Egal ob im Büro, im Haushalt oder auf dem Acker: Überall leisten Frauen in der Landwirtschaft gleichwertige Arbeit, um den heimischen Betrieb am Laufen zu halten. Doch nicht immer werden sie auch so wahrgenommen. Anette Sax beschäftigt sich seit über 20 Jahren damit, wie Menschen in Beruf und Gesellschaft auftreten. Als Stilberaterin gibt sie Kurse für Unternehmen, bietet Einzelstunden an oder hält Vorträge für Verbände. So auch als Gastrednerin beim ersten Unternehmerinnenfrühstück der Regierung von Unterfranken in Dingolshausen, wo Sax gezielt Frauen in der Landwirtschaft Tipps gegeben hat, wie diese sich im Alltag besser präsentieren können.
1. Rollenbilder und Verhaltensmustern hinterfragen
"Wir Frauen werden oft nicht gesehen, nicht gehört, nicht wahrgenommen." Das liege aus Sicht der Expertin an der äußeren und eigenen Wahrnehmung des Berufs. "Wir sind so erzogen worden, nicht aufzufallen." Weil sich die Einstellung des Gegenübers jedoch nicht ohne weiteres einfach ändern ließe, empfiehlt die Expertin, zunächst bei sich anzufangen. "Viele Frauen machen sich oft kleiner, als sie sind." Daher sollte man zunächst beobachten, wo die eigenen Stärken liegen und aus welchen Bereichen man sich als Person zurückzieht, um womöglich alte Rollenbilder zu erfüllen. "Selbst wenn wir sagen, dass wir andere Wege als die ältere Generation gehen, haben wir viele Muster in uns. Lösen Sie sich von ihnen."
2. Kleidungsstil anpassen
Für die Garderobe gilt: "Ob sie jetzt auf dem Feld arbeiten oder im Gemeinderat sitzen: Kleidung muss zu ihrer Tätigkeit passen", sagt Sax. Kleidungsstücke sollten einfach zu handhaben, bequem sein und möglichst wenig Zeit beanspruchen. Sitzende Kleidung strahle zudem Professionalität aus. Der Preis sei dafür nicht entscheidend. "Wichtig ist, dass die Qualität stimmt" – Auch für Alltagskleidung, so die Expertin.
Und: "Farbe ist Macht." Sie könne sichtbarer oder eben auch unauffälliger machen. Um die passende Farbe zu finden, empfiehlt die Expertin, die Kleidung an den eigenen Hautteint anzupassen. Ein knalliges Rot oder Grün könne zum Beispiel einen Kraftkick geben. "Wenn wir gesehen werden wollen, ist es gut, wenn wir den Blick nach oben lenken." Eine Brille oder eine Halskette könne dabei helfen, Akzenten zu setzen.
3. Körpersprache bewusst einsetzen
"Wir wirken immer, ob wir wollen oder nicht", sagt Sax. Mimik, Gestik, Körperhaltung – alles wirke auf unsere Mitmenschen. Angefangen beim Gehen. "Versuchen sie in ihrem Alltag oder beim Gang durch die Stadt aufrechter zu gehen." Ähnliches gelte fürs Sitzen: "Legen Sie ihre Hände bei einem Gespräch auf den Tisch vor sich, um präsenter zu sein".
Mit einer offenen Körperhaltung und Augenkontakt signalisiere man als Person zudem Offenheit im Gespräch. "Blickkontakt zeigt Selbstbewusstsein." Bei Aufregung empfiehlt Sax zudem, ruhige Bewegungen mit Armen und Beinen in die Kommunikation einzubauen. "Das wirkt souverän."
4. Am Make-up und Erscheinungsbild feilen
"Ich brauche jetzt natürlich kein Make-up auf dem Acker", sagt Sax. Und dennoch: Auch in der Landwirtschaft verfolgen Frauen vielfältige Tätigkeiten, beispielsweise als Selbstvermarkter, Pädagogen, in Verbänden oder der Politik. Gerade bei Kundenkontakt empfehle es sich, Make-up aufzutragen, um Klarheit und Kontur zu erzeugen.
Auch bei wenig Zeit sei es wichtig, eine Basis zu haben. Dabei gelte aus Sicht der Stilistin: Weniger ist mehr. "Sie müssen sich nicht zukleistern." Wichtig seien bewusst und durchdacht gesetzte Akzente. "Ziehen Sie Ihre Augenbrauen nach und legen Sie etwas Wimperntusche auf." Das ziehe den Blick nach oben und schaffe Präsenz.
5. Auf Sprache, Stimme und Umgangsform achten
Laut der Stilberaterin neigen viele Frauen dazu, bereits in der Sprache unterzugehen. Häufig beginne das bereits bei der Vorstellung. "Schreiben und sprechen Sie Ihren Vornamen aus und verstecken Sie sich nicht hinter einer Abkürzung." Dazu gehöre es aus ihrer Sicht auch, nein zu sagen und so Grenzen zu setzen. Meist sei die Art, wie Menschen sprechen, ausdrucksstärker als der Inhalt. "Langsam sprechen heißt, den eigenen Raum einzunehmen", sagt Sax. Dadurch mache sich eine Person mithilfe der Sprache breiter. "Sprechen Sie langsam, sprechen Sie deutlich und machen Sie auch mal eine Pause."
Einen Trick, den sich Frauen von Männern hierbei abschauen können, sei das Tieferlegen der Stimme. Das strahle Ruhe und Gelassenheit aus, wirke kompetenter und beruhige einen selbst. Beim Dialekt empfiehlt Sax zudem, sich an das Gegenüber anzupassen. Äußern Sie klare Ansagen. Und ganz wichtig: "Tu Gutes und rede darüber."