Es war ein ungewöhnlicher und eindringlicher Appell, den Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner (CSU) als Kreisrat im Sozialausschuss des Kreistags platziert hat: Angesichts der Tatsache, dass sich etwa die großen Kirchen aus finanziellen Gründen immer mehr aus der Sozialarbeit zurückziehen, müsse man als Gesellschaft, egal welcher politischen Ausrichtung man anhänge, darüber befinden, welche Angebote man sich künftig leisten könne und welche nicht: Diese Wahrheiten müsse man den Menschen sagen, appellierte Werner. Der Sozialausschuss des Kreistags fand zumindest für einige Fälle Antworten und stellte Geld bereit.
"Suppenküche" in Schweinfurt soll weiterbestehen
Der Orden der Schwestern des Erlösers, der auch das Krankenhaus St. Josef betreibt, unterhält bislang in der Theresienstraße die "Theresienstube" - eine "Suppenküche", in der Obdachlose oder andere Menschen mit geringem Einkommen wochentags Mahlzeiten erhalten. 30 bis 45 Personen werden dort verköstigt, erläuterte der Leiter des Landkreis-Sozialamts, Steffen Beutert. Allerdings gebe es derzeit wegen Personalmangels kein warmes Essen, sondern nur ein Lunchpaket. Ziel sei es, künftig wieder warme Mahlzeiten anzubieten. Zudem unterstütze die Kindertafel, die in der Nähe an drei Tagen in der Woche Essen zum Mitnehmen bereitstellt. Der Orden hat angekündigt, den Betrieb der "Theresienstube" einstellen zu wollen. Um sie zu erhalten und den Finanzbedarf von 60.000 Euro im Jahr zu sichern, haben sich Stadt und Landkreis Schweinfurt darauf verständigt, die "Theresienstube" künftig zu bezuschussen. Beide geben jeweils 6000 Euro im Jahr, was der Sozialausschuss befürwortete.
Geld für die Schweinfurter Bahnhofsmission
Unbestritten ist die Bedeutung der Bahnhofsmission am Schweinfurter Bahnhof, die nicht nur Reisende unterstützt, sondern auch andere Menschen, die Gesprächsbedarf haben und auf der Suche nach Hilfe sind. Und wenn es nur um ein Treffen bei einem heißen Kaffee geht. Etwa 5000 Personen werden pro Jahr betreut. Träger sind Vereine aus dem Umfeld der katholischen und evangelischen Kirche. Um die Einrichtung zu unterstützen hat sich der Sozialausschuss darauf verständigt, den Trägern wie in den vergangenen Jahren auch 5000 Euro zur Verfügung zu stellen.
Pflegestützpunkt: Das Modell ändert sich, die Beratung für die Menschen bleibt
1300 Beratungsgespräche führt der Pflegestützpunkt Schweinfurt, mit Menschen, die sich - oft plötzlich - in der Situation wiederfinden, einen nahen Angehörigen pflegen zu müssen. Bislang haben Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Pflege- und Krankenkassen dafür das Personal bereitgestellt. Von diesem Modell ziehen sich die Kassen 2025 zurück. Allerdings beteiligen sie sich weiterhin an den Kosten. Um das Angebot aufrechtzuerhalten und den hohen Bedarf zu befriedigen, stellen beide Kommunen zusätzliches Personal ein. Für den Landkreis bedeutet dies ein Plus von einer halben Stelle.
Landkreis investiert Geld, um pflegende Angehörige im Alltag zu entlasten
Während der Pflegestützpunkt Personen mit zu pflegenden Angehörigen mit notwendigen Informationen versorgt, hilft die "Fachstelle pflegende Angehörige" in der Praxis. Sie vermittelt etwa stundenweise Pflegerinnen und Pfleger, damit die Betroffenen wichtige Termine oder eine kleine Auszeit wahrnehmen können. Zudem bietet sie auch Schulungen an. Die Zukunft dieses Angebots sei in den vergangenen Monaten gefährdet gewesen, sagte Landrat Töpper. Manche Kommune habe den Service eingestellt. Der Landkreis Schweinfurt will ihn weiterhin aufrecht erhalten und hebt deswegen seinen jährliche Zuschuss auf 16.800 Euro pro Jahr an.
Beratung für Menschen mit Ehrenamt
Schon seit 2020 nimmt der Landkreis Schweinfurt an dem Projekt des Freistaats teil, mit dem das Engagement für ehrenamtlich tätige Menschen unterstützt wird. Etwa durch Fortbildungsmaßnahmen. Sie seien "hochfrequentiert", sagte Landrat Florian Töpper (SPD). Dafür steht eine halbe Stelle im Landratsamt bereit, die der Freistaat mit 75 Prozent Zuschuss fördert. Dies soll weiterhin so bleiben, weswegen der Sozialausschuss einer Fortführung bis 2027 zugestimmt hat.
Folgen der Inflation: Das Wohngeld steigt deutlich
Wer bedürftig nach dem Sozialgesetzbuch ist, erhält Geld, um die Miete für die Wohnung und die Nebenkosten zu bezahlen. Der Landkreis Schweinfurt orientiert sich bei der Höhe an den Mietobergrenzen. Vor allem angesichts der gestiegenen Heizkosten werden die Werte zwischen 25 und 37 Prozent erhöht. So steht etwa einer vierköpfigen Familie ab 2025 ein Zuschuss von 1100 statt bislang 874 Euro zu. Insgesamt verursacht dies beim Landkreis Schweinfurt geschätzte Mehrkosten von 248.000 Euro pro Jahr. Der neuen Mietkostentabelle stimmte der Sozialausschuss zu.
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Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management