Es ist angerichtet: Die weitläufigen Liegewiesen strahlen im frisch gemähten saftigen Grün, das Wasser im Schwimmer- und im Nichtschwimmerbecken ist auf angenehme 26 Grad aufgeheizt und nach den momentan etwas kühleren Tagen der Schafskälte soll das Wetter in der nächsten Woche wieder besser werden. Am Montag, 8. Juni, beginnt die Freibadsaison 2020 im Geomaris. Wegen der Corona-Pandemie wird diesmal aber vieles anders sein, als man es aus den früheren Jahren kennt. Vor einigen Wochen war die Stadt noch davon ausgegangen, dass es heuer überhaupt keinen Freibad-Betrieb wird geben können.
Die wichtigste Neuerung dreht sich um die Eintrittsmodalitäten und die Öffnungszeiten. Es gibt jetzt täglich zwei "Slots", also zwei Zeiträume, in denen das Freibad genutzt werden kann. Der erste Slot ist vormittags von 9 bis 13 Uhr und die zweite Einheit nachmittags von 14 Uhr bis 19 Uhr. Zwischen den beiden Slots - in der Stunde von 13 bis 14 Uhr - wird die Anlage vom Personal intensiv gereinigt und desinfiziert. Das heißt aber auch: Alle Badegäste der vormittäglichen "Schicht" müssen das Geomaris-Gelände spätestens bis 13 Uhr verlassen haben. Auch die Liegewiesen müssen geräumt werden.
Hallenbad bleibt geschlossen
Der Hallenbad-Bereich mit den dortigen Umkleiden bleibt geschlossen. Dies gilt auch für das Solebecken und das Gesundheitsbecken, die zwar beide im Freien liegen, aber im Normalbetrieb per Kamera vom Bademeister aus dem Kontrollraum des Hallenbads überwacht werden. Und dort sitzt momentan niemand, somit ist die Sicherheit nicht gewährleistet. Auch das Sauna-Dorf bleibt geschlossen.
Bürgermeister Thorsten Wozniak und Geomaris-Leiter Wolfgang Schulz stellten dieser Tage für die Main-Post das neue Konzept für den Corona-Sommer 2020 im Geomaris vor. Selbstverständlich gelten im Bad die allgemeinen Hygiene- und Verhaltensregeln. Die wichtigste Regel: Ähnlich wie bei einem Gaststättenbesuch darf nur eine bestimmte Anzahl von Badegästen gleichzeitig im Wasser und auf den Liegewiesen sein, um dort jeweils die nötigen Abstände einhalten zu können. Und es muss zuverlässig protokolliert werden, wer an welchem Tag zu welcher Uhrzeit und mit wem gemeinsam sich im Bad aufgehalten hat. Damit sollen im Falle einer auftretenden Corona-Infektion mögliche Infektionsketten rasch rekonstruierbar werden.
Maximal 455 Gäste pro Slot
Dies hat zwei konkrete Folgen: Zum einen dürfen pro Slot nur maximal 455 Personen zeitgleich im Geomaris sein. Diese etwas ungewöhnliche Zahl ergibt sich unter anderem aus dem Fachbericht "Pandemieplan Bäder" der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen und aus ministerialen Anweisungen. Eine Formel berücksichtigt die im Geomaris vorhandenen Quadratmeter an Liegeflächen und Wasserflächen und berechnet dann unter Berücksichtigung der erforderlichen Mindestabstände pro Badegast die Summe der maximal zulässigen Personen.
Zum anderen ist ab Montag eine Online-Buchung vor dem Besuch des Freibades zwingend vorgeschrieben. Damit wird gewährleistet, dass die Namen der Badegäste samt Uhrzeit gespeichert sind und die maximale Zahl von 455 Badegästen nicht überschritten wird.
Und so funktioniert's: Auf der Homepage des Geomaris (www.geomaris.de) wird ab Samstag der neue Link "Online-Registrierung für Freibad Einlass" scharf geschaltet. Dort kann man die persönlich gewünschte Badezeit (Slot) auswählen und dann seinen Namen und die Mailadresse eintragen. Für Ehepaare oder Familien gilt: Pro Mailadresse können maximal fünf Personen mit Namen angemeldet werden. Die Daten werden temporär gespeichert. Das Online-Buchungssystem zeigt auch an, wie viele Plätze innerhalb des gewählten Slots momentan noch frei sind im Bad.
QR-Code als Bestätigung
Nach der erfolgten Online-Buchung erhält der Badegast per Mail dann eine Bestätigung mit seinem QR-Code. Dieser Code muss an der Kasse des Geomaris entweder ausgedruckt auf Papier oder auf dem Handy vorgezeigt werden, ehe man die Eintrittskarten - und dies möglichst bargeldlos - kaufen kann. Zur Not kann man sich per Smartphone noch direkt vor dem Eintritt ins Bad anmelden.
Das heißt aber auch: Badegäste, die ohne einen QR-Code an der Kasse erscheinen, können nicht ins Bad eingelassen werden. Dies werde sicherlich zu Missverständnissen und Ärger führen, befürchtet Wolfgang Schulz. "Aber wir haben leider keine andere Möglichkeit, die Namen der Gäste zu erhalten und gleichzeitig einen Überblick über die momentane Besucherzahl zu haben." Die Corona-Vorgaben seien nun mal so streng, insbesondere weil die Möglichkeit der Nachverfolgung von Kontakten durch das Gesundheitsamt möglich sein muss. Die neue Regelung der Online-Buchung könnte besonders für ältere und nicht sonderlich internetaffine Gäste zum Problem werden, weiß auch Bürgermeister Wozniak. Aber es gebe leider keine Alternative.
Nur zwei Sondertarife
Das neue Einlass-System hat natürlich auch Auswirkungen auf den Tarif. Anstelle des bislang gültigen Tarifsystems wird es ab Montag nur zwei Sondertarife geben: Erwachsene zahlen vier Euro pro Slot, Kinder und ermäßigte Personen drei Euro pro Slot. Kinder unter drei Jahren haben freien Zugang, aber sie müssen auch vorab über das Buchungssystem online angemeldet werden.
Alle bisher bekannten Tickets (Mehrfachkarten, die Jahreskarten, Ticketbuchungen über die Partner UrbanSportsClub etc.) haben momentan keine Gültigkeit. Auch eine Sommer-Mehrfachkarte wird es in diesem Jahr nicht geben. Die Gültigkeit der ausgegebenen Jahreskarten ist unterbrochen. Sie verlängert sich entsprechend der Dauer der derzeitigen Unterbrechung, die schon seit dem 16. März dauert. Wie lange dies letztlich noch andauert, steht noch nicht fest. "Die Jahreskarten-Inhaber werden aber keinen finanziellen Verlust erleiden", versichert Thorsten Wozniak. Die Vereinfachung des Tarifsystems jetzt im Sommer sei unbedingt notwendig, ergänzt Wolfgang Schulz, um Warteschlangen im Foyer des Bads und am Eingang zu vermeiden.
Möglichst Abstand halten
Apropos Warteschlangen: In allen Bereichen des Bads müssen Abstandsregeln eingehalten werden. "Dafür sind ein hohes Maß an Eigenverantwortung und Rücksicht jedes einzelnen Badegastes erforderlich", sagt Schulz. Zahlreiche Plakate, Warnschilder und extra gefertigte Teppiche überall im Bad weisen unablässig darauf hin, sich möglichst nicht zu nahe zu kommen. An Engstellen, zum Beispiel bei den Umkleiden, an den Durchschreitebecken oder im Zugangsbereich, soll Begegnungsverkehr vermieden werden. "Die Gäste sollen lieber etwas warten, bis der Weg wieder frei ist." Mund-Nasen-Schutzmasken müssen nach den behördlichen Vorgaben nur in den speziell gekennzeichneten Bereichen, insbesondere im beengten Kassen- und Zugangsbereich, in den Freiluft-Umkleiden und in den Toiletten getragen werden.
Einbahnverkehr beim Schwimmen
Abstandhalten, dies gilt auch beim Schwimmen. Das große Schwimmerbecken ist durch gespannte Leinen in drei jeweils zweispurige Bahnen aufgeteilt. Auf den rechten Spuren wird nach oben geschwommen, auf den linken Spuren wieder zurück. Zwischen den einzelnen Schwimmern auf einer Spur müssen drei Meter Abstand eingehalten werden. Und Gruppenbildungen am und auf dem Beckenrand sind nicht erlaubt.
Um die Abstandsregeln einzuhalten, wurden auf den Sonnenterrassen auch die Liegestühle und Sonnenschirme in einem größeren Abstand als sonst neu positioniert. Dies gelte auch für den Gastronomiebereich innen und außen, erklärt Wolfgang Schulz. Es gebe nur noch halb so viele Tische wie früher. Und um zu engen Kontakt an der Theke zu vermeiden, wird das bestellte Essen künftig vom Personal direkt an die Tische gebracht.