
Mit den Worten: "Und Sie verlassen die Kirche", soll ein Pfarrer in Forst (Lkr. Schweinfurt) am Mittwochabend etwa 20 Frauen, die der Protestbewegung Maria 2.0 angehören, der Kirche verwiesen haben. Die Frauen waren alle weiß gekleidet in dem Vorabendgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt erschienen, um zu zeigen, dass sie der Frauenbewegung Maria 2.0 angehören. Maria 2.0 richtet sich gegen Machtstrukturen in der Kirche, fordert den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle.

Pfarrer flippte regelrecht aus
Als die Vorsitzende des Katholischen Frauenbunds, Gabi Gressel, vor dem Gottesdienst noch einmal die Anliegen der Bewegung der Gemeinde erklären wollte, wurde es dem Pfarrer Andreas Heck zu viel und er sei "regelrecht ausgeflippt", berichtet Ursula Lux, Mitarbeiterin dieser Redaktion. Sie war bei dem Gottesdienst anwesend. Heck stürmte zum Ambo und schrie: "Nein, hier nicht!" Wutentbrannt soll er das Skript der Frauenbundvorsitzenden weggerissen und zerknüllt haben. Den Gottesdienst hat er daraufhin abgebrochen. Zurück blieb eine verstörte Gemeinde.
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Das Bistum Würzburg bedauert die Vorgänge in Forst sehr: "Der priesterliche Dienst ist ein Einheitsdienst an der Gemeinde. In seiner emotionalen Erregung hat der Pfarrer unglücklich überreagiert. In Forst wie in ganz Deutschland ist es im Zusammenhang von Maria 2.0 wichtig, dass beide Seiten einander zuhören. Der Gesprächsfaden darf nicht abreißen", sagte Generalvikar Thomas Keßler auf Anfrage dieser Redaktion. Er sei von Seiten der Diözese gerne bereit mitzuhelfen, dass in Forst das Gespräch in der Gemeinde untereinander und mit dem Pfarrer wieder gelingen kann.

Andreas Heck, der seit vier Jahren Pfarrer in der Gemeinde ist, fühlte sich von der "Kundgebung des Frauenbunds während seines Gottesdienstes völlig überrumpelt", schilderte er auf Anfrage am Telefon. "Es hat niemand vorher mit mir gesprochen und dann wusste ich einfach nicht mehr weiter", sagte er. Die Frauen wollten "nur Unruhe stiften", sagte er weiter, und das müsse er sich nicht gefallen lassen. Trotzdem tue ihm der gesamte Vorgang auch leid. "Und es tut mir auch sehr weh", bedauert Heck, der sich nun für fünf Wochen in den Urlaub verabschiedet hat.
Gottesdienst sollte nicht zum Streitort werden
"So etwas extrem Eklatantes bei einer Aktion im Sinne von Maria 2.0 wurde uns bisher nicht berichtet", sagt Lisa Köttner aus Münster, die die bundesweite Prostestbewegung mit ins Leben gerufen hat. "Ich bin bestürzt über den Bericht." Sie rät den Frauen, wenn es nicht anders geht, und der Pfarrer den Dialog weiter verweigert, ihre Veranstaltungen und Gottesdienste in einer benachbarten Pfarrei zu feiern, oder in andere Räume auszuweichen. "Wenn die Eucharistiefeier als Mitte und Höhepunkt im Leben der Gemeinde angesehen wird, kann sie nicht zum Austragungsort persönlicher Animositäten herabgewürdigt werden", so das Bundesteam der Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" in einer Stellungnahme.
Dem Bistum Würzburg sind keine weiteren Gemeinden bekannt, in denen Frauen wegen der Bewegung Maria 2.0 der Kirche verwiesen wurden. Das teilte die Pressestelle der Diözese auf Anfrage mit. Bischof Franz Jung habe sich wiederholt mit Vertreterinnen von Maria 2.0 getroffen und sich ihre Anliegen angehört. Bei einer Begegnung anlässlich der Mahnwache des Frauenbunds am 16. Mai 2019 sagte Bischof Jung in Würzburg, er verstehe den Protest als Ausdruck echter Sorge um eine gute weitere Entwicklung der katholischen Kirche. „Die Frage der Weihe steht im Raum. Die theologische Diskussion muss geführt werden", so Jung damals.
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Sie schreiben doch, dass ein Gottesdienst von Gläubigen sein soll, die GEMEINSAM ihre Religion ausüben wollen.
Gerade dieses GEMEINSAM kann ich eben nicht erkennen, wenn jemand her geht, ohne Absprache mit der Person, die als offizieller Vorsteher dieser Gemeinde auch die Gemeinde nach außen vertritt (= Pfarrer!) hier die Meinung von einem Teil der Gemeinde vorbringen will, im Wissen und im Bewusstsein, dass damit ein offener Affront gegen das "GEMEINSAM" stattfinden und passieren wird!
Das ist NICHT dasselbe!
Mehr als zwei Drittel der Katholiken wünschen sich beispielsweise, dass Frauen Priesterinnen werden dürfen.
Aus meiner Sicht ist es die katholischen Kirchenführung, die diesen GEMEINSAMEN Wunsch der Religionsanhänger beharrlich ignoriert.
Zumindest was dieses Beispiel betrifft, vertreten die Anhänger von Maria 2.0 die Meinung der Mehrheit der Katholiken.
Wie kommen Sie also darauf, es wäre es wäre ein „offener Affront gegen das ‚GEMEINSAM‘“?
Und was Ihre Forderung nach einer vorherigen Absprache angeht – die Kirche hat es durch ihre radikale Reformresistenz doch geradezu heraufbeschworen, dass sich die kritischen Stimmen organisieren und lauter werden müssen …
Die Menschen ändern sich – Maria 2.0 ist erst der Anfang … falls die Kirchenoberen bei Verstand sind, hören sie den Damen zu, anstatt sie aus dem Gottesdienst zu werfen!
Wer das nicht versteht, hat mit Kirche nichts am Hut.
Kurz und prägnat!
Das hätten Sie etwas anders formulieren müssen:
„… im Gottesdienst hat es nicht um Strukturen oder Macht zu gehen. Wer das nicht versteht, hat mit Kirche nichts am Hut.“
Nitzsche hat das schön auf den Punkt gebracht:
„Die Kirche ist exakt Das, wogegen Jesus gepredigt hat – und wogegen er seine Jünger kämpfen lehrte.“ (F. W. Nitzsche: Der Wille zur Macht I, Kap. 13)
Jesus verkörperte das Christentum als Praxis, nicht als Glaubenslehre. Den autoritären Dogmatismus der katholischen Kirche mit ihrem Ämter-, Personen-, Symbol und Ritenkult hätte er verabscheut.
Was mich betrifft, so bin ich überzeugt, dass Jesus in dieser Sache heute auf der Seite der Frauen stünde …
INHALTLICH stimme ich dem Protest der Frauen vollkommen zu, wenn Kirche eine Zukunft haben will, muss sich auch da in den dicksten Betonköpfen etwas tun und ändern!
IN DER ART UND WEISE muss ich sagen, was diese Aktion völlig daneben!
- ich finde es eine Unmöglichkeit, seinem Protest im Rahmen eines Gottesdienstes Ausdruck zu verleihen. Sicherlich der größte Teil der Gottesdienstbesucher wollte hier gemeinsam Mariä Himmelfahrt feiern - und keine Demonstration und ein Gerangel um Macht (nichts Anderes war das, was da zwischen Pfarrer und Frauenbund passierte) - das war schon mal der erste Affront gegen das GEMEINSAM (das Sie ja nicht finden wollten!)
- zum GEMEINSAM gehört auch die Person des Pfarrers als Mensch. Und - seien Sie mir nicht böse: diese wurde ganz massiv ignoriert und provoziert!
Die Forderungen von Maria 2.0 sind eigentlich Selbstverständlichkeiten – denen sich die Kirchenführung trotzdem seit Epochen vehement verweigert.
Wenn es überhaupt einen roten Faden in der katholischen Kirchengeschichte gibt, dann sind es Beharrungskräfte – um Macht und Vermögen zu erhalten.
Die katholische Kirche hat die Reformation überlebt, sie strotzt vor Besitztümern, sie hat die Gesellschaft und die Politik gesteuert und sie hat es bis heute geschafft, in manchen Bereichen außerhalb der allgemeinen Gesetzgebung zu stehen.
Wer wirklich Veränderung in diesem System erreichen will, der muss konfliktbereit sein - als Frau ganz besonders.
Ob die Initiative Maria 2.0 etwas bewirken kann weiß ich nicht – aber sie hat keine Chance, wenn sie mit Watte wirft und sich Sorgen darüber macht, ob sich vielleicht einige in ihrem Gottesdienstritual gestört fühlen könnten …
Ich kann ein Anliegen für wichtig und richtig halten - aber die Art und Weise, wie es von manchen umgesetzt wird, für falsch halten!
Und genau das ist hier der Fall!
Ich hoffe und wünsche ihm, dass er die kraft hat, nach seinem Urlaub zurückzukehren und zu bleiben - trotz oder wegen dieser Sache!!
Sie ist Aufgabe der Kirchenführung (Bischof, Kardinal, Pabst). Wenn sie endlich einmal klar Stellung beziehen würde, dann könnten die Priester vor Ort ihrer eigentlichen Tätigkeit nachgehen, nämlich der “Seelsorge”. Es ist nachvollziehbar, dass ein Priester, der übrigens auch nur ein Mensch ist, emotional reagiert, wenn ohne Absprache ein Festgottesdienst gestört wird und für kirchenpolitische Themen missbraucht wird. Wo bleibt hier die Rücksichtnahme. Dialog sieht anders aus!
Aber das wird – wie auch dieser Fall zeigt – in absehbarer Zeit nicht passieren. Klerikale Selbstherrlichkeit und ein Frauenbild, für das man sich wirklich schämen sollte, werden ganz selbstverständlich in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt.
Rituale und Traditionen – die nicht nur so aussehen, als wären sie aus der Zeit gefallen, sondern die auch in anderen Zeiten als rückständig angesehen worden wären.
Herr Heck sollte wissen, dass Jesus Christus eine revolutionär positive Einstellung gegenüber Frauen in der damaligen patriarchal strukturierten Gesellschaft hatte.
Jesus wäre mit dem Frauenbild (und vielem anderen mehr) in der katholischen Kirche von heute ganz und gar nicht einverstanden …
Leider verwechseln immer noch viel zu viele Menschen Kirche mit Christentum und folgen blindlings … weil es halt immer schon so gewesen ist …
Die Damen haben meinen Respekt!
Schönen Gruß an den AfD-Stammtisch!