Viele haben sie schon einmal erlebt, einige haben sie noch vor sich, wahrscheinlich ist, dass ein jeder von uns mindestens einmal im Leben mit dem schlimmsten aller Tage konfrontiert wird. Die Rede ist von jenen Momenten, in denen wir von den Menschen, die wir lieben, für immer Abschied nehmen müssen. Es sind Situationen, die aus dem Alltag reißen, emotional durchschütteln und oft organisatorische Meisterleistungen verlangen. Schließlich muss der Bestatter gefunden, der Grabschmuck ausgewählt, die Musik bestimmt und der Nachruf geschrieben werden. Da bleibt kaum Zeit, darüber nachzudenken, wie man den Kleinsten erklärt, dass sie Oma oder Opa jetzt nicht mehr sehen können.
Denise Hild aus Schweinfurt, die früher als Arzthelferin bei einem Kinderarzt tätig war, hat sich dieser Problematik in den vergangenen Jahren stellen müssen. Als sie 30 Jahre alt ist, erkrankt ihr Papa an Krebs. Im Jahr 2020 muss sie nur wenige Jahre nach der Diagnose Abschied nehmen. Damals sei ihr klar geworden, wie wichtig es gewesen wäre, bereits als Kind anders an das Thema "Tod" herangeführt worden zu sein.
Ein "Kreativ-Buch" zum Mitmachen
"Das Leben ist nicht für immer. Es ist eine tolle Reise, ein Abenteuer mit Höhen und Tiefen, aber irgendwann ist es zu Ende und das ist nichts Schlimmes." Dass das Leben einmal endet, dürfe auch bei Kindern kein Tabuthema sein. Im Gegenteil, es sei wichtig "ganz viel darüber zu sprechen". Da sie bei ihrer Suche nach Kinderbüchern, die sich mit der Thematik auseinandersetzen, keinen Erfolg hatte, beschließt sie kurzerhand selbst tätig zu werden. Im Mai 2021 erscheint ihr Kinderbuch "Das Himmelshäuschen", an dem sie ein Jahr gearbeitet hat, beim Epubli Verlag.
"Das Buch sollte in jedem Bücherregal stehen", meint die Autorin. Im Akutfall sei es so schnell zur Hand und man könne mit dem Kind direkt loslegen. "Das Himmelshäuschen" ist dabei kein klassisches Vorlesebuch, sondern ein personalisierbares "Kreativ-Buch", bei dem das Kind zum Mitmachen animiert wird. Es beginnt mit der kleinen Wolke Fluffi, die ausgeschnitten werden kann und deren Aufgabe es ist, Menschen in den Himmel zu begleiten.
Zuvor werden jedoch noch einige Abenteuer erlebt, bei denen die Mitarbeit des Kindes gefragt ist. Der abstrakte Vorgang des Sterbens und die Unwissenheit, was uns danach erwartet, sollen mithilfe eines Mentors und konkreter Bilder nachvollziehbarer werden.
Unterstützung für schwerkranke Kinder
Das bisherige Feedback zu ihrem Kinderbuch habe Denise Hild dabei geradezu überwältigt: "Es ist herzerwärmend, dass mir Mamas und Papas ihr Vertrauen schenken". Dieses Vertrauen wird der Schweinfurterin auch bei einem weiteren Herzensprojekt, den "Kämpfermäusen" entgegengebracht. Via Instagram und Facebook können sich Eltern schwerkranker Kinder bei ihr melden (@kaempfer-maeuse). Die 33-Jährige packt daraufhin Konfetti-Gläser, die sie an die Familien schickt und die anschließend im Zimmer verteilt werden können, um die grauen Zeiten ein wenig farbenfroher zu gestalten.
Sie begleitet Kinder auf ihrer Reise, organisiert Überraschungen und animiert, sich als Stammzellenspender registrieren zu lassen. Ihr Engagement erklärt sie damit, dass sie die Hoffnung habe, dass alle Menschen auf ihre eigene Art etwas Gutes tun würden: "Jeder findet ein Ventil, wo er sich für andere einsetzt. Bei mir sind’s halt die Kinder."
Nach "Das Himmelshäuschen" hat die Autorin bereits weitere Buchprojekte in Planung. Allzu viel darf noch nicht verraten werden, gespannt kann man jedoch sein: Das nächste Mal soll es um Angstbewältigung und einen Mann im Mond gehen.