
Seit 14 Jahren ist Wolfgang Schraut für die Kasse des Landkreises Schweinfurt zuständig. Nun hat erstmals in seiner Amtszeit der Kreis ein Minus erwirtschaftet. Für das Jahr 2022 weist die Ergebnisrechnung einen Fehlbetrag von 972.000 Euro aus, wie Schraut dem Kreisausschuss des Kreistages mitteilte.
In den Haushaltsberatungen habe man zwar mit einem höheren Minus gerechnet, aber in der Vergangenheit war es meistens so gewesen, dass sich das Minus im Haushaltsplan bei der tatsächlichen Abrechnung in eine schwarze Zahl unterm Strich verwandelt hat – oft in Millionenhöhe. Ein wesentlicher Faktor, dass es diesmal anders ist, ist am Finanzmarkt zu suchen. 1,1 Millionen Euro musste der Landkreis auf Wertpapiere abschreiben. Grund sind die Zinssteigerungen, was die festverzinslichen Wertpapiere, in die der Landkreis Rücklagen geparkt hat und die an der Börse gehandelt werden, unattraktiver gemacht habe. Daher ist ihr Handelswert an der Börse nach unten gegangen, was in der Buchführung berücksichtigt werden müsse..
"Das ist kein Grund für große Aufregung", beruhigte Schraut die Kreisrätinnen und Kreisräte. In der Bilanz schlage das zu Buche, aber es gebe keinen echten Verlust, weil die Papiere nach Ende der Laufzeit vollständig und mit dem früher vereinbarten Zins ausgezahlt würden. Daher nahmen alle Fraktionsvertreterinnen und -vertreter die Nachricht über die Abschreibungen gelassen auf.
Die Bilanzsumme des Landkreises belief sich 2022 mit 198,9 Millionen auf Rekordniveau. Auch für Investitionen ist nach Schrauts Zahlen Luft. Denn der Landkreis Schweinfurt habe weniger Geld ausgegeben als ursprünglich geplant: 24 Millionen Euro wurden in das laufende Jahr verschoben; 15 Millionen Euro davon betreffen das Berufsschulzentrum Alfons Goppel, dessen Neubau vor kurzem fertiggestellt worden ist. Zwar hat der Landkreis auch weniger Schulden als geplant aufgenommen, dennoch stiegen sie 2022 um zehn Millionen auf 16,5 Millionen Euro.
Fraktionen im Kreisausschuss bleiben gelassen
Auch sonst kam kaum Kritik aus den Fraktionen. Thorsten Wozniak (CSU) sah seine Partei bestätigt, dass bei der Höhe der Kreisumlage noch Spielraum bestehe, während Stefan Rottmann (SPD) prognostizierte, dass man die Kreisumlage, die die Gemeinden an den Kreis zahlen, wird anpassen müssen. Angesichts der erwarteten Auszahlung der Wertpapiere sprach Oliver Brust (Freie Wähler) von einem "relativierbaren Ergebnis" und auch Birgit Schmitt (Grüne) hatte nichts auszusetzen. Bernd Schuhmann (AfD) mahnte Nachhaltigkeit an, indem Bauprojekte nicht auf zwei sondern auf drei oder vier Generationen ausgelegt werden sollten.