Mit dem Bau der Grundsperre hat am Montag ein wesentlicher Bauabschnitt der Sanierungsmaßnahme Ellertshäuser See begonnen. Am ersten Tag führte die mit dem Bau der Grundsperre beauftragte Firma Beuerlein aus Volkach zunächst Voruntersuchungen des trockengelegten Seegrunds durch. Die Spezialisten für Erdbau, Abbruch, Entsorgung und Wasserbau baggerten sozusagen Probelöcher, um zu eruieren, wie es wo um den Feuchtigkeitsgehalt und die Bodenbeschaffenheit des Seegrunds steht und wo eine Baustraße angelegt werden kann, auf der die Transporter mit Schlamm, Erdreich und Sediment sicher bewegt werden können.
Nach Abschluss dieser Erkundungsarbeiten werden im Laufe der Woche weitere Bagger, darunter ein Langstil-Bagger, anrücken. Bis zu zehn Maschinen, so Jan-Felix Beuerlein, werden den Grund des abgelassenen Ellertshäuser Sees in eine Großbaustelle verwandeln. Der Bau der Grundsperre erfolgt im Zuge der erforderliche Sanierung der Ein- und Auslaufbauwerke. "Um künftig bei solchen Baumaßnahmen den See nicht wieder komplett ablassen zu müssen, bauen wir eine Grundsperre ein", begründet Andreas Kirchner, der zuständige Abteilungsleiter beim Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, die aufwändige Aktion.
Die Grundsperre, sozusagen ein Damm vor dem Hauptdamm, wird an ihrer Basis etwa 60 Meter breit und verjüngt sich nach oben. Trotz der Höhe von etwa acht Metern wird – wenn dereinst der See wieder befüllt ist – von außen nichts mehr davon zu sehen sein. Denn je nach Jahreszeit und Wasserstand, so schätzt Andreas Kirchner, wird der Damm 4,50 bis 5,50 Meter hoch mit Wasser bedeckt sein. Für Wassersportler und den Bootsbetrieb bestehen also keine Beeinträchtigung.
Der wesentliche Vorteil der Grundsperre ist, dass bei künftigen Arbeiten an den technischen Einrichtungen der See nur bis zur Krone der Sperre abgelassen werden muss. Der Bereich davor, dort wo sich der Abfluss befindet, kann dann separat leer laufen. So bleibt bei künftigen Sanierungsmaßnahmen auf jeden Fall die Hälfte der Seefläche (etwa 15 Hektar) bestehen. "Das sind 300.000 Kubikmeter Wasservolumen, in dem Muscheln, Amphibien und Fische trotz Sanierungsarbeiten verbleiben können", skizziert Kirchner die Vorteile des Bauwerks.
Die Grundsperre: Eine Investition in die Zukunft
Das Wasserwirtschaftsamt spricht von einer "Investition für Ökologie und Zukunft". Denn der mit der Trockenlegung des Sees verbundene große Aufwand, wie Abfischen und Muschelbergung, bleibt künftigen Generationen dann erspart.
Das Material für den Erdschütt-Damm ist zu 100 Prozent im See vorhanden. Alles, was gebraucht wird, kann dem zur Zeit trockengelegten Urgelände entnommen werden, auf dem der Ellertshäuser See vor 60 Jahren entstanden ist. Oben wird der Damm von einer "Kronenstraße" abgeschlossen. Denn wenn bei künftigen Sanierungen der See bis zum Scheitel der Grundsperre abgelassen wird, dann ist es wichtig, dass hier die Maschinen entlang fahren können, die für die Arbeiten am Schacht gebraucht werden.
"Wir wollen Mitte September so weit sein, dass wir den Stöpseln wieder schließen können", nennt Kirchner den Zeitplan für die Errichtung der Grundsperre. Den Stöpsel schließen heißt, dass ab diesem Zeitpunkt das natürlich zufließende Wasser durch Quellen und Niederschläge wieder im See gesammelt wird. Die Grundsperre muss bis dahin aber noch nicht zu 100 Prozent fertig sein, denn oberhalb der Wasserlinie kann daran weitergearbeitet werden.
Chance neue Flachwasserzonen zu modellieren
In den kommenden Monaten werden etwa 50.000 Kubikmeter Erdreich unterschiedlichster Beschaffenheit, von Schlamm bis Sediment, bewegt. Im Zug der Modellierung des künftigen Seegrunds sollen auch mehr Flachwasserzonen zur Verbesserung der Ökoqualität geschaffen werden. "Das ist wichtig für die Fische", betont Andreas Kirchner. Denn junge Tiere brauchen Unterstellmöglichkeiten, um sich vor Raubfischen in Sicherheit bringen zu können. Solche Schutzbereiche gab es wohl zu wenige, wie die Abfischaktion gezeigt hat. In den Fangnetzen befanden sich nämlich hauptsächlich große Raubfische, die die Kleinen aufgefressen hatten.
Der Seegrund hat sich inzwischen begrünt, mutet fast schon wie eine Wiese an. Doch der Schein trügt. Die anhaltende Trockenheit hat zwar bereits tiefe Furchen in den trocknenden Schlamm gebrannt. Doch ähnlich wie bei zu dünnen Eis lauert darunter die Gefahr. Die trockene Schlammschicht schwimmt sozusagen auf dem feuchten Sediment darunter. Ein falscher Schritt und man ist eingebrochen. Kirchner warnt daher weiterhin nachdrücklich vor dem ohnehin verbotenen Betreten des Seegrunds.