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Schweinfurt
Fusion von Schweinfurts Krankenhäusern zu einem Klinikum: "Es gibt keinen Plan B"
Die Vertreter der Krankenhäuser Leopoldina und St. Josef hatten zum Bürgerdialog über das neue Krankenhauskonzept eingeladen. Was den Menschen Sorgen macht.   
Schweinfurts Krankenhäuser verschmelzen zu einem Klinikum mit zwei Standorten. Das 'Josefs' übernimmt die frei planbare und vor allem ambulante Versorgung, das 'Leopoldina' die Akutmedizin.
Foto: Anand Anders | Schweinfurts Krankenhäuser verschmelzen zu einem Klinikum mit zwei Standorten. Das "Josefs" übernimmt die frei planbare und vor allem ambulante Versorgung, das "Leopoldina" die Akutmedizin.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:23 Uhr

Man wollte nochmal informieren, begründen, Rede und Antwort stehen, warum es in Zukunft nur noch ein Klinikum für Schweinfurt und die Region geben wird. Doch die Bürgersprechstunde, zu der die beiden Krankenhäuser Leopoldina und St. Josef eingeladen hatten, fand wenig Beachtung. Nur etwa 20 Interessierte hatten sich im "Raum Orden" im Altbau des Josefs eingefunden. 

Das neue Konzept, das die Verschmelzung von Schweinfurts Krankenhäusern zu einem Klinikum mit zwei Betriebsstätten unter einer Trägerschaft vorsieht, war den Beschäftigten beider Häuser bereits Anfang Oktober präsentiert worden. Ebenso die überraschende Nachricht, dass die Kongregation der Erlöserschwestern der geplanten gemeinsamen Trägerschaft eine Absage erteilt und die Leopoldina GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadt, die Trägerschaft nun alleine übernehmen soll – neben ihr auch Belegschaft und Immobilien. 

Ressourcen bündeln zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung

Schon im April 2022 hatten die beiden Krankenhäuser angesichts der immer knapper werdenden Ressourcen Gespräche über einen Verbund geführt. Das gemeinsam entwickelte "Schweinfurter Modell" mit zwei selbstständigen Kliniken, die ihre Leistungen austauschen, sei aber nicht so einfach umzusetzen, erklärt Prof. Dr. Norbert Roeder. "Auch wenn es im Prinzip ein guter Ansatz war."

Der Gutachter war beauftragt worden, die Zukunft der beiden Schweinfurter Krankenhäuser zu untersuchen, nachdem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Ende vergangenen Jahres die Eckpunkte seiner Krankenhausreform präsentiert hatte, bei der die Kliniken nach Leistungsangeboten sortiert werden. Sein Fazit: "Es geht nur noch gemeinsam."

Prof. Norbert Roeder erklärt das Gutachten, das die Fusion der beiden Schweinfurter Krankenhäuser zu einem Klinikum vorsieht. 
Foto: Josef Lamber | Prof. Norbert Roeder erklärt das Gutachten, das die Fusion der beiden Schweinfurter Krankenhäuser zu einem Klinikum vorsieht. 

Die Ressourcen müssen gebündelt werden, so Roeder, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. Sein Gutachten sieht eine Fusion der beiden Häuser zu einem Klinikum mit nur einem Träger, aber mit weiterhin zwei Standorten vor. Doppelangebote wird es nicht mehr geben, die medizinischen Leistungen werden aufgeteilt. Das "Josefs" übernimmt die frei planbare und vor allem ambulante Versorgung sowie die altersmedizinischen Leistungen, das "Leo" die Akutmedizin.

Fest steht damit auch, dass es künftig nur noch eine zentrale Notaufnahme geben wird. Das sieht eine Besucherin kritisch. Schon jetzt gebe es sehr lange Wartezeiten in der Notaufnahme des Leopoldina-Krankenhauses. Sie habe mit einem Kind sechs Stunden ausharren müssen. Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter verweist auf interne Auswertungen, wonach es bei den Wartezeiten "gut ausschaut". Wer andere Erfahrungen mache, solle sich persönlich bei ihm melden. 

Erlöserschwestern wollen in Schweinfurt aktiv bleiben

"Das Josefs bleibt weiter ein Krankenhaus, wird aber Bestandteil eines großen Schweinfurter Klinikunternehmens", ist das Ergebnis von Gutachter Roeder. Dass die Erlöserschwestern bei diesem Modell aussteigen, "ist ein schmerzlicher Einschnitt für die Kongregation", sagt Geschäftsführer Martin Stapper. Aber alternativlos, weil der Anspruch nach einer christlichen Identität in einer gemeinsamen Trägergesellschaft nicht umzusetzen sei.

Die Erlöserschwestern wollen in Schweinfurt aber aktiv bleiben. Sie kehren sozusagen zu ihre Wurzeln, zur ambulanten Krankenversorgung, zurück. Auch an der Krankenpflegekräfteausbildung wolle man sich weiterhin beteiligen. "Den großen Krankenhausbetrieb aber werden wir nicht mehr weiterführen können", so Stapper.

Fusion von Schweinfurts Krankenhäusern zu einem Klinikum: 'Es gibt keinen Plan B'

Doch was passiert, wenn die Stadt die Übernahme nicht schultern kann? Das will ein Zuhörer angesichts der klammen städtischen Finanzen wissen. "Dass die Kongregation aussteigt, war nicht vorgesehen", räumt Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter ein, "das ist eine große Herausforderung für uns." Beide Seiten werden jetzt prüfen, wie die Konditionen eines Betriebsübergangs aussehen können. Bis Ende des ersten Quartals 2024 sollen die Fakten auf dem Tisch liegen, um entscheiden zu können.

"Wir werden alles daran setzen, dass die Übertragung gelingt", verspricht der Vertreter der Kongregation. Denn "es gibt keinen Plan B". Klar ist auch: Ohne Fördermittel geht es nicht. Gesetzlich sind die Länder dazu verpflichtet, die Investitionskosten ihrer Krankenhäuser zu finanzieren. Seit Jahren jedoch gehen die Investitionen der Bundesländer in die Krankenhausfinanzierung zurück.

"Wir stehen bereit", versichert Leopoldina-Geschäftsführer Jürgen Winter, "wir brauchen aber auch Fördermittel vom Freistaat." Dabei geht es nicht nur um die Kosten der Transformation. Auch baulich müsse investiert werden. Denn das Josefs sei in die Jahre gekommen.    

 
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