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Schweinfurt
Fresenius: Der Weltmarktführer mitten in Schweinfurt
Seit geraumer Zeit besucht der Stadtrat im Rahmen von Sitzungen die Industrieunternehmen. Nun war man bei bei Fresenius Medical Care zu Gast und war beeindruckt.
Ein Blick in die Produktion in Schweinfurt bei Fresenius Medical Care.
Foto: Fresenius Medical Care Vera Szmoniewski | Ein Blick in die Produktion in Schweinfurt bei Fresenius Medical Care.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:47 Uhr

Schweinfurt ist nach der Metropolregion Nürnberg der größte industrielle Standort in Nordbayern, in Unterfranken nach Arbeitsplätzen gerechnet mit weitem Abstand der größte: Gut die Hälfte der über 50 000 Arbeitsplätze in der Wälzlagerstadt sind industrielle Arbeitsplätze und seit der großen Krise in den 1990er Jahren ist es mit der Schweinfurter Industrie stets bergauf gegangen. Was man natürlich auch am steten Fluss der Gewerbesteuer merkt, die mit 70 Millionen Euro pro Jahr deutlich höher als in Städten vergleichbarer Größe ist.

Kein Wunder also, dass die Stadtverwaltung und der Stadtrat engen Kontakt zu den Industriebetrieben pflegen. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) trifft sich regelmäßig mit den Standortleitern und vertritt eine klare Linie. "Wir können sicher nicht helfen, wie man aus einem Verbrennungsmotor einen Elektromotor macht. Die Kommune ist gefordert, für Arbeitskräfte attraktiv zu bleiben durch ein Angebot in puncto Wohnen, Freizeit, Kultur, Bildung", sagte er im Interview kürzlich mit dieser Zeitung.

Betriebe sind sich bewusst, dass das Wohnumfeld passen muss

Das Thema Attraktivität der Stadt für potenzielle Fachkräfte und Ingenieure steht mittlerweile bei den Betrieben ganz oben auf der Agenda. Das galt beim Besuch bei Fresenius Medical Care kürzlich, dem mit 1200 Mitarbeitern viertgrößten Arbeitgeber der Stadt, als auch beim Werksbesuch in der Wandlerproduktion von ZF im vergangenen Jahr, als die Verantwortlichen des mit 9500 Mitarbeitern größten Schweinfurter Arbeitgebers schnelle Genehmigungsprozesse in der Verwaltung und vor allem eine attraktive Wohn- und Freizeitumgebung wünschten, was der OB vor allem durch die neuen Angebote auf den Konversionsflächen unter anderem in Yorktown oder der Bellevue auch als gegeben sieht.

Der Schweinfurter Stadtrat, sicher behelmt, zu Besuch auf der Baustelle des neuen Technologiezentrums der Fresenius Medical Care AG im Hafen.
Foto: Marina Vierheilig | Der Schweinfurter Stadtrat, sicher behelmt, zu Besuch auf der Baustelle des neuen Technologiezentrums der Fresenius Medical Care AG im Hafen.

Den Fresenius-Besuch empfand der OB als interessant: "Es ist beeindruckend zu sehen, in wie viele Länder weltweit Produkte aus Schweinfurt verschickt werden". Aus den nicht-öffentlichen Gesprächen mit dem Management nehme man "den Dauerauftrag für die Attraktivität der Stadt zu sorgen" mit.

Der Rundgang auf dem Gelände war zweigeteilt: Zum einen gab es einen Einblick in die Produktionshallen, in denen seit 1979, damals noch als MTS Medizinisch-Technische Systeme Schweinfurt GmbH, eigene Dialysegeräte produziert werden. Man startete mit 40 Mitarbeitern, heute sind es 1200, die als Fresenius Medical Care in den 108 851 Mitarbeiter zählenden weltweit agierenden Gesundheitskonzern Fresenius integriert sind. Mittlerweile wird jedes zweite weltweit gefertigte und eingesetzte Dialysegerät in Schweinfurt produziert. Rund ein Drittel der Schweinfurter Mitarbeiter arbeitet im Bereich Forschung und Entwicklung.

Mehrere hunderttausend Patienten werden weltweit versorgt

Nach eigenen Angaben führt das Unternehmen weltweit alle 0,7 Sekunden eine Dialysebehandlöung durch, verkauft nicht nur über 45 000 Geräte, sondern hat 3752 eigene Dialysezentren mit 320 900 Patienten in 120 Ländern. Während es in der Produktion auf Sauberkeit und penibles Arbeiten sowie den Schutz vor elektrostatischer Aufladung ankommt, muss der Versand ein Sprachenköng sein, schließlich gilt es die Gebrauchsanleitungen in die jeweiligen Landessprachen übersetzt mitzuliefern.

Als eine der ersten Gruppen wurde die mit Referenten über 50-köpfige Stadtratsgruppe von Projektleiter Johann Brede durch den Rohbau des neuen Technologiezentrums, weithin sichtbar von der Hahnenhügelbrücke, geführt. Hier entsteht in den nächsten Jahren ein vierstöckiges Gebäude überwiegend aus Stahl und Glas, das vor allem in seinem Inneren durch moderne Architektur ein neues Arbeiten für die Mitarbeiter ermöglichen soll, wo Projekte entwickelt und Testräume integriert werden.

Den Bau des Entwicklungszentrums sieht der OB als "klares Bekenntnis zum Standort", wie er beim Spatenstich für das gut 8000 Quadratmeter große Gebäude vor gut einem Jahr erklärte. Die Firma investiert für den Bau einen zweistelligen Millionenbetrag. Die Pläne fertigte Stararchitekt Gunter Henn, der für VW auch die Autostadt in Wolfsburg baute.

Die SPD-Fraktion war kürzlich beim Fresenius-Betriebsrat zu Gast. Dort war ein Wunsch an die Stadt auch eine Verbesserung der ÖPNV-Anbindung des Hafengebiets, insbesondere auch wegen der angespannten Parksituation entlang der Straßen dort.

 
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