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Gerolzhofen
Fehlendes Personal, höhere Preise, langes Anstehen: Geomaris-Chef wurmt Dauerkritik und wirbt um Verständnis
Immer wieder gibt es Kritik an dem Hallen- und Freizeitbad in Gerolzhofen. Der Betriebsleiter ärgert sich sehr darüber – und spricht jetzt Klartext.
Das Geomaris-Freizeitbad  wird immer wieder kritisiert. Dem Betriebsleiter reicht es nun damit. Er äußert sich zu den Vorwürfen und erläutert die Hintergründe.
Foto: Anand Anders | Das Geomaris-Freizeitbad  wird immer wieder kritisiert. Dem Betriebsleiter reicht es nun damit. Er äußert sich zu den Vorwürfen und erläutert die Hintergründe.
Stefan Pfister
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:36 Uhr

Wolfgang Schulz muss sich derzeit einige kritische Stimmen anhören, die er zwar manchmal verstehen kann, aber größtenteils für nicht gerechtfertigt hält. Zeitgleich kämpft der Betriebsleiter darum, dass das Bad trotz ausufernder Energiekosten attraktiv bleibt. Das alles möchte er in einem Gespräch loswerden, dazu Hintergründe erläutern. Und auch um Verständnis werben.

Beispiel eins: Kürzlich bemängelte ein Leser in einer Zuschrift die neuen Duschköpfe im Schwimmbad. Da komme so wenig Wasser heraus, dass man das Shampoo fast gar nicht ausgewaschen bekomme, hieß es. Schulz bestätigt, dass pro Knopfdruck nur noch sechs statt wie früher bis zu 18 Liter Wasser durchlaufen. Man spare damit erhebliche Mengen Wasser und Energie zum Aufheizen ein. Und das sei dringend nötig.

Geomaris steht unter enormen Kostendruck

Denn rund eine halbe Million Euro Mehrkosten fallen allein für den Gasverbrauch jährlich seit Beginn der Energiekrise im Geomaris an. "Wir können uns das einfach nicht mehr leisten. Wir versuchen überall zu sparen, weil wir unter einem enormen Kostendruck stehen", betont Schulz. 

Die Modernisierung der Duschen sei nur eine kleine Maßnahme gewesen, die auch nicht – wie behauptet – 16.000 Euro, sondern nur rund 6000 Euro gekostet habe. "Natürlich wäre es schön, wenn man wie unter einer Schwallwasserdusche steht. Aber wer ausgedehnte Körperpflege betreiben will, soll das bitteschön zuhause machen. Wir müssen mal auf dem Teppich bleiben", ärgert sich der Chef.

Die Bevölkerung sollte es besser wertschätzen, dass eine Stadt wie Gerolzhofen ein solch wunderbares Bad betreibe, sagt Schulz. "Und ich kämpfe für den Erhalt!" Hier würden Kinder das Schwimmen lernen, was wichtig sei. "Ich sehe jeden Tag, wie viele Kinder nicht schwimmen können, sogar Elf-, Zwölf-, Dreizehnjährige." Ja, das Geomaris, sei teuer für die Stadt, aber in jeder Hinsicht gerechtfertigt.

Wolfgang Schulz, Betriebsleiter des Geomaris, ärgert sich über die ständige Kritik an dem Freizeitbad.
Foto: Torsten Leukert | Wolfgang Schulz, Betriebsleiter des Geomaris, ärgert sich über die ständige Kritik an dem Freizeitbad.

Beispiel zwei: Immer wieder bekommt Schulz zu hören, dass fällige Reparaturen ewig dauerten. Das streitet er nicht ab. Bei 180.000 Gästen im Jahr gehe jede Woche etwas kaputt, das sei fast schon normal. Nicht normal sind aus seiner Sicht die monatelangen Lieferfristen für Ersatzteile.

Zwei Jahre Lieferzeit für benötigte Ersatzteile

Schulz erzählt von einem Extremfall: Als zwei Türen zur Behindertenumkleide beschädigt wurden, habe es zwei Jahre gedauert, bis die neuen Türen geliefert wurden. "Wir können nicht einfach mal schnell Teile aus dem Baumarkt besorgen", so Schulz. Was ihn wurmt, ist nicht so sehr die Kritik, sondern das oft fehlende Verständnis – und auch manch sorgloses Verhalten. Duscharmaturen würden "teilweise kaputt gedreht".

Beispiel drei: In den Sozialen Netzwerken beschweren sich Dutzende Kommentatoren über die lange Besucherschlange am Sonntag. Bis zu 30 Minuten hätte man anstehen müssen, außerdem konnte man nicht bargeldlos zahlen, lauten die Vorwürfe. Bei bestem Freibadwetter sei das eben jedes Jahr der gleiche Aufreger, nicht nur hier, sondern auch in anderen Bädern, weiß Schulz.

Lange Besucherschlangen und defektes EC-Kartengerät am Sonntag

Bedauerlich ist aus seiner Sicht, dass bei dem Andrang ausgerechnet das EC-Lesegerät nicht mehr funktionierte. Er kann den Ärger verstehen, aber hier sei man machtlos. Der Austausch des Gerätes wird übrigens erst am Donnerstag erfolgen, "so viel zum Thema Lieferschwierigkeiten".

Dass am Sonntag nur eine Mitarbeiterin an der Kasse im Einsatz war, sei dem personellen Engpass geschuldet. Das Geomaris sucht händeringend Personal, nicht nur für den Kassenbereich, sondern auch für die Cafeteria und zusätzlich einen Azubi für den Bäderbetrieb. 

Personal fehlt – und keine Bewerber in Aussicht

Nur: Es gibt schlicht keine Bewerberinnen und Bewerber. "Wer als Aushilfe bei uns arbeiten möchte, kann sich gerne melden." Solange muss der Chef überall aushelfen, wo es brennt. Dass mittlerweile über 2000 Überstunden in der Belegschaft angefallen sind, erwähnt Schulz nur am Rande. 

Einen Kassenautomaten, wie es ihn früher gab, lehnt er ab.  "Wir hätten es gerne so belassen. Aber wir hatten Probleme mit der Ehrlichkeit", verrät er. Viele Gäste hätten damals ermäßigte Tickets gezogen. In den folgenden Jahren, mit vergleichbarer Besucherzahl, habe das Geomaris "plötzlich 30.000 Euro Mehreinnahmen" registriert. 

Eintritt: Es gibt Sparmöglichkeiten bis zu 30 Prozent

Dann ist der Betriebsleiter schon bei Punkt vier, der Kritik an der Preiserhöhung zum 15.  Juli. Natürlich werde es in manchen Tarifen bis zu 30 Prozent teurer. In anderen Tarifen seien die Anhebungen dagegen moderat. Schulz verweist auf Sparmöglichkeiten wie die Wertkarten. Je nach eingezahltem Betrag erhöht sich der Rabatt bei Einzelkarten. Bis zu 30 Prozent könne man damit sparen.

"Überall wird alles teurer, da nimmt man es hin. Aber bei uns soll es billiger werden, obwohl die Gaspreise explodiert sind." Er wünscht sich, dass nicht alles schlechtgemacht werde. Dass sich Gerolzhofen so ein Bad leiste, sei zwar eine Riesenherausforderung, aber auch ein großes Glück.

 
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Kommentare
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  • christman167@gmail.com
    Deutschland ist ein Land der Nörgler geworden, und die sozialen Medien vereinfachen das erheblich. Ja es wird alles teurer, aber wir sollten froh sein das es noch einige Bäder gibt. Ich zahle gern ein bisschen mehr um die Einrichtungen zu nutzen. Ausserdem besitzen wir Ehrenamtskarten und sparen damit ein bisschen. Wenn die Leute wieder mal von ihrem Egoismus runterkommen wird vielleicht auch der Umgang untereinander wieder besser. Ich hab Respekt vor Leuten die diese Arbeiten verrichten, und sich um den Erhalt unserer Freizeiteinrichtungen kümmern. Daher Danke an alle, die sich bei 30 Grad in ein Kassenhäuschen setzen oder auf dem Bademeisterstuhl sitzen. Würde ich nicht so unregelmäßig arbeiten, hätte ich mir auch schon eine Stelle für den Sommer gesucht.
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  • werser17062405
    Deutschland hat 6,5% Inflation, Spanien 1,6%. Das verstehe ich nicht, wir leben doch alle im selben Währungsraum. Schlafen Sie weiter.
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  • mariostrack
    Guter Beitrag
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  • Funkenstern
    Die Billigheimschreier haben viel zu lange von der Allgemeinheit profitiert.
    Der Bürger muss wieder merken, dass Infrastruktur Geld kostet.
    Auch muss er realiseren, dass er mit Wählerstimme Veränderungen bewegen kann.
    Dazu muss er am Wahltag jedoch den Gang zur Urne auf sich nehmen und die richtige Entscheidung treffen. Aber halt, für die bequemen gibts noch die Briefwahl.
    Aber auch das muss man beantragen.
    Aus Überzeugung habe ich aufs gendern verzichtet.
    Ich hoffe, dass es dennoch veröffentlicht werden wird.
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Diese Selbstbedienungsgesellschaft wird immer ausgeprägter. Das Beispiel der Duschen/Duschköpfe zeigt das für mich ganz deutlich: wenn es nichts kostet (ausser dem Eintritt) wird geduscht, was das Zeug hält. Auch zu beobachten in Veitshöchheim im Freibad, wo ganze Familien das warme Wasser in Mengen verbrauchen (zum Teil, um sich aufzuwärmen). Diese All-inclusive-Mentalität wird sich auf Dauer nicht finanzieren lassen, denn die Zuschüsse waren schon immer da, aber sie werden in absehbarer Zukunft von den Stadt- oder Gemeinderäten nicht mehr genehmigt werden. Oder entsprechend bepreist. Und das ist gut so. Nein, sehr gut so!
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  • waldwichtel
    Vielleicht sollten die Kritiker sich mal selbst im Arbeitsalltag versuchen um zu verstehen, wie schwer es ist einen Bäderbetrieb am laufen zu halten.
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  • thomas.vizl@ing-orf-vizl.de
    Wir haben in Gerolzhofen einen sehr engagierten Badleiter, dem "sein" Bad und damit das Bad aller Gerolzhöferinnen und Gerolzhöfer sehr am Herzen liegt. Er kämpft für das Bad, auch gegenüber dem Stadtrat.
    Das sollten die Kritikerinnen und Kritiker anerkennen und seine Bemühungen unterstützten, statt nur schlecht über das Bad zu reden.
    Konstruktive Kritik sollte sein, aber bitte auch mal ein Lob für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jeden Tag, auch am Samstag, Sonn- und Feiertag, ihren Dienst dort tun, damit sich andere im Bad vergnügen können.
    Die Preiserhöhungen waren notwendig, damit das Bad auch zukünftig für Kinder, Erwachsene, Schülerinnen und Schüler, Jugendliche und Senioren erhalten werden kann.
    Gerolzhöferinnen und Gerolzhöfer, Gäste, unterstützt Euer Bad!
    Thomas Vizl, Gerolzhofen
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  • M.G.112
    Guter Artikel, leider gibt es in unserer Gesellschaft viel zu wenig Wertschätzung, sei es im Berufsalltag oder gegenüber Dritter.
    Erst wenn kein Schwimmbad mehr zur Verfügung steht, aus welchen Gründen auch immer, dann ist das Geschrei noch größer.
    Deshalb vielen Dank an die, die das Rad am laufen halten 👏
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