
Ein warmes Mittagessen, eine Möglichkeit, sich aufzuwärmen, eine Brotzeit für den Abend – die "Theresienstube" ist in der Versorgung obdachloser Menschen in Schweinfurt zu einer festen Instanz geworden. Seit mehr als 100 Jahren erhalten obdachlose Menschen und Menschen mit geringem Einkommen aus Stadt und Landkreis Schweinfurt hier wochentags eine warme Mahlzeit und werden mit dem Nötigsten versorgt.
Nun war die Zukunft der "Suppenküche" sowohl Thema im Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Schweinfurt als auch im Sozialausschuss des Kreistags. Grund dafür: Ende Oktober hatte die Kongregation der Schwestern des Erlösers, die auch das Krankenhaus St. Josef betreibt, in einem Gespräch zwischen Kongregation, Stadtverwaltung, Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche, Diakonie und Caritas angekündigt, den Betrieb der Theresienstube einstellen zu wollen.
"Ganz offen gesagt: Die Küche des St. Josefs kann die Versorgung der Theresienstube aufgrund von Kündigungen nicht mehr aufrechterhalten", fasste Sozialreferent Jürgen Montag in der Sitzung des städtischen Haupt- und Finanzausschusses zusammen. Auch finanziell könne der Orden das Angebot nicht mehr stemmen.
Kindertafel unterstützt mit Lunchpaketen
"Neue Erkenntnis" des Gesprächs im Oktober sei zudem gewesen, dass deshalb bereits im Sommer dieses Jahres die Schweinfurter Kindertafel eingesprungen sei und die Theresienstube seitdem an drei Tagen pro Woche mit belegten Broten und kalten Speisen versorge, so Montag. Warmes Essen gebe es dort bereits seit August nicht mehr, stattdessen ein Lunchpaket, hieß es in den Ausschusssitzungen.
"Das hat natürlich dazu geführt, dass die Nachfrage und der Andrang lange nicht mehr so groß ist wie in der Vergangenheit", sagte Montag. 30 bis 40 Menschen hätten die Schwestern und Ehrenamtlichen vor der Umstellung nach Angaben des Ordens pro Werktag mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Auch aus dem Landkreis seien viele in die Theresienstraße gekommen. Jetzt seien es deutlich weniger.
Dennoch bleibe der Bedarf an solchen und ähnlichen Angeboten in der Schweinfurter Obdachlosenhilfe weiterhin hoch, so Montag. Deshalb haben sich Stadt und Landkreis nun darauf verständigt, die Theresienstube im kommenden Jahr mit jeweils 6000 Euro zu bezuschussen. Die jährlichen Gesamtkosten für den Betrieb der Einrichtung werden laut städtischem Beschlussvorschlag auf rund 60.000 Euro kalkuliert. Ziel sei es, künftig wieder an fünf Tagen pro Woche warme Mahlzeiten anzubieten. Dafür soll ab 1. Januar 2025 die Suppenküche der Kindertafel unterstützend einspringen.
1400 Euro Monatsmiete – Zuschüsse über Kirchenorganisationen möglich?
Zudem wolle der Orden künftig versuchen, über kirchliche Organisationen wie Kirchenstiftungen finanzielle Unterstützung für die knapp 1400 Euro Miete, die jeden Monat für die von der Kongregation privat angemieteten Räume in der Theresienstraße fällig werden, einzuwerben. Darauf hätten sich die beteiligten Akteure im Rahmen des Gesprächstermins im Oktober geeinigt, hieß es im Stadtrat.
Die Bezuschussung wurde im Stadtrat einstimmig beschlossen. Allerdings ist diese auf ein Jahr befristet, denn die Stadtverwaltung arbeite nach wie vor daran, dem Stadtrat ein "Gesamtkonzept zum Thema Obdachlosigkeit präsentieren zu können", so Sozialreferent Montag. So sei denkbar, dass die Theresienstube fester Bestandteil der Neukonzeption der Wohnungslosenhilfe in Schweinfurt werde.
Auch wenn die Stadt auf die Ausschreibung der städtischen Obdachlosenunterkunft im Sommer dieses Jahres keine Angebote erhalten habe, räumte Montag ein. "Wir sind aber nach wie vor in Gespräch mit Caritas und Diakonie, dass die Obdachlosenunterkunft und die Obdachlosenbetreuung in Schweinfurt überleben. Und zu diesem Gesamtkonzept gehört auch eine Wärmestube", so Montag.