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Forst
Pfarrer verweist in Forst einige Frauen der Kirche
Aus der Absicht, die Wogen zu glätten, wurde ein handfester Eklat. Pfarrer Andreas Heck ließ auch den Gottesdienst zum Hochfest der Himmelfahrt Mariens ausfallen.
Weil sie bei einer Frauenandacht im Mai Maria, in Form einer kleinen Holzskulptur, in ihre Mitte geholt hatten, gerieten die Frauen des KDFB in ihrer Gemeinde unter heftige Kritik.
Foto: Ursula Lux | Weil sie bei einer Frauenandacht im Mai Maria, in Form einer kleinen Holzskulptur, in ihre Mitte geholt hatten, gerieten die Frauen des KDFB in ihrer Gemeinde unter heftige Kritik.
Ursula Lux
Ursula Lux
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:57 Uhr

"Frauen holen Maria vom Sockel." – Es war diese Überschrift über einen Bericht dieser Redaktion, der einige Mitglieder der Pfarrgemeinde Forst empörte. Wir berichteten über eine Frauenandacht, die der katholische Frauenbund (KDFB) unter das Zeichen von Maria 2.0 stellte.

Diese Initiative richtet sich gegen Machtstrukturen in der Kirche, fordert den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die Aufhebung des Pflichtzölibats und eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle. In ihrer Andacht hatten die Frauen eine kleine Marienstatue von Hand zu Hand gegeben, um so dem Leben von Maria, der Schwester im Glauben, der Frau mit denselben Alltagserfahrungen, Sorgen und Nöten, im Gottesdienst nachzuspüren.

Gabi Gressel: "Wir wollen den Ball flachhalten"

Die Vorsitzende des Ortsvereins im KDFB, Gabi Gressel, wollte wieder Ruhe im Dorf und entschloss sich, die Aktion "zum besseren Verständnis" vor allem für alle jene, die die Andacht nicht besucht hatten, klarzustellen. "Wir wollen den Ball flachhalten", erklärte sie im Vorfeld. Nun, Pfarrer Andreas Heck hatte augenscheinlich kein Interesse daran, den Ball flach zu halten, er sorgte für einen handfesten Eklat.

Der weiße Schal, den die Frauenbundsfrauen der Marienstatue in der Kirche umgehängt haben als Zeichen der Verbundenheit mit Maria, ihrer Schwester im Glauben, wurde von Pfarrer Andreas Heck in einem Gottesdienst empört heruntergerissen. Die Gemeinde ist gespalten.
Foto: Andrea Schneider | Der weiße Schal, den die Frauenbundsfrauen der Marienstatue in der Kirche umgehängt haben als Zeichen der Verbundenheit mit Maria, ihrer Schwester im Glauben, wurde von Pfarrer Andreas Heck in einem Gottesdienst ...

Etwa 40 Kirchenbesucher hatten sich im Gotteshaus versammelt, um die Vorabendmesse des Hochfests Mariä-Aufnahme in den Himmel zu feiern. 20 Frauen, die meisten ganz in weiß gekleidet, der Symbolfarbe der Bewegung, saßen in den ersten beiden Bänken. Das genügte offensichtlich schon. Pfarrer Heck forderte sie auf: "Und Sie verlassen die Kirche." Die Frauen blieben. Gressel ging an den Ambo und lud zunächst zur Diözesanwallfahrt ein.

Als sie danach begann "einige Punkte klar zu stellen", stürmte Heck im barocken Messgewand zum Ambo und schrie: "Nein, hier nicht!" Wutentbrannt riss er das Skript von Gressel vom Ambo und zerknüllte es. Ein Blitzlicht leuchtete auf, er zeigte auf die Fotografin und brüllte: "Wenn Sie das Bild veröffentlichen, zeige ich Sie an." Etwa zehn der 40 Kirchenbesucher, vor allem Besucherinnen, verließen ebenso wütend die Kirche.

Gressel wurde von ihnen zum Teil übelst beschimpft. "Wer jetzt geht, hört nicht, was er hören sollte", versuchte sie zu beschwichtigen. Heck war inzwischen in die Sakristei gegangen, hatte sein prachtvolles barockes Messgewand gegen eine violettes ausgetauscht. Violett als Zeichen der Umkehr, Buße und Besinnung? So war es wohl nicht gemeint, denn Heck kam zurück in den Kirchenraum, lobte die, die gingen und erklärte: "Der Gottesdienst fällt heute aus, das holen wir morgen nach."

Pfarrer Andreas Heck war empört

Gefragt, warum er sich nicht angehört hat, was die Frauen sagen, antwortete der Pfarrer: "Da brauche ich nicht zuhören." Er sei empört, "dass die Mutter Gottes zu so einer Sache missbraucht" werde. Auf die Frage, zu welcher Sache, bekam die Reporterin keine Antwort. Maria habe gesagt, "mir geschehe nach deinem Wort", meinte er, dann ging er. Der Gottesdienst zum Hochfest Mariens wurde nicht gefeiert.

Gressel erklärte inzwischen den verbliebenen Kirchenbesuchern: "Wir wollen niemandem seinen Glauben nehmen, keine Glaubensinhalte verändern. Wir wollen, dass sich die veraltete Struktur der Amtskirche ändert." Auch die stellvertretende Diözesanvorsitzende des KDFB, Edith Werner, ergriff das Wort. Sie machte klar, dass nicht alle Männer in der Kirche so wie Heck reagieren und zitierte Anselm Grün, der es "nur begrüßt, dass Frauen aufstehen und ein Signal setzen, das die Kirche nicht mehr überhören kann." Werner forderte Solidarität und mit Blick auf die Kirchenaustritte und die Zukunft der Kirche "im weiteren Engagement für Gleichberechtigung, Partnerschaft und Reformen nicht nachzulassen".

Bei einigen Gottesdienstbesuchern stieß sie dabei auf offene Ohren: Im Großen und Ganzen haben die Frauen recht, wenn keiner was macht, ändert sich auch nichts", meinte eine Frau. Der Herr neben ihr zeigte sich betroffen: "Der Streit zwischen Traditionalisten und modernen Kräften in der Kirche schwele jetzt nicht mehr nur unter Bischöfen und Theologen, sondern in ganz normalen Gemeinden", stellte er fest. Ein anderer Besucher meinte: "Ich habe zugehört, die Frauen haben nichts Falsches gesagt."

Organist erklärt sich mit den Frauen solidarisch 

Rainer Gressel, Organist in der Gemeinde, erklärte sich mit den Frauen solidarisch. "Ab sofort schweigt die Orgel", betonte er. In der Kirche wird teils heftig diskutiert. Die Frauenbundfrauen waren betroffen: "Mit so einem Auftritt hab' ich nicht im Traum gerechnet", bedauerte eine. Und die andere sagte: "Wir tun doch niemandem was, wir wollen doch nur unsere Meinung vertreten."

Hinweis der Redaktion: Nachforschungen des Main-Post-Leseranwalts Anton Sahlender haben ergeben, dass die Autorin des obigen Artikels zur Berichterstattung aus dem Gottesdienst in Forst im Gewand der protestierenden Frauen von „Maria 2.0“ erschienen ist. Darauf hat Anton Sahlender in seiner Leseranwalt-Kolumne mit dem Beitrag "Eine Beteiligte hat berichtet"  reagiert.

 
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    Ich hab hier ein logisches Problem:
    "Die Frauen wollten den Ball flach halten", also in einer Gemeinde, in der sie bereit durchihre Andacht bei der Aktion Maria2.0 Unruhe und Miss-Stimmung herscht, in der sie wissen, dass der Pfarrer dieser Aktion skeptisch bis ablehnend gegenüber steht.
    Dann kommen sie her, die Vorsitzende (übrigens hat der Organist, der jetzt die Orgel bestreikt den selben Nachnamen - Zufall?) und stellt sich OHNE ABSPRACHE vor dem Gottesdienst hin und will hier ihr Statement verlesen, da wurde im Vorfeld WIEDER OHNE ABSPRACHE die Marienstatue mit dem weißen Schleier versehen.
    Und dann ist auch noch "zufällig" (?????) eine Reporterin der Mainpost vor Ort.
    Tut mir sehr leid, aber "Ball flach halten" sieht anders aus - das kommt mir vor wie eine ganz gezielte Provokation (oder sollte es schlicht Dummheit gewesen sein, die Konsequenzen nicht abschätzen zu können?)
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  • R. S.
    Wow, da reden wieder viele mit, die die Kirche seit Jahren nicht mehr von Innen gesehen haben. Ich bin froh, dass es noch eine Institution gibt, die nicht dem Zeitgeist hinterher rennt, mit dem ganzen Transgenderkram, Schwulenehen usw.
    Die weissgekleideten Damen sollten sich eine andere Freizeitbeschäftigubg suchen. Monopolyabende, Spilkabende oder Kaffekränzchen. Das ist auch wichtig😉🤨😉😉😉😉😉
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  • G. S.
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  • W. W.
    Sind die Initiatoren vielleicht sogar ein Ehepaar? Warum lässt man einen Ortspfarrer in die Falle tappen? Warum gehen die Damen von Maria 2.0 nicht wie Grete zum Hans und nicht zum Hänschen? Ich hätte Verständnis dafür, wenn Herr Pfarrer Heck so schnell es geht die Pfarrreiengemeinschaft verlässt, bis dorthin Forst außen vor lässt! Ich glaube, dass die vakante Stelle nicht mehr so schnell besetzt wird, welcher Pfarrer reißt sich um einen Posten, wo er, wenn auch nur von wenigen vor geführt wird. Man kann zu Religionen stehen wie man will, aber deren Vertreter sollte man respektieren oder aus dem Weg gehen.
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  • W. W.
    Es könnte eine Posse von Ludwig Thoma sein, aber ist es nicht. Es taucht der Name Lux auf, ein Herr Lux aus Schonungen ist Vorstand von: Kirche sind wir…! Haben aber schon lange nichts mehr von ihm gehört und eine Frau Lux, aktiv bei Maria 2.0, auf deren Homepage zu lesen ist: Ich schreibe Portraits, Reportagen, Pressemitteilungen und mehr. Tun Sie etwas, was sonst niemand tut? – Ich schreibe darüber. Seltsam, dass bei diesem Gottesdienst in Forst, sie als Reporterin anwesend war und auch den Bericht schrieb. Schade, dass Herr Pfarrer Heck die Lunde die man zündete nicht gerochen hat.
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  • H. Z.
    #gventschuldigtsichunddannistallesgut
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  • M. K.
    Es ist schade was hier geschieht oder geschehen ist. Es ist aber doch schon ein Zufall. dass ausgerechnet bei diesem Gottesdienst eine Journalistin da ist und die auch noch rein zufällig eine Kamera dabei hat! Hier tun sich viele Fragen auf. Und Kirche reformieren kann man nur gemeinsam und nicht gegeneinander. Darüber sollten sich gewisse Personengruppen einig sein! Ehrlich und respektvoll miteinander umgehen, darum sollte es in unserer Gesellschaft gehen. Das viele Sachen neu installiert werden müssen in unserer Amtskirche ist wohl jedem klar- aber nicht so!
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  • T. M.
    Wenn man „Nun, Pfarrer Andreas Heck hatte augenscheinlich kein Interesse daran, den Ball flach zu halten, er sorgte für einen handfesten Eklat.“ weiß man zumindest gleich, auf welcher Seite die Autorin steht.

    Ach was waren das noch für Zeiten, als es noch unabhängigen Journalismus gab. Vorbei.
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  • R. W.
    Genau solche ewig gestrigen "Pfarrer" wie in Forst sind mitschuld an den vielen Kirchenaustritten. Hochachtung vor denen, die versuchen, diese "Organisation Kirche" zu reformieren und zu dem zu machen, was sie sein sollte: zeitnah, offen, ehrlich und demütig - kurz: menschlich und christlich!
    Mit christlichen Werten hat die Kirche leider nichts mehr zu tun.
    B. Weinmann
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  • I. E.
    Kennen Sie ihn, dass Sie sich anmaßen, dieses Urteil (ewig gestrig) zu fällen?
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  • L. S.
    Wenn Sie Pfarrer Heck kennen würden, wüssten Sie, dass er kein verstaubte Kirchenfürst ist.
    Er sollte vorgeführt werden. Im Gottesdienst hat diese Art von Protest nichts zu suchen.
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  • M. K.
    sie sollten die sache mal näher oder von zwei seiten anschauen - da wird oder soll das opfer zum täter gemacht werden.
    diese sache hat persönliche gründe - vor allem die systematik - die hat schon strafrechtliche hindergründe. ja ja die lieben guten frauen aus schonungen und der grossgemeide - ich rate jedem - die sache mal genau zu beleuchten.
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  • D. P.
    In der Kirche können die Priester und die Gläubigen ja denken und tun, was sie wollen. Sie können sich streiten oder sich einig sein. Aber nicht mehr mit dem Geld von Bürgern, die damit nichts zu tun haben. In Bayern zahlt der Staat immer noch pro Mitglied ein jährliches "Kopfgeld" von 6,70 €, den so genannten "Seelsorgegeistlichenpfennig". Das macht bei ca. sechs Millionen Katholiken ca. 40 Millionen Euro pro Jahr, wozu nochmal ca. 25 Millionen pro Jahr aus den allgemeinen Steuermitteln draufkommen, die vielen Privilegien (wie Steuerfreiheit) noch gar nicht mitgerechnet. Und Caritas u.a. wird daneben extra finanziert. Die ca. 65 Millionen aus Kopfgeld u.a. gehören ersatzlos abgeschafft. Die Zeit der staatskirchenähnlichen Verhältnisse sollte endlich vorbei sein. Und die Pfarrer sollten auch mal um ihre Leute werben müssen wie andere Dienstleister auch. Nicht einfach mit dem festen Gehalt auf dem Konto in einer eigenen Welt leben, ob ihre Gläubigen mit ihnen zufrieden sind oder nicht.
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  • A. B.
    Sie sollten endlich aufhören mit ihren eigenartigen Behauptungen sich bei einer Fragestellung wie dieser mit ein zu klinken. Bleiben sie doch bei der Sache und erzählen sie nicht immer von Sachen "Geld". Denn darum geht es hier nicht.
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