
Der Geruch ist unangenehm, obwohl am Morgen noch geputzt wurde. Das kommt aus dem Kanal, sagt Rektorin Sabrina Neckov. Die Toiletten in der Friedrich-Rückert-Grundschule sind alt, Wasserhähne verrostet, an den Seiten steht Wasser, nicht nur an den Urinalen und manche Toilette spült gar nicht mehr. Auch im Lehrerklo sieht es nicht besser aus. Technik von vorgestern, die teilweise auch nicht richtig funktioniert. 40 Erwachsene teilen sich zwei Toiletten, 260 Kinder acht. Drei davon wurden im April 2022 renoviert. Seitdem tut sich nichts mehr, obwohl es im Jahr darauf weiter gehen sollte.
Es geht zu langsam: In dem Punkt sind sich fast alle im Schweinfurter Stadtrat einig, wenn sich die Diskussion mal wieder um das Thema Schultoiletten dreht. Hauptsächlich im Herbst, vor und während der Haushaltsberatungen. Dann wird das hinterfragt, was die Verwaltung vorgeplant hat. In was will und kann die Stadt im nächsten Jahr investieren, welche Projekte stehen an? Bevor der Stadtrat das entscheidet, diskutiert sein Haupt- und Finanzausschuss. Und dort war man sich einig: das Thema Schultoiletten muss die Stadt energischer angehen.
Dafür reichen schon die Summen, die bisher dafür eingeplant worden sind, "keinesfalls aus", heißt es in einem fraktionsübergreifenden Antrag von CSU, Grünen, SPD, Die Linke, Freien Wählern und Zukunft./ödp. Die wesentliche Forderung: 700.000 Euro soll die Stadt pro Jahr für die Sanierung der Schultoiletten einstellen. Zum Vergleich: Für das laufende Jahr waren es 300.000 Euro.
Aber, so der Antrag: Um wesentliche Fortschritte zu erzielen, brauche es nicht nur mehr Geld, sondern auch ein anderes Vorgehen. Damit eben nicht jedes Gewerk einzeln ausgeschrieben werden müsse und wertvolle Zeit verloren gehe.
Was hinter der Idee mit einer Flatrate für Schweinfurts Schultoiletten steckt
Der Vorschlag: eine Toiletten Flatrate für die Schweinfurter Schulen. Soll heißen: Für die Planung sollten Rahmenverträge für Architekten, Ingenieure, aber auch mit Firmen und Handwerkern für die Dauer von fünf Jahren geschlossen werden, "gerne auch als Generalunternehmer". Der Vorteil, so die Antragsteller: Die Stadt spare vor allem Zeit, weil nicht jede Schultoilette einzeln ausgeschrieben und vergeben werden muss. So könnte besser geplant und auch über alle Ferien verteilt gearbeitet werden.
Bisher ist das nicht der Fall. Jedes Projekt wird im Haushalt eingeplant. Ist der genehmigt, kann die Sanierung ausgeschrieben und vergeben werden. Das kann dauern. Und auch dazu führen, dass dann saniert wird, wenn es gar nicht passt. Zum Beispiel während der Abiturprüfungen am Humboldt-Gymnasium, wie die Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert (CSU) weiß.
"Mit einer im Jahr kommen wir niemals vorwärts", quittierte Lippert die bisherige Praxis. Eine Schultoilette pro Jahr, das sei zu wenig, urteilte auch Kathi Petersen (SPD). Aus den Schulen kämen Klagen, das müsse man ernst nehmen. "Wir schieben das seit Jahren vor uns her." Mehr Geschwindigkeit in die Sanierungen zu bringen, forderte auch Robert Striesow (Die Linke). Auch ihm ist klar: Viele Kinder gehen ungern auf die Schultoilette.
Wie sieht die Verwaltung das Thema? "Noch funktionsfähig, aber nicht mehr zeitgemäß", hatte Baureferent Ralf Brettin im vergangenen Herbst den Zustand der Schultoiletten beschrieben. Ähnlich wie damals war auch dieses Mal die Bemerkung von OB Remelé. Dass es oft nicht am baulichen Zustand der Schultoiletten liege, wenn Kinder diese nicht betreten wollten, sondern daran, wie andere Schüler damit umgehen.
Antrag geht bei einer Gegenstimme durch: Mehr Geld, mehr Geschwindigkeit
Dass ein Rahmenvertrag, eine Flatrate für das Thema Schultoiletten die Lösung ist, daran hat Baureferent Brettin so seine Zweifel. Nicht jeder Fall sei gleich. Die Stoßrichtung des Antrags wertete er aber positiv und brachte einen Investitionspool für die Schultoiletten ins Gespräch, verbunden mit einem Sanierungskonzept.

In jedem Fall soll sich etwas ändern. Mehr Geld, mehr Geschwindigkeit, nannten einige Antragsteller das, was ihnen wichtig ist. "Egal, wie man das nennt, wir wollen, dass das ganze Jahr daran gearbeitet wird", betonte Stefan Funk (CSU). Der Antrag jedenfalls ist durch. Bei einer Gegenstimme wurde er angenommen.
Schulleiterin Neckov: Es muss Prioritäten geben, aber wann sind die Kinder dran?
Schulleiterinnen und Schulleiter in Schweinfurt wird das freuen. Steigt doch die Hoffnung, dass sich nun etwas tut, zumindest mehr. Die Situation, meint Neckov, sei an fast allen Schulen gleich. Der Zustand der Schultoiletten ist ein leidiges Thema, "so nicht tragbar", sagt die Grundschulrektorin, auch wenn sie dankbar ist für die bisherigen Investitionen, also die drei neuen Toiletten. Auf die gingen die Kinder gerne – und das ist wichtig. Denn an der Schule sollten sich Kinder nun mal auch wohlfühlen. Zeitgemäße Toiletten gehören für Neckov dazu. Sicher, es müsse Prioritäten geben, "aber wann sind die Kinder, ist die Bildung dran?"