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Schweinfurt
Elektromobilität: Schweinfurt setzt auf Vernetzung mit Industrie
FDP-Stadtrat Georg Wiederer sorgt sich um die Zukunft der Schweinfurter Industrie. Seinen Vorschlag für eine Fraunhofer-Studie lehnt die Verwaltung ab.
Mit der Umstellung vom Verbrennungs- auf den Elektromotor eröffnen sich neue Jobperspektiven in der Automobilbranche. Hier arbeiten BMW-Techniker an der Produktion des Hybrid-Fahrzeugs BMW i8 im BMW-Werk Leipzig. Auch für die Schweinfurter Automobilzulieferer wird es Veränderungen geben.
Foto: Sebastian Willnow | Mit der Umstellung vom Verbrennungs- auf den Elektromotor eröffnen sich neue Jobperspektiven in der Automobilbranche. Hier arbeiten BMW-Techniker an der Produktion des Hybrid-Fahrzeugs BMW i8 im BMW-Werk Leipzig.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:25 Uhr

Der Strukturwandel in der Automobilindustrie hin zu mehr Elektromobilität und dem Ende der Ära der Verbrennungsmotoren in den nächsten Jahrzehnten ist ein weltweit diskutiertes Thema in allen Gesellschaftsschichten. Schweinfurt interessiert das Thema noch ein bisschen mehr, denn von den 55 000 Arbeitsplätzen der Stadt am Main sind über die Hälfte in den Industriebetrieben, die wie ZF oder Schaeffler als Zulieferer für die Automobilindustrie ebenfalls neue Geschäftsmodelle brauchen.

FDP-Stadtrat Georg Wiederer sorgt das, denn geht es der heimischen Industrie schlecht, wirkt sich das natürlich sofort auf die Gewerbesteuerzahlungen für die Stadt aus. Diese sind für das laufende Jahr bereits deutlicher gesunken als erwartet, erste Anzeichen für eine Eintrübung der Konjunktur? Wiederer stellte bereits im Frühjahr einen Antrag zum Thema Industriestandort Schweinfurt und seine Zukunft, ein Teil der Fragen war schon beantwortet. Nun stand das Thema wieder auf der Agenda des Stadtrates.

Ein Elektroauto steht zum Strom tanken an einer E-Ladesäule. Viel mehr Ladesäulen und auch elektrisch angetriebene Busse fordern die Grünen für das Schweinfurter Stadtgebiet.
Foto: Patty Varasano | Ein Elektroauto steht zum Strom tanken an einer E-Ladesäule. Viel mehr Ladesäulen und auch elektrisch angetriebene Busse fordern die Grünen für das Schweinfurter Stadtgebiet.

Wirtschaftsförderin Pia Jost hatte sich damit beschäftigt, ob eine weitere Studie wie von Wiederer gefordert durch das Fraunhofer Institut mehr Erkenntnisgewinn als bisher bringen würde, so dass die Verwaltung noch zielgerichteter arbeiten könnte. Aus Jost Sicht ist das nicht der Fall: "Eine weitere Studie, die die Stadt in Auftrag gibt, ist nicht nötig und auch nicht zielführend." Es gebe schon sehr viele Studien zum Thema Strukturwandel aufgrund der Elektromobilität, in der auch Schweinfurt eine Rolle spielt.

Die Stadt schafft Rahmenbedingungen, damit die Industrie innovativ bleibt

Eine der jüngsten Studien zu den Chancen und Risiken stammt aus dem Jahr 2018, wurde von Fraunhofer gemacht und beinhaltet auch Antworten unter anderem von ZF und Schaeffler. "Die Möglichkeiten einer Kommune, durch standortbezogene Maßnahmen diesen Herausforderungen zu begegnen, bestehen im Wesentlichen durch die Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen, um den hier ansässigen Unternehmen die im Standortwettbewerb besten Voraussetzungen für Innovationsfreude zu geben", schreibt Jost in der Verwaltungsvorlage.

Sie versicherte, sie selbst, Oberbürgermeister Sebastian Remelé und die Referenten seien in engem Austausch und hätten regelmäßige Treffen mit den Industrie-Betrieben. Jost deutete auch an, dass sich im Hintergrund durchaus einige neue Themenfelder und Projekte aufgetan haben, zum Beispiel beim autonomen Fahren oder der Brennstoffzellentechnologie, bei denen man aber keine Wasserstandsmeldungen veröffentlichen möchte.

Im April 2015 wurde in Geiselwind Deutschlands erste Wasserstoff-Tankstelle an der Autobahn eröffnet. Die Grünen fordern eine solche Tankstelle auch im Schweinfurter Maintal.
Foto: Bernd Hanselmann, Daimler AG | Im April 2015 wurde in Geiselwind Deutschlands erste Wasserstoff-Tankstelle an der Autobahn eröffnet. Die Grünen fordern eine solche Tankstelle auch im Schweinfurter Maintal.

Auch wenn sein Antrag abgelehnt wurde, wertete ihn Georg Wiederer als Erfolg, da aus seiner Sicht das Bewusstsein für das Thema geschärft wurde. Er regte an, dass die Wirtschaftsförderung regelmäßig dem Hauptausschuss Bericht erstattet, welche Projekte geplant sind. Unterstützung bekam Wiederer von Frank Firsching. Der Linken-Fraktionschef, als Gewerkschafter beruflich intensiv mit der Materie beschäftigt, forderte einen "regionalen Industriedialog", den die Verwaltung anstoßen und alle Beteiligten - Stadt, Arbeitgeber und Arbeitnehmer - ins Boot nehmen solle.

Das fand auch SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann gut, dessen Partei einige industriepolitische Anträge in der vergangenen Wahlperiode gestellt hat. Er kündigte einen weitere umfassenden Antrag zum Thema städtischer Industriepolitik an: "Wir müssen uns als Kommune mehr kümmern und haben noch Entwicklungspotenzial." Grünen-Stadtrat Thomas Schmitt, dessen Partei unter anderem den Bau einer Wasserstoff-Tankstelle im Maintal vorgeschlagen hatte, erklärte, die Stadt sollte verstärkt durch die Stadtwerke mit E-Ladesäulen und E-Bussen vorangehen, um auch eigene Impulse zu setzen.

 
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  • F. R.
    "...durch die Schaffung bestmöglicher Rahmenbedingungen"

    >Die Stadt ließ sich vom Freistaat bestätigen, dass dieser das LGS-Areal in Ledward bis 2056(!) nicht für Hochschulen benötigt
    >Die Stadt kann kein einziges Baugrundstück für junge Familien mehr anbieten, da sie keine neuen Baugebiete um die Gartenstadt schuf
    >Die Stadt kann kein einziges Industriegrundstück mehr anbieten
    >Die Stadt unternimmt nichts, damit eine sehr sinnvolle Außenstelle der geplanten TU Nürnberg nach SW kommt (Ledward oder Conn, mit möglicher Versuchsstrecke auf dem Flugfeld)
    >Die Stadt pocht nicht in München mit aller Entschiedenheit auf die Nachholung der Eingemeindung der Vororte, damit der unhaltbare Zustand, der je länger, je ärger wird, endlich ein Ende hat
    >Die Stadt hat sich bisher nicht öffentlich geäußert, zum genialen Steigerwaldbahn-Konzept von Wittek-Brix, das den Wohn- & Arbeitsstandort SW enorm aufwerten würde. Die Entscheidung der Bez.Reg. in Ansbach hängt aber von Initiativen vor Ort ab.
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