Etwa 150 Jahre lang war er in Deutschland ausgerottet , seit der Jahrhundertwende kam der Wolf wieder zurück, mittlerweile lebt ein Wolfspaar auf dem Truppenübungsplatz in Wildflecken. In letzter Zeit gab es hier weitere mögliche Beobachtungen.
Die Meinungen dazu sind gespalten: Die einen machen sich Sorgen , die anderen freuen sich über die Rückkehr des Wildtiers. So äußerte sich beispielsweise eine Halterin von Shetland-Ponys, die namentlich nicht genannt werden möchte: „Ich will meine Tiere nicht wegen eines Wolfs einsperren müssen, welche Bewegungstiere sind.“ Sie befürchtet, dass der Wolf im Rudel mutiger wird und mehr Tiere reisen wird. Sie wolle ihre Tiere nicht aufgerissen auf der Koppel finden.
Weidetierhalter in Sorge
„Der Wolf gehört einfach nicht nach Deutschland in die eng besiedelten Gebiete“, findet sie. Dieser Meinung ist auch Edgar Thomas , Kreisobmann des Bauernverbandes. „Wir Weidetierhalter haben große Sorgen . Man weiß nicht, wann etwas kommt. Und wenn da etwas passiert, bekommt man die Herde nicht mehr ruhig“, sagt er. Um auf den Wolf zu reagieren, hat der Freistaat 2020 ein Förderprogramm für den Herdenschutz aufgelegt.
Umweltminister Thorsten Glauber betonte, es „bedeutet ein klares Bekenntnis zum Erhalt der Weidetierhaltung gerade auch bei Wolfsanwesenheit.“ Der Wolf sei nach wie vor streng geschützt. Gleichzeitig werde auch der wertvolle Beitrag der Weidetierhaltung für die Artenvielfalt in Bayern gesichert.
Zäune, um das Gewissen zu erleichtern
Die Schutzmaßnahmen seien höchstens gut, um sich das Gewissen zu erleichtern, findet hingegen Thomas. Er selbst habe zwar auch Herdenschutzzäune aufgestellt, „aber wenn der Wolf da rein will, kommt er da rein.“ Zudem sei es nicht bei jeder Fläche möglich, alles einzuzäunen: Manche erstreckten sich über Berge, Bäche und Wege. Andere Regionen experimentieren mit Lamas oder Eseln als Herdenschutztiere. „Ob sie eine Herde gut beschützen können? Da bin ich mir unsicher“, so Thomas.
Für ihn ist die Anwesenheit des Wolfes nicht streng genug reguliert. „Hier ist keine Wildnis: Wir haben hier eine Kulturlandschaft, um die wir uns kümmern müssen.“ Von der Natur sei man weit weg. „Wir müssen überlegen: Was lassen wir zu, was kann die Kulturlandschaft vertragen?“ Hierzu fordert er „vernünftige Lösungen, die im Konsens passieren.“ Auch das Problem von Hybriden und die sinkenden Zahlen der Mufflons treiben ihn um.
Geschützte Tierart
Doch fest steht auch: Der Wolf ist eine besonders und streng geschützte Tierart . Zudem bringt er Vorteile. Die Wildbestände sind auf einem historischen Höchststand.
Der Wolf ersetzt zwar die Jagd nicht, jedoch zeigt sich, dass das Wild in diesen Gebieten häufiger seinen Standort wechselt, berichtet der Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern (LBV). „Die ständig steigenden Wildschäden in Land- und Forstwirtschaft zeigen, dass die Mithilfe des Wolfes bei einer Bestandsregulierung des Schalenwilds dringend benötigt wird.“
In Bayern befasst sich das Landesamt für Umwelt (LfU) mit dem Thema. Es hat in Reaktion auf die steigende Zahl von Wölfen 2019 den „Bayerischen Aktionsplan Wolf“ herausgegeben. „Zur Minimierung von Konflikten ist die Wolfspopulation in Bayern dabei auf das artenschutzrechtlich Erforderliche zu begrenzen“, heißt es. Die Weidetierhaltung müsse „ohne unzumutbare Mehraufwendungen flächendeckend und dauerhaft erhalten bleiben“. Gebe es hier zu viele Konflikte, sei im Einzelfall eine Entnahme möglich. Das ist jedoch streng geregelt. Hat er geschützte Nutztiere, oder welche in nicht schützbaren Bereich verletzt oder getötet, und es besteht Wiederholungsgefahr, darf der Wolf zwar entnommen werden, jedoch sei dies die Ultima Ratio.
Was Menschen betrifft, sei die Entnahme möglich, wenn er unprovoziertes, aggressives Verhalten zeige. Jedoch gab es seit der Rückkehr der Wölfe in Deutschland keinen Angriff auf Menschen, so das LfU. In den letzten 50 Jahren habe es in Europa neun Fälle von tödlichen Angriffen auf Menschen gegeben.
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