
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Privatunternehmen Thüringer Eisenbahn GmbH aus Erfurt die Trasse der Steigerwaldbahn zwischen Sennfeld und Großlangheim als sogenanntes Eisenbahninfrastrukturunternehmen auf eigene Kosten sanieren will. Die Firma hat in München dafür die Unternehmensgenehmigung beantragt. Geplant ist, dass nach der Instandsetzung der Strecke die "Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr (IGE)" aus Hersbruck als Eisenbahnverkehrsunternehmen Fahrten veranstalten kann, aktiv unterstützt von ehrenamtlichen Lokführern und Schaffnern des Vereins "Steigerwaldexpress". Neben Ausflugsfahrten sind offenbar aber auch Güterzüge geplant.
Nachdem die Potenzialanalyse der staatlichen Bayerischen Eisenbahngesellschaft zum Ergebnis gekommen war, dass auf der Strecke der Steigerwaldbahn wegen zu geringer Fahrgastzahlen kein Verkehrsbedürfnis mehr besteht, stand nun die von Anrainergemeinden schon lange beantragte Entwidmung der Strecke, faktisch die Aufhebung des rechtlichen Sonderstatus der Trasse, im Raum. Die jetzt privat beantragte Unternehmensgenehmigung nach Paragraf 6 Allgemeines Eisenbahngesetz (AEG) ist aber eine alternative Möglichkeit, den rechtlichen Sonderstatus der Trasse weiterhin zu sichern – und eine Entwidmung somit erneut zu blockieren.
Möglichkeit des "Sechserns"
Bedingung für die Unternehmensgenehmigung ist nicht, dass die Strecke dem Eisenbahninfrastrukturunternehmen auch gehören muss, sondern es sind nach Paragraf 6 AEG dem Verkehrsministerium in München lediglich mehrere Fähigkeiten nachzuweisen, um die Betriebspflicht zu erfüllen. Dieses Vorgehen wird in der Reaktivierungsszene "Sechsern" genannt. An diese Möglichkeit, die Entwidmung zu blockieren, dachte der Förderverein "Steigerwald-Express" bereits Anfang 2019.
Das "Sechsern" – durchaus eine Ultima Ratio, wenn es nicht zu einem staatlichen finanzierten Zugverkehr kommt – bringt den Reaktivierungs-Befürwortern außerdem Zeit. Ansonsten wäre es vielleicht zügig zu einer Entwidmung der Strecke gekommen und die Eigentümerin der Strecke, die Firma Gleisrückbau Meißner aus dem baden-württembergischen Dörzbach, hätte die Gleise danach abgebaut und verwertet. So aber diskutieren die Fans der Steigerwaldbahn offen darüber, den Sonderstatus der Strecke so lange am Leben zu halten, bis bei den bevorstehenden Wahlen unter Einbeziehung von Bündnis 90/Die Grünen vielleicht ein Politikwechsel eingeläutet werden kann, der dann die hohen Anforderungen für eine Strecken-Wiederbelebung für den öffentlichen Schienenverkehr, unter anderem den Wert der 1000 Reisendenkilometer, absenkt.
Sanierung in welchem Umfang?
Wie der Fahrbetrieb auf der Trasse in der Zusammenarbeit von Thüringer Eisenbahn GmbH, "Steigerwald-Express" und "Internationale Gesellschaft für Eisenbahnverkehr" konkret aussehen soll, ist noch nicht bekanntgemacht worden. Derzeit hat die Strecke laut Bahnfreunden eine Zulassung für eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Offenbar soll es das Ziel sein, dass der Zug diese Geschwindigkeit künftig wieder erreichen kann. Ein Tempo von 80 km/h wird wohl nicht angestrebt, wodurch dann keine technisch aufwändig gesicherten Bahnübergänge nötig wären und auf die Anrainergemeinden keine Kosten zukämen.
Die nötige Sanierung der Strecke durch die Thüringer Eisenbahn GmbH könnte sich dann nur auf diesen kostensparenden 50 km/h-Standard begrenzen. Details wollte die Firma hier auf Anfrage aber nicht nennen mit Verweis auf Unternehmen-Internas. Eine schriftliche Anfrage an den Förderverein "Steigerwald-Express" wurde nicht beantwortet.
Keine Zuschüsse des Freistaats
Aus dem bayerischen Verkehrsministerium heißt es, dass das Betreiben der Strecke eine freiwillige und eigenwirtschaftliche unternehmerische Betätigung sei. "Wer eine Strecke betreiben und Einnahmen aus Zugfahrten erlösen will, muss grundsätzlich auch die Kosten für die Herstellung eines befahrbaren Zustands tragen", teilt Pressesprecherin Corinna Korn mit. "Zuschüsse des Freistaats gibt es dafür nicht." Ob es eventuell Bundesgelder gebe, sei eine Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums.
Offenbar sollen auf der Trasse der Steigerwaldbahn aber nicht nur touristische Verkehre stattfinden. Die Thüringer Eisenbahn GmbH habe der Regierung von Mittelfranken mitgeteilt, dass die "Reaktivierung für Bahnbetriebszwecke zunächst für den Güterverkehr" beabsichtigt ist, schreibt Regierungspressesprecher Martin Hartnagel auf Anfrage.
Kein Mitspracherecht der Landkreise
Falls es zu einer privatwirtschaftlichen Nutzung der Trasse kommt, haben die kreisfreie Stadt Schweinfurt und die beiden Landkreise Schweinfurt und Kitzingen als örtliche Träger des Öffentlichen Personennahverkehrs kein Mitspracherecht. "Was die aktuelle Entwicklung mit Blick auf die beantragte Betriebsgenehmigung durch ein thüringisches Eisenbahnunternehmen für die stillgelegte Eisenbahnstrecke betrifft, nimmt dies das Landratsamt Schweinfurt zur Kenntnis", teilt Behördensprecher Andreas Lösch auf Anfrage mit. "Dieses Verfahren der Betriebsgenehmigung läuft völlig unabhängig von Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie dem Landkreis Kitzingen."
Das andere Verfahren – und zwar die Frage, ob auf der Bahnstrecke tatsächlich ein Bedürfnis für einen staatlich finanzierten Schienenverkehr vorliegt – ist noch nicht beendet. Die von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) erstellte Potenzialanalyse soll Vertretern der Landratsämter Schweinfurt und Kitzingen am Montag, 19. April, in einem persönlichen Gespräch von einem Sachverständigen der BEG erläutert werden, teilt Pressesprecher Lösch weiter mit. "Die Ergebnisse dieses Termins gilt es nun abzuwarten, erst dann möchten sich die Landratsämter Schweinfurt und Kitzingen wieder dazu äußern."
das gezeigte Symbolfoto mit blühenden Bäumen und Büschen "umrahmt ist ... sehr frühlingshaft gestaltet.
Anders ist es bei der Routenskizze, und der tatsächlichen Geleisstrecke. Von KT bis etwa GEO. Ich bin mal auf der Strasse entlang gefahren und hab laienhaft (klugscheis.serisch) geguckt. Ich meine daher: " diese alte fast 100jährige
Geleisführung aus einer anderen Epoche, mit anderen Bedürfnissen zB Anschluss Flugplatz KTund Industrieort SW war damals ein ganz anderer Bauhintergrund. Heute will man (so lese ich aus den vielen Kommentaren und Artikeln, vor-
rangig Personen transportieren. Der Transport macht nur dann Sinn...., wenn günstige Zusteigemöglichkeiten und eine
schnelle verbindungsstrecke befahrbar wäre. Seid mir nicht böse; aber das sehe ich nicht.... entlang der alten Geleis-
führungen. Also ist die Folge..., wenn man heutzutage Zug fahren will, braucht man eine komplett neue Bahnstrecke, die eben diese Bedingungen hat.
Und die Mutterfirma Erfurter Gleisbau GmbH ist mit knapp 17 Millionen Umsatz auch nur ein kleiner Betrieb.
Und um ein für allemal mit der Mär der "alternativlosen stinkenden Dieselzüge" aufzuräumen. Bereits im Jahr 2018 hat der Chef des Herrn Eck, der damals für den Schienenverkehr zuständige Innenminister Hermann bemerkenswertes gesagt: Er wollte kurzfristig in Bayern mehrere Pilotprojekte installieren, um mittelfristig keine Dieselzüge mehr fahren zu lassen. BESS hiess das Programm, an das sich in der Ministerialbürokratie heute keiner mehr erinnern kann/will. Pilotprojekte gibt es deshalb im Übrigen in Bayern bis heute nicht, während in anderen Bundesländern Züge bestellt sind bzw. in den nächsten Monaten bereits den Betrieb aufnehmen. Wasserstoffzüge bzw. hybride Batterie-/Oberleitungszüge werden in wenigen Jahren bundesweit, mit Ausnahme von Bayern, Standard sein.
Wenn eine private Gesellschaft mit beschränkter Haftung die Kosten der Reaktivierung voll und ganz übernimmt und auf den Freistaat Bayern, den Landkreisen sowie den Anrainergemeinden kein Kosten zukommen, na dann schau mer mal!
Freistaat, Landkreis und Gemeinden sollten sich jedenfalls für den Fall einer eher unwahrscheinlichen aber möglichen Fall der Insolvenz gegen jegliches Risiko einer Fortführung des dann angefangenen Baues der Bahnstrecke ausschließen.
Ferner sollte als Auflage gemacht werden, dass unverzüglich an Wochenenden und Feiertagen, besser noch tagtäglich, die Bahn im Halbstundentakt von Schweinfurt nach Kitzingen fährt.
Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass das ein Millionengeschäft ist, warum nicht!
Liebe Befürworter, das wäre Eure Chance mit Taten zu überzeugen!
Gut ist dass Sie jetzt eine Brücke bauen!
Es könnten sogar zwei werden: denn weiterhin ist nun auch die Regionalstraßenbahn nach dem erfolgreichen Karlsruher Modell möglich - in der von Wittek-Brix vorgeschlagenen Variante als Integralbahn, mit Zugtrennung am Sennfelder Bf. und ab da einem Ast über die Eisenbahnbrücke zum Hbf und einem Ast als Citybahn über die dann neue Maxbrücke, bis zum Schulzentrum-West, dort mit Anschluss an die Bahnstrecke nach Ebenhausen. Das ergäbe natürlich ein Fahrgastpotenzial das in die Tausende geht! SW bekäme "nebenbei" wieder eine Straßenbahn mit 80% möglicher Förderung und heute noch gar nicht absehbaren, positiven Folgen. Die derzeitige Initiative könnte am Ende ganz große Auswirkungen haben.
Problemlose Zuteilung findet schon seit etlichen Jahren am "Kissinger Stern" in Ebenhausen statt.
Schöner Gruß