden Investitionen ins Freibad.
Betriebsleiter Wolfgang Schulz hatte kürzlich in einem Gespräch mit der Main-Post angekündigt, dass aus seiner Sicht eine Sanierung des Außenbeckens unumgänglich ist. "Viel reparieren können wir nicht mehr", stellte er damals fest. Bürgermeister Thorsten Wozniak hatte den Stadtrat bereits bei den Vorberatungen des Haushaltes auf diese Notwendigkeit hingewiesen.
Inwieweit und in welcher Form diese Maßnahme bei der aktuell angespannten Finanzlage umgesetzt werden kann, ist derzeit fraglich. Auf Nachfrage deutete Wozniak an, dass man in verschiedene Richtungen denken müsse. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, das heute 50-Meter-Außenbecken zu verkleinern, um Kosten zu sparen.
"Das Geomaris ist eine defizitäre Einrichtung, das ist uns bewusst", sagte der Bürgermeister in seiner Haushaltsrede. Die Sanierung sei damals eine bewusste, lang abgewogene Entscheidung gewesen, und es sei klar, dass die Stadt Jahr für Jahr Geld in das Schwimmbad investieren müsse. "Deshalb müssen auch wir immer wieder über die Eintrittspreise reden", sagte Wozniak und kündigte an, dass das Thema in der nächsten Sitzung des Stadtrates am 19. Juni auf der Tagesordnung stehen werde.
Die Räte müssen dann entscheiden, ob der Eintritt ins Bad künftig teurer wird und um wieviel. Vor einiger Zeit hatte die Geomaris-Betriebsleitung dazu erste Vorschläge unterbreitet. Darin werden Erhöhungen um gut 25 Prozent empfohlen. Zum Beispiel könnte der Preis für ein Tagesticket für Erwachsene von 12 auf 15 Euro steigen. Man dürfe dabei aber nicht überdrehen, warnt der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung. Sonst würde man zu viele Besucher verlieren, was finanziell auch problematisch sei.
Besucherzahlen immer noch weit unter Vor-Corona-Zeit
Ohnehin hat das Geomaris seit Beginn der Pandemie im März 2020 noch längst nicht seine alten Gästezahlen erreicht. Im Jahr 2019 kamen 230.000 Menschen ins Bad. Dieser Spitzenwert wurde seitdem nicht mehr erreicht. 2020 und 2021 waren es aufgrund von mehrfachen Schließungen durch Lockdowns nur um die 90.000 Schwimmgäste. Im Vorjahr kamen wieder 180.000. Mit einer weiteren Erholung wird nicht gerechnet, heißt es im Wirtschaftsplan, "da die Inflation und Energiekrise die Bürgerinnen und Bürger schwer belastet und diese am Freizeitverhalten sparen".
Aus Sicht des Bürgermeisters ist eine Erhöhung ein schwieriger Spagat, den die Stadt gut abwägen müsse. Angesprochen darauf, ob Gerolzhofen sich das Bad dauerhaft noch wird leisten können, sagte Wozniak: "Ich stoße diese Diskussion nicht an. Ich werde nicht daran rütteln." Das Geomaris hält er gerade in Zeiten, in denen viele Bäder schließen, für eine wichtige Einrichtung. "Hier lernen unsere Kinder das Schwimmen, während die Badeunfälle bundesweit ansteigen."
Betriebstechnik (EHKL) soweit die Bademeister es zeitlich und fachlich nicht schaffen kann ein externer FM-dienstleister aus der Region nach Aufwand mit Instandhaltungsvertrag machen.Heutzutage kein Problem mehr Anlagen komplett einen Dienstleister zu übergeben und von ausserhalb zu überwachen,zu steuern,Störungen zu erkennen.Ausserdem wäre es ratsam endlich mal 2 Kassenautomaten (Eintritt) für Selbstbedienung zu installieren! (so wie früher).Die damaligen Kassenautomaten aus den 70ern mit den legendären farbigen Plastiklochkarten waren nicht schlecht, auch die Karten aus den 90ern waren top! Aber man*******.t sich lieber in die Hose das da Gäste betrügen.Lieber (geschätzt)5% Gäste die unwissentlich oder vorsätzlich betrügen als 50.000Gäste im Jahr zu wenig!