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Schweinfurt
Bekommt Schweinfurt ein stationäres Hospiz?
Eine Bedarfsuntersuchung ergab, dass die Region Schweinfurt-Bad Kissingen ein stationäres Hospiz gut gebrauchen könnte. Was der Bau kosten würde und wie es nun weitergeht.
Wie groß ist der Bedarf an Hospizarbeit in der Region um Schweinfurt und Bad Kissingen?
Foto: Johannes Wahler | Wie groß ist der Bedarf an Hospizarbeit in der Region um Schweinfurt und Bad Kissingen?
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:08 Uhr

Sterbende und ihre Angehörigen auf ihrem letzten gemeinsamen Weg begleiten – das beschreibt ganz allgemein die Hospizarbeit. Der Bedarf daran ist vielerorts hoch, auch im Raum Schweinfurt. Doch könnte schon bald eine stationäre Hospiz-Einrichtung in der Region errichtet werden? Mit dieser Frage beschäftigte sich nun der Schweinfurter Ausschuss für Beschäftigung und Soziales. Dem voraus war ein Antrag der CSU-Stadtratsfraktion aus dem Jahr 2019 gegangen, der "die Schaffung der Voraussetzungen für die Errichtung eines stationären Hospizes" in der weitergefassten Region Schweinfurt-Bad Kissingen forderte.

Zwar habe sich durch die 2018 etablierte ambulante Palliativversorgung "Palliativo" die Pflege Schwerstkranker und Sterbender deutlich verbessert, doch nicht für alle Schwerstkranken sei ein Sterben zuhause, in der gewohnten Umgebung möglich, so der CSU-Antrag. Deshalb müssten Betroffene in die nächstgelegenen stationären Hospize in Fulda, Würzburg oder Meiningen ausweichen, die nicht nur sehr stark ausgelastet, sondern aufgrund der räumlichen Entfernung auch für die Angehörigen schwer erreichbar seien. Dem Antrag folgte in einem ersten Schritt eine Bedarfsanalyse. Nun stellte die Stadtverwaltung die Ergebnisse vor.

Stadt Schweinfurt begrüßt möglichen Bau eines stationäres Hospizes

Wie Sozialreferent Jürgen Montag mitteilte, hält die Stadt Schweinfurt die Errichtung eines stationären Hospizes für die Region Schweinfurt-Bad Kissingen für notwendig. Sie hatte daher der Verwaltung den Auftrag erteilt, die erforderlichen Schritte zur Etablierung einer solchen Einrichtung in die Wege zu leiten. Das Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk Schweinfurt-Bad Kissen beauftragte daraufhin im Januar 2020 den "Bayerischen Hospiz- und Palliativverband" mit einer Bedarfsanalyse.

Diese Analyse sollte Aufschluss darüber geben, ob ein stationäres Hospiz in der Region für die Versorgung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase überhaupt eine notwendige und sinnvolle Ergänzung ist. Im Rahmen dessen wurde die Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland, in Bayern und in den Landkreisen Schweinfurt und Bad Kissingen sowie in der Stadt Schweinfurt betrachtet. Der Bedarf an Hospizbetten wurde statistisch ermittelt, die Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Erwachsenen analysiert.

"Region derzeit deutlich unterversorgt": 15 bis 30 Hospiz- und Palliativbetten nötig

Laut Stadtverwaltung erfolgte die Bedarfsanalyse auch unter dem Aspekt, dass eine Anfahrt innerhalb von einer Stunde möglich sein soll. Das Ergebnis: "Im ländlichen Raum Bayerns gibt es im Gegensatz zu den Regionen München und Nürnberg wenige Angebote, und die Einrichtungen sind wegen langer Anfahrtszeiten schwerer zu erreichen." Die Region Schweinfurt-Bad Kissingen benötige daher – bei angenommenen 50 bis 100 Hospiz- und Palliativbetten pro eine Million Einwohnern und einer aktuellen Einwohnerzahl von 295 626 im Erhebungsgebiet – 15 bis 30 Hospiz- und Palliativbetten.

Laut Sozialreferent Montag habe man festgestellt, "dass die Region derzeit deutlich unterversorgt ist". Das Einzugsgebiet umfasse einen Radius von 50 Kilometern um den potenziellen Standort. Sowohl die Stadt Bad Kissingen als auch die Stadt Schweinfurt sind verkehrstechnisch gut miteinander verbunden. Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln seien die Städte innerhalb des Einzugsgebiets zu erreichen.

Auch statistische Bedarfsberechnungen hätten ergeben, dass in der Region ein Bedarf an Hospizbetten besteht. Die Versorger würden in der täglichen Praxis erfahren, dass notwendige Aufnahmen in ein stationäres Hospiz nicht stattfinden können, weil entweder kein Platz frei ist oder weil eine Aufnahme aufgrund zu großer Entfernung nicht zumutbar ist. Durch den Bau eines Hospizes in der Region könnten Wartelisten auf Hospizplätze abgebaut und Fehlbelegungen, etwa auf Palliativstationen, vermieden werden.

Klärung von Finanzierungs- und Grundstücksfragen

Fazit der Analyse: Ein Bedarf an einem stationären Hospiz besteht. Es biete eine sinnvolle Ergänzung zu den vorhandenen ambulanten Angeboten. Die demografische Entwicklung in der Region, insbesondere die Zunahme des Anteils der über 65-Jährigen in der Bevölkerung auf 42 Prozent bis zum Jahr 2034, würden diesen Bedarf noch erhöhen, so die Stadtverwaltung. Auch das Gremium des Ausschusses für Beschäftigung und Soziales war sich über den Sinn eines stationären Hospizes einig  und begrüßte den Wunsch des Sozialreferenten, die Einrichtung bestenfalls direkt in Schweinfurt zu bauen.

Doch wie geht es nun weiter? Die Stadt und der Landkreis Schweinfurt sowie der Landkreis Bad Kissingen prüfen derzeit zusammen mit dem Hospizverein Schweinfurt sowie den Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerken in Bayern die Voraussetzungen, die notwendig sind, um einen Antrag "auf Errichtung eines stationären Hospizes" stellen zu können. Dabei gehe es insbesondere um die Klärung von Finanzierungs- und Grundstücksfragen sowie um die Suche nach einem Träger.

4000 bis 6000 Quadratmeter großes Grundstück gesucht

Zudem werden die Landkreise Haßberge und Rhön-Grabfeld wegen einer eventuellen Beteiligung angefragt. Sollten diese Punkte geklärt sein, stellt die Verwaltung wiederum dem Stadtrat das Projekt vor, um einen Beschluss über die Errichtung herbeizuführen und dann einen entsprechenden Antrag bei den gesetzlichen Krankenkassen stellen zu können.

Laut Jürgen Montag würde der Bau etwa vier bis sechs Millionen Euro kosten. Man benötige dafür ein Grundstück mit 4000 bis 6000 Quadratmetern. "Und wir sind schon in Gesprächen mit möglichen Trägern."

 
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Bei der Grundstückssuche sollte man die Not zur Tugend zu machen - wie das einst G. Grieser vorbildlich bei mehreren Projekten tat.

    Nördlich der Stadtgalerie, an der Schrammstraße, westlich der Cramerstraße, ist ein großer innerstädtischer Schandfleck. In der Blockrandbebauung klafft ein hässliches Loch, lediglich weit unter Wert genutzt, mit Anwohner-Parkplätzen und hässlichen Garagen. Ohne Ahnung zu den Eigentumsverhältnissen zu haben, wäre rein städtebaulich das 5.600 qm große Grundstück (gem. i. BayernAtlas) nahe an der Zufahrt zur Autobahn ideal, auf einer Tiefgarage für die Anwohner. Die Stadtgalerie ist daneben, die erste Stunde Parken kostenfrei. Angehörige könnten den Stations-Besuch mit einem Einkauf oder Restaurant/Cafe-Besuch verbinden. Eine Win-win-Situation!

    Bitte nicht weiterhin, wie bisher in der Ära Remmele/Brettin, lieblos & emotionslos die erste Möglichkeit nehmen, wo gerade zufällig ein Grundstück frei ist, sondern zunächst die beste Möglichkeit anstreben.
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  • Reinshagen153@t-online.de
    PS: Das wäre auch für Investoren/Bauträger bei der Nullzinspolitik und Suche nach Wertanlagen ein Leckerbissen! Zu Hospiz & Würde gehört auch, dass die Menschen nicht in irgend eine Ecke am Stadtrand abgeschoben werden.

    An dieser Stelle muss man hoch bauen - das ergäbe viel Raum: EG: Agenturen etc.; 1. OG: Rechtsanwälte, Steuerberater etc. (unweit von den Justiz- & Finanzzentren); ab 2. OG: Hospiz; Dach: Terrassenhäuser oder Penthäuser.

    Das ergäbe eine ENORME Erhöhung der Wertschöpfung dieses Grundstücks, an der auch die Eigentümer teilhaben könnten. Zudem brächte es weitere Innenstadtbelebung, aber wg. der Stadtgalerie keine Zufahrts- oder Parkproblematik. Die 1.300 Stellplätze werden viel zu wenig genutzt - das ist verschenktes Potenzial! Obendrein wäre der DB-Halt SW-Mitte (Erfurter Bahn aus Kissingen!) fußläufig erreichbar.
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