Wie schafft man es, die Fantasie von Schafen anzuregen? Im Damwildgehege des Wildparks an den Eichen, wo die Jakobsschafe während des Baus ihrer neuen Unterkunft untergebracht sind, ist das relativ einfach. Wenn man mit Plastik raschelt, eilt die kleine Herde von einem halben Dutzend Tiere herbei, in der Hoffnung auf Futter.
In der Bibel ging es schon etwas mystischer zu: Abrahams Enkel Jakob hatte einen Deal mit seinem Schwiegervater Laban. Demnach sollten dessen gefleckten, buntscheckigen und schwarzen Schafe ihm gehören – eigentlich nur ein kleiner, weniger wertvoller Teil der Herde. Jakob trickste, indem er gestreifte Stäbe an der Tränke aufstellte, was die gestreiften Wolleträger dort irgendwie in Stimmung brachte. Fortan vermehrten sich die "Bunten" deutlich häufiger als die weißen Schafe.
Das Jakobsschaf war als Nutztier beliebt
Das Jakobsschaf war in der Welt, bekannt für gutes Fleisch, feine Wolle und ausgeprägte Genügsamkeit, als Nutztier des kargen Orients. 1588, nach dem No Deal-Brexit Königin Elisabeths I von England gegenüber dem Weltreich der Habsburger, fuhren Jakobsschafe an Bord der unbezwingbaren spanischen Armada mit, als Proviant. Die Flotte ging bekanntlich unter. Die heutigen nordeuropäischen Jakobsschafe sollen von den blökenden Schiffbrüchigen abstammen, die damals gestrandet sind. Ihren markanten "Helm", mit vier oder mehr Hörnern, könnten sie eingekreuzten Wikingerschafen verdanken.
Es sind jedenfalls keine ganz gewöhnlichen Haustiere, die an ihrem alten Stammplatz, zwischen den Greifvogel-Volieren und dem Eingang zum Stadtwald, ein würdiges Domizil erhalten. In Anspielung auf die biblischen Herkunft des Namens ist es eine Krippe, an der seit Frühjahr gebaut wird. Es fehlen noch Ziegeldach und der Zaun der Außenanlage. Im Spätherbst wird die "Lebende Krippe" ihre Pforten für die Schafe öffnen, rechtzeitig zur Waldweihnacht.
Zum Richtfest des 110 000 Euro-Projekts luden der städtische Baureferent Ralf Brettin und Wildpark-Leiter Thomas Leier in den Rohbau ein. "Die Feierstunde hat geschlagen, es ruhet die geübte Hand", dichtete der Kützberger Zimmermann Hans Feser auf dem Dach, "nach harten arbeitsreichen Tagen, grüßt stolz der Schafsstall nun ins Land." "Das Jakobsschaf mit seinen Flecken, ist in der Bibel schon benannt", heißt es weiter im Richtspruch, "es ist hier im Wildpark zu entdecken, und für seine vier oder sechs Hörner bekannt." Nach einem kräftigen Schluck zersplitterte traditionell das Schoppenglas am Boden.
Dank an Verein und Sponsoren
Zuvor hatten einige Urkunden und Wildpark-Stofftiere den Besitzer gewechselt. Ralf Brettin bedankte sich außerdem beim Verein der Wildparkfreunde, der 42 000 Euro beigesteuert hat. Die Firma Beuerlein, ein Hauptsponsor im "Wildpark an den Eichen", lieferte Stelen aus rotem Quarzsandstein und weitere Steinquader, im Gegenwert von 15 000 Euro. Dafür gab es den "EhrenElchBäckerMeisterBrief".
Der Schweinfurter Bildhauer Sören Ernst hat mehrere Sinnsprüche und die biblischen Tiere Taube und Esel an der Vorderfront verewigt: die theologische Auswahl übernahm Pfarrerin Angela Weigel, mit Tochter Johanna – und hatte zugleich die Bibelstelle mit den Jakobsschafen parat (3. Mose, 30,25). Mutter und Tochter erhielten Plüschschäfli. Neu im Boot der allgemeinen Hauptsponsoren ist die Firma Erik Walther GmbH: Harald Schlotter erhielt als Prokurist der Mineralölfirma ebenfalls den EhrenElchBäckerMeisterBrief, die vier Urenkelinnen des Namensgebers bekamen Mini-Elche. Dann durfte bei Leberkäs und Kartoffelsalat Richtfest gefeiert werden.
Lehrlinge der Bauinnung helfen
Ansonsten sind, wie schon beim Bauernhof, auch bei der Krippe die Maurer-Lehrlinge der Bauinnung Schweinfurt-Haßberge am Werk. Mit dem Gebäude würde von den Azubis schon in der Ausbildung etwas Bleibendes geschaffen, freute sich Wildpark-Chef Thomas Leier: "Sie laufen ein Leben lang vorbei und sind begeistert." Das Gebälk wird von "gebiberten" Eichenstempeln getragen, Bäume aus dem Stadtwald, die im Stehen abgestorben und entrindet worden sind: "Das macht einen urigen Eindruck".
Schon 1998 habe der Wildpark seine ersten Jakobsschafe erhalten, aus der Nähe von Köln, so Leier. Nun gibt es entsprechenden Renovierungsbedarf an ihrer Residenz. Sprüche aus der Bibel, vom Dichter Rosenstern und Mahatma Gandhi fordern künftig zum respektvollen Umgang mit Tieren und der Natur auf.