Nico, Nicole und Nicoletta unterhalten sich gerne mit Wildparkbesuchern. Natürlich nur, wenn sie gerade Lust haben. Überreden kann man die drei Beos nicht, mal eben "Grüß Gott" zu sagen. Die drei sind wie alle Beos sprachbegabt. Und sie gehören zur Familie der Starenvögel. Wer Wildparkchef Thomas Leier kennt, weiß, dass er ein humorvoller Mensch ist und keinem Wortspiel widerstehen kann. "Die Beos sind die Gesangsstars", sagt er. Ach ja, Starenvögel.
Beos sind gefährdet
Leier freut sich zusammen mit Florian Dittert, dem Vorsitzenden der Freunde des Wildparks, dass der Beo zum Zootier des Jahres gewählt wurde. Einige Beoarten stehen kurz vor der Ausrottung, die Aktion soll auch auf ihre Situation aufmerksam machen. Dank ihres Sprachtalentes werden sie vor allem in Asien als Haustier gehalten – oft in kleinen Käfigen. In manchen Ländern verkauft man sie auch als Delikatesse, sagt Dittert. Und auch ihr Lebensraum wird von den Menschen zerstört.
Hier eine kleine Kostprobe der Beokunst im Video
Nico, Nicole und Nicoletta, die zu den Mittelbeos gehören, sind 2014 im Zoo in Erfurt geboren, wurden mit Hand aufgezogen. Das ist schon was besonderes. Denn die Beos sind anspruchsvoll bei der Partnerwahl, Nachzucht ist nicht einfach und sehr aufwendig. Im Zusammenhang mit der Zootier-des-Jahres-Kampagne wird im Vogelpark Marlow ein Beo-Dating-Center aufgebaut. Laut Pressemitteilung der ideale Ort, um bisher unverpaarten Beos die Chance zu bieten, ihre große Liebe zu finden. Oder, wie es Dittert formuliert, die Zucht voranzubringen, damit außerhalb der Heimat der Tiere eine so genannte Erhaltungspopulation besteht, die Beos nicht aussterben.
2014 wurden Beos aus der Voliere entführt
Wie begehrt und beliebt Beos sind, hat der Wilpdpark 2014 erlebt: Jemand hat damals die Voliere aufgeschnitten, die drei Beos mitgenommen. Was aus ihnen geworden ist – sie hießen übrigens Nico, Nicolino und Nicoletta– weiß das Tierparkteam nicht. Von den Vögeln fehlt jede Spur. Obwohl Underberg damals eine Schnabelprämie von 2000 Euro ausgelobt hat als Finderlohn. Die Beos haben gerne den River-Kwai-Marsch gepfiffen. Und den hat der Schnapspoduzent zu seiner Hymne gemacht. Einer der drei geklauten Vögel hat übrigens einmal für großes Aufsehen gesorgt. Ein Stadtrat hat Leier erzählt, was ein Vogel zu ihm gesagt hat: "Halt's Maul, Du schwarze Sau". Das hat der Mann dem Vogel aber nicht krumm genommen. Er hat's ja sicher auch scherzhaft gemeint.
Die drei lieben Früchte, fressen aber auch Spinnen, Heimchen, Insekten, erzählen Leier und Dittert. Ihr Lieblingssnack: Beoperlen, ein spezielles Futter. Die drei sind gerne draußen, beäugen die Besucher. Ist es ihnen zu kalt, gehen sie ins Warmhaus. "Sie können selbst entscheiden, ob sie rauswollen", sagt Leier. Weiß er eigentlich, wer Nico, Nicole oder Nicoletta ist? "Ich bild's mir ein", sagt Leier. Aber ums wirklich genau zu wissen, müsste man die Chips auslesen, die die Tiere tragen. Und eigentlich ist es ja nicht von so großer Bedeutung, wer wer ist. Denn auf ihren Namen reagieren die drei nicht.
Nachplappern, was die Besucher sagen
Aber sie schnappen gerne auf, was die Besucher vor der Voliere ihnen erzählen. Oder vielleicht auch ihrem menschlichen Begleiter. Denn "Depp" gehört ebenso zu ihrem Repertoire wie "Grüß Gott". Einer der Beos hat mal etwas gekrächzt, das selbst Dialekt -Experte Florian Dittert nicht verstanden hat. "Das war fränkisches Kauderwelsch."
Von den Beos wird man übrigens bald mehr hören. Leier und die Wildparkfreunde planen eine Verschönerungs-und Vergrößerungsaktion für die Beo-Welt. Dafür wird es – wie für Elche, Wildschweine, Jakobsschafe und und und – wieder eine kreative Spendenaktion geben. Bestimmt lernen Nico, Nicole und Nicoletta bis dorthin noch ein Wort: "Dankeschön". Und vielleicht bringt ihnen mal jemand den Satz bei "Thomas, wir lieben Dich". Das hätte sich Thomas Leier nämlich wirklich verdient. Und wer weiß, vielleicht gibt's ja irgendwann mal Beo-Nachwuchs. Bei den Elchen hat's ja auch geklappt.