Das Schweinfurter Volksfest ist auch nach über einhundert Jahren ein Zuschauermagnet. Die Veranstaltung zieht aber nicht nur die jüngere Generation und Familien an, auch die Senioren sind begeisterte Volksfestgänger, wie ein Rundgang über das Festgelände während des Seniorennachmittags zeigte.
Für Brigitte Ribble ist das Schweinfurter Volksfest ein ganz besonderer Ort. Hier hat sie schon ihre Kindheit verbracht, verrät sie. "Ich habe zum Volksfest hier eine außerordentliche Verbindung", sagt sie und zeigt mit dem Finger auf einen Stand in Sichtweite. Den betrieben einst ihre Eltern über dreißig Jahre lang. "Mein Vater hat den Steckerlfisch hier hergebracht", sagt die Veitshöchheimerin stolz. "Die Leute haben unsere gegrillten Makrelen geliebt", erinnert sie sich.
Sie stand damals auch selbst hinter dem Verkaufsstand. Heuer, erstmals, trägt der Stand nicht mehr ihren Familiennamen "Sulek". Das Geschäft wird unlängst von anderen Betreibern fortgesetzt. Steckerlfisch gibt es dort aber nach wie vor. Ribble kommt trotzdem noch jährlich, in Begleitung ihres Partners Herbert Haase, zum Schweinfurter Volksfest. Später möchten sie noch eine Makrele essen. Natürlich. "Einmal im Jahr muss das hier sein", sagt Ribble mit funkelnden Augen. "Ich bin hier groß geworden." Hier habe sie sich auch vergnügt, sagt sie. "Aber im Vordergrund stand immer das Geschäft."
Die Entwicklung des Schweinfurter Volksfests gefällt ihr. "Es ist von den Geschäften hier nach wie vor attraktiv. Es hat den Ruf, aktuelle Fahrgeschäfte zu haben." Natürlich fehlen im Vergleich zu damals die Amerikaner, die viel Geld an den Ständen gelassen haben, erklärt sie. Und die Preisentwicklung? "Alles ist teurer geworden, nicht nur hier. Jeder muss heute seinen Euro zweimal herumdrehen", findet sie. Im Vergleich zu den großen Volksfesten in München, Nürnberg oder Stuttgart empfindet sie die Preise aber noch als moderat. "Wer aufs Volksfest gehen will, weiß auch, er gibt was aus."
Schon in den fünfziger Jahren auf dem Volksfest unterwegs
Das Festzelt ist an diesem Nachmittag gut besucht. "Bernhard Schäfer & friends" sorgen auf der Bühne für Stimmung. Gleich am Eingang sitzen Elisabeth und Rudolf Popp und schauen vergnügt in die Runde. Das Ehepaar aus Poppenhausen ging schon in den fünfziger Jahren zum Schweinfurter Volksfest. "Es ist alles etwas größer geworden", beurteilt Rudolf Popp die Entwicklung. "Und moderner." Die Schiffschaukel und das Kettenkarussell sind die Überbleibsel von damals, schwelgt der 89-Jährige ein wenig in Erinnerungen.
Gemeinsam mit seiner vier Jahre jüngeren Frau bevorzugt Popp heute das Bierzelt, um etwas zu trinken und zu essen. "Fahren tun wir nichts mehr", wirft Elisabeth Popp ein und lacht. "Das ist zu hoch", sagt sie. "Und zu schnell." Beide haben auch so sichtlich ihren Spaß. Auch die Preise verhageln den Poppenhäusern nicht die Stimmung. "Früher hatte man ja auch nicht so viel Geld", erklärt Elisabeth Popp. "Ich habe mein ganzes Leben hart gearbeitet, wir kommen gut zurecht", verrät ihr Ehemann. "Das Bier können wir uns noch leisten", sagt Elisabeth Popp.
Ein wenig ruhiger geht es nebenan im Hüttenstadl zu. Dort sitzt das Ehepaar Ingrid und Waldemar Rupp. "Wir sind original Schweinfurter", sagt der 80 Jahre alte Waldemar Rupp gut aufgelegt. Vor ihm steht eine Maß alkoholfreies Bier, das mit 11,30 Euro einen doch recht stolzen Preis hat. Seine Frau Ingrid ist keine besonders begeisterte Volkfestgängerin, gibt sie zu. Die 73-Jährige geht aber ihrem Gatten zu Liebe gerne mit.
Die Beiden, die im Alltag leidenschaftlich gerne mit ihrem Wohnwagen unterwegs sind, bevorzugen auf dem Volksfest die Mittagszeit, in der noch wenig los ist. Das große Gedränge am Abend, speziell an den Wochenendtagen, wäre ihnen zu viel. "Da wird man nur durchgeschoben, da sieht man dann ja nichts", findet Waldemar Rupp. So wie am Seniorennachmittag könne man in Ruhe durchgehen, sich umsehen und etwas essen und trinken.
"Aber es ist schweineteuer geworden", sagt Rupp. Er holt sich jedes Jahr eine Rindswurst, verrät er. Auch die hat mit 5,50 Euro einen stolzen Preis. Man konsumiert automatisch weniger, erklärt er. Nicht nur die Preise von damals vermisst er. "Früher war es schöner", sagt der 80-Jährige. Die Zelte waren größer, die Blasmusik präsenter. "Das war ein ganz anderes Flair. Aber da waren wir auch noch jünger", fügt er an und lacht herzlich.