Die Sterne lügen nicht. Schon vor einigen Wochen hatte Nilpferddame Amanda jede Menge Kundschaft vorher geahnt, bei der BR-Kultsendung "Fastnacht in Franken", als Wahrsagerin. Hätte das hellsehende Hippo damals seine Glaskugel in Richtung Schweinfurt gedreht, hätte es ein proppenvolles Festzelt erblickt, beim Comedy-Frühschoppen auf dem frisch eröffneten Volksfest.
Der Eintritt war am Sonntagvormittag frei, dank der Stadtwerke als Sponsor. Was bei der Bauchrednerpuppe für einen mächtigen Energieschub gesorgt hatte. Die Flusspferd-Powerfrau war überzeugt, das Riesenrad alleine antreiben zu können. Zumindest das dankbare Publikum kam schnell ins Rotieren. Die üblichen Blumen, mal mit, mal ohne Töpfe, flogen zwar nicht, als zwei bewährte Zugpferde der fränkischen Comedy das Zelt rockten, Bauchredner Sebastian Reich (40) und seine gewichtige Begleiterin.
Gummibärchen, statt Haxen geworfen
Stattdessen wurden Gummibärchen geworfen – nur leider keine Haxen. Stichwort Essen. Amanda hat gerade erst ihre Ernährung umgestellt: Die Vorspeise steht jetzt links, die Hauptspeise rechts. Außerdem treibt sie Triathlon, zwischen "Sofa, Kühlschrank, Badewanne." Fremdsprachen spricht die leicht kurvige Handpuppe auch am Buffet, von Türkisch "Döner" bis Chinesisch "die Nr. 13".
Die Kommunikation hatte geklappt, beim "Best-of", auch zwischen Comedian und Publikum, ein Fan kam sogar extra aus Hamburg angereist. Nein, es war dann doch Hammelburg. Die vorderen Reihen saßen wie üblich gefährlich. Christian hieß das Herzblatt von Amanda, die sich per Smartphone in dessen Handy hackte. Schließlich hat auch bei der liebestollen, aber liebenswerten Dickhäuterdame die Digitalisierung Einzug gehalten.
Kein Glücksschwein, sondern Rampensau.
Für Stofftier Nummer zwei konnte sich Ventriloquist Sebastian Reich gar keine passendere Location wünschen. Schweinfurt bot an diesem Vormittag die beste Bühne für PigNic, die etwas melancholische Partnerin von Amanda. Genauer gesagt hatte die arme Sau Lampenfieber. Also brauchte es erstmal Atemübungen zur Entspannung: "Bei mir geht es leider nur in eine Richtung", schnaufte das hyperventilierende Rüsseltier, "es geht gleich nach hinten los."
Die unglückliche, singende Wutz sorgte fast schon für melancholische Stimmung: "Fortuna muss verrückt sein oder frech, ich bin ein Glücksschwein und hab nur Pech." Glück gebracht hat PigNic auch noch niemand. Als das Marzipanschwein damals aus dem Laden geklaut wurde, vor vielen Jahrzehnten, und aus dem Cellophanpapier gefallen war, da ist es neben einer Baustelle gelandet. Vom Berliner Flughafen. Aber selbst diese Geschichte hatte ein Happy End, in jedem schlummert ein verborgenes Talent. Singen macht PigNic glücklich, die in Wahrheit kein Glücksschwein ist, sondern eine echte Rampensau.
Amanda rappte zum Finale
Zwischendurch berichtete der Höchberger Reich, ein gelernter Bäcker und Konditor, früher bekannt als "Pierre Ruby Junior", von seinen Erfahrungen als Bauchredner. Es ist eindeutig ein Vorteil, wenn man im Supermarkt Kasse drei nebenan öffnen kann. Eine volle Schmunzelstunde lang wurden die Volksfestbesucher auf Maßkrüge und Mittagstisch eingestimmt.
Wer könnte das besser als Feinschmeckerin Amanda, die zuletzt noch einmal zurückgekehrt war, um ein Video aus Schweinfurt zu drehen, mit Selfiestick fürs "Fatzebuk". Ein bisschen gefrotzelt werden durfte zwischen dem Comedy-Paar auch. Natürlich hatte Sebastian Reich nicht vor, seine Partnerin am Plüschtierautomaten auszusetzen, beim anschließenden Rundgang übers Volksfest.
Zum großen Finale rappte die zuckersüße Amanda das "ABC des Essens", mal langsam, mal schnell: "Apfelkuchen, Blaubeertorte, Currywurst und Döner". Am Ende erklatschte sich das Publikum sein wohlverdientes Dessert, in Form einer Zugabe. Fürs tierische Duo (oder Trio) aus Würzburg war Schweinfurt ein Heimspiel – man kennt sich in der Kabarettszene mainaufwärts, rund um die Kulturwerkstatt "Disharmonie".