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Schweinfurt
Gegen den Satzungszweck gehandelt? Warum die Stadt Schweinfurt der Hospitalstiftung eine Million Euro zahlen soll
Im Stadtrat stellte Ulrike Schneider den Antrag, die Finanzen der Hospitalstiftung besser im Auge zu haben. Wie steht die Verwaltung dazu?
Das Friederike-Schäfer-Heim in Schweinfurt (Ansicht vom Rusterberg) darf bis Anfang der 2030er Jahre betrieben werden. Träger ist die Hospitalstiftung.
Foto: Anand Anders | Das Friederike-Schäfer-Heim in Schweinfurt (Ansicht vom Rusterberg) darf bis Anfang der 2030er Jahre betrieben werden. Träger ist die Hospitalstiftung.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:16 Uhr

Es war das große Streitthema im Kommunalwahlkampf 2020: Sanierung oder Neubau des Friederike-Schäfer-Heimes? Die Idee von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU), den Rückert-Bau abzureißen und es auf dem Martin-Luther-Platz neu zu bauen, ist seit Jahren verworfen. Sie war so umstritten, dass es bis heute Stimmen innerhalb der CSU gibt, die die saftige Wahlniederlage 2020 und den Verlust von fünf Mandaten im Stadtrat auch auf diesen Streit zurückführen.

Im Moment ist es sehr ruhig um das Thema Friederike-Schäfer-Heim geworden, finanziell erwirtschaftet es unter neuer Leitung auch kein Minus mehr. Sozialreferent Jürgen Montag erklärte kürzlich, die Betriebsgenehmigung gelte bis Anfang der 2030er Jahre. Erst dann gebe es Handlungsbedarf. Eine ganz neue Option könnte sein, Teile des Josefs-Krankenhauses zu nutzen, wenn der Verbund zwischen Leopoldina-Krankenhaus und Krankenhaus St. Josef fix ist.

Betrieben wird das Friederike-Schäfer-Heim von der Hospitalstiftung, die älteste Schweinfurter Stiftung, die aus dem 14. Jahrhundert stammt. Deren Satzungszweck ist klar definiert: "Betrieb des Friederike-Schäfer-Heims als Alten- und Pflegeeinrichtung. Errichtung und Betrieb anderer altengerechten Einrichtungen und altengerechten Wohnungen in Schweinfurt zur Pflege und
Betreuung alter und bedürftiger Schweinfurter Bürgerinnen und Bürger sowie Versorgung von Kindern und Witwen vermögenslos verstorbener Schweinfurter Bürger."

Wie geht die Stadt Schweinfurt mit den Finanzen der Hospitalstiftung um?

Stadträtin Ulrike Schneider (Zukunft./ödp) bemängelte in einem Antrag, die Hospitalstiftung habe über Jahre immer wieder "für die Finanzierung städtischer Geschäfte herhalten müssen". Sie forderte, die Stadt solle eine Million Euro an die Stiftung zurückzahlen, "als ersten Schritt der Wiedergutmachung", so Schneider. Sie fand im Stadtrat deutliche Worte, denn aus ihrer Sicht gab es "einen steten Missbrauch mit den Finanzen gegen die Satzung", bemängelt in verschiedenen Einzelfällen auch durch die Regierung von Unterfranken.

Die finanzielle Lage und auch die von Ulrike Schneider angesprochenen, nicht näher definierten Fälle, wurden bereits in der letzten, grundsätzlich nicht-öffentlichen Sitzung des Stiftungsausschusses besprochen. Finanzreferentin Anna Barbara Keck betonte, man habe den Sachverhalt rechtlich geprüft und könne die geforderte Summe von Seiten der Stadt nicht zahlen, da aus Sicht der Stadt die Rechtsgrundlage verjährt sei und eine Zahlung gegen die Gemeindeordnung verstoßen würde.

Dem Vorschlag von SPD-Fraktionssprecherin Kathi Petersen, das Thema noch einmal detailliert im Stiftungsausschuss aufzuarbeiten, stimmten Keck und Schneider zu. Diese Sitzung wäre im April 2024.

 
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Kommentare
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  • Kathrin May
    Entscheidungen reflektieren,die in nicht öffentliche Sitzungen gefällt wurden, und für uns normal Sterbliche ans Licht bringen ist hoffentlich Schlussfolgerung aus Artikeln wie diese
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  • Georg Ries
    Schade, dass nicht mehr Gemeinde- bzw. Stadträte ihre Aufgabe so ernst nehmen wie Frau Dr. Schneider!!! Es kostet eine Menge Kraft sich in die Sachverhalte einzuarbeiten und gegen Verwaltung und Mainstream zu halten. Zudem werden solch engagierte Menschen sehr oft unter der Gürtellinie angegangen!
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  • Wenn das stimmt, was im letzten Bericht über die Fläche in Oberndorf steht, dann ist das nachhaken von Frau Dr. Schneider mehr als gerechtfertigt.
    Die Stadt solle in Verhandlungen mit dem Eigentümer des Grundstücks treten und dieses zurückkaufen. Interessant ist dabei der von Schneider angesetzte Preis, denn das einstmals im Besitz der Hospitalstiftung befindliche Grundstück wurde bereits vor mehreren Jahren verkauft und wechselte mehrfach den Eigentümer.
    Zuletzt gehörte es vor dem Bürgerentscheid der Auriga GmbH, wie im Sommer der vom Einkaufszentrums-Investor beauftragte sogenannte Vermittler Winfried Schwatlo auf Nachfrage dieser Redaktion bestätigte. Ulrike Schneider forderte nun, das Grundstück für den Preis von drei Euro pro Quadratmeter (den Wert einer Ackerfläche) wieder zu kaufen. Die Stadt würde so Handlungsspielraum gewinnen, zumal das Grundstück vor acht Jahren kurz nach Beginn der zweiten Amtszeit von Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) aus ihrer Sicht "verscherbelt"
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