Ein grob zugerichteter Rehkadaver auf einem Flurweg am Waldrand zwischen Obererthal und dem Wakepark Thulba schreckte vor gut drei Wochen Passanten auf. Sie verständigten den zuständigen Jäger. Dieser hatte gleich einen Verdacht. "Es sah anders aus, als wenn nur ein Fuchs daran herumgerupft hätte", erinnert sich Jäger Sebastian Vogt im Gespräch mit dieser Redaktion.
Also machte er Bilder von der Situation und beriet sich mit Kollegen. Schnell verdichtete sich die Überzeugung, dass ein Wolf für die grausamen Spuren verantwortlich sein muss. "Dann ging alles seinen Gang", so Vogt. Er schickte seine Fotos an das Landesamt für Umwelt (LfU, Regensburg), um den Fund zu dokumentieren. Unter dem Eindruck der Aufnahmen entschied das Amt, vor Ort ein Mitglied des regionalen Netzwerkes für Beutegreifer einzuschalten. Dieser entnahm eine DNA-Probe, um sie zur Untersuchung einzuschicken.
Herkunft offen
Inzwischen weiß man beim Landesamt für Umwelt, was Sache ist: "Die ersten Ergebnisse der genetischen Untersuchung liegen vor und weisen die Beteiligung eines Wolfes aus der Zentraleuropäischen Population nach", teilt die Behörde auf Nachfrage dieser Redaktion mit. Ob das Tier aus bereits erfassten Beständen, etwa vom Truppenübungsplatz Wildflecken abstammt, ist noch offen.
Schließlich stünden die Ergebnisse der weiteren Individualisierung bei den Analysen, laut LfU, noch aus. "Sobald diese vorliegen, werden wir sie in unserer Monitoring-Liste aktualisieren, in der alle bestätigten Wolfsnachweise mit Zuordnung zum jeweiligen Landkreis und weiteren Informationen im Internet gelistet werden", heißt es vonseiten der Behörde.
Knapp an Schafskoppel vorbei
"Ich bin schon überrascht", kommentiert Sebastian Vogt das Wolfsvorkommen in seinem Revier. Bemerkenswert sei, dass der Wolf seine Beute an dem recht häufig befahrenen Feldweg machte, während er eine rund 200 Meter entfernte Koppel mit zehn Schafen verschonte. "Das hätte dann noch ganz anders ausgesehen", bewertet er ein nur knapp verfehltes Aufeinandertreffen der Tiere.
Erzählungen über das Auftreten eines Wolfes geistern im Thulbatal schon länger herum. Nicht immer gibt es gesicherte Befunde. So sei auf Thulbaer Gemarkung vor wenigen Wochen ebenfalls ein totes Reh ziemlich zugerichtet aufgefunden worden, erzählt Sebastian Vogt. In diesem Fall sei keine DNA-Analyse in die Wege geleitet worden. Und auch bei Neuwirtshaus habe ein Jäger von seinem Hochsitz aus einen Wolf vorbeiziehen sehen.
Verletztes Pferd auf Koppel als Verdachtsfall eingestuft
Dann gibt es noch einen Vorfall am 25./26 Mai, der sogar die Polizei auf den Plan rief. Eine Pferdebesitzerin rief die Beamten auf ihre Koppel bei Obererthal, weil eines ihrer Pferd eine ungewöhnliche Kopfverletzung aufwies.
Dabei habe es sich um eine eher leichte Verletzung am Auge gehandelt, und nach dem ersten Eindruck vor Ort komme wahrscheinlich eher kein Wolf als Verursacher in Frage, teilt die Polizeiinspektion Hammelburg auf Anfrage dieser Redaktion mit. Aber Gewissheit besteht noch nicht. Denn auch hier hat ein Mitarbeiter des regionalen Netzwerkes für Beutegreifer eine Genprobe genommen. Bis das Ergebnis vorliegt, listet das LfU das Geschehen als Verdachtsfall.
Unklar ist, ob der jetzt überführte Wolf zuvor bereits andere Wildtiere gerissen hat. Nur durch Zufall ist der frische Riss entdeckt worden, weil der Ort des Geschehens an einem vielgenutzten Feldweg liegt. "Draußen ist alles grün", gibt Sebastian Vogt zu bedenken. Fünf Meter weiter wäre das verendete Reh vielleicht gar nicht aufgefallen. So bleibe vielleicht unentdeckt, wie viel Beute der Wolf bisher gemacht hat.
Wie man sich beim Zusammentreffen mit einem Wolf verhalten soll
- Haben Sie Respekt vor dem Tier.
- Laufen Sie nicht weg. Wenn Sie mehr Abstand möchten, ziehen Sie sich langsam zurück.
- Falls Sie einen Hund dabeihaben, sollten Sie diesen in jedem Fall anleinen und nahe bei sich behalten.
- Wenn Ihnen der Wolf zu nahe erscheint, machen Sie auf sich aufmerksam. Sprechen Sie laut, gestikulieren Sie oder machen Sie sich anderweitig deutlich bemerkbar.
- Laufen Sie dem Wolf nicht hinterher.
- Füttern Sie niemals Wölfe. Die Tiere lernen sonst sehr schnell, menschliche Anwesenheit mit Futter zu verbinden und suchen dann eventuell aktiv die Nähe von Menschen.
Andererseits verstehe ich durchaus die Angst der Nutztierhalter um ihre Lieblinge. Ich kenne diese Pferde (wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass ein einzelner Wolf ein großes Pferd angreift, wenn es genügend andere Beute gibt), und auch die Schafe. Und ich weiß, dass diese Schafe alle Namen haben und keine anonyme Herde sind. Werden davon welche gerissen, wäre das für die Besitzer so, als wäre es das Haustier gewesen.
Weniger Arbeit für die Jäger, gut für den Wald.
Und die Reste fressen andere Tiere.
Alles gut!
Das muß ja auch mal erwähnt werden.
Weniger Arbeit für die Jäger, gut für den Wald.
Und die Reste fressen andere Tiere.
Alles gut!
Positiver Nebeneffekt - so sehen es manche: Er wird durch seine Anwesenheit so manch lärmendes Müll hinterlassendes Sapiens-Exemplar aus der Natur fernhalten...
Ihr wolltet den Wolf, jetzt ist er da und will auch überleben.
Er nimmt das, was sich bietet.
Vollkommen natürlich.