"Wir hoffen, dass das Publikum uns nicht vergessen hat", sagt Jürgen Dahlke, Geschäftsführer der Disharmonie. Er freut sich wie alle Veranstalter, dass es wieder möglich ist, vor vollem Haus zu spielen, wenn die 3-G-plus-Regel (geimpft, genesen oder mit PCR getestet), eingehalten wird. Er bemerkt aber wie viele Veranstalter, dass die Menschen noch etwas verunsichert sind, welche Regeln jetzt genau gelten und vielleicht deswegen erstmal noch nicht so gern wie früher wieder in ein Kabarett, eine Musikveranstaltung, ein Konzert oder ein Theaterstück gehen.
"99 Prozent unseres Publikums sind geimpft", sagt Dahlke. Bei größeren Veranstaltungen, wie etwa bei Erwin Pelzig in der Kulturhalle Grafenrheinfeld, sei die Kontrolle schon aufwendig. In der Disharmonie gehe das leichter. Zwischendurch wurde auch in der Stadthalle gespielt, weil da unter den damals herrschenden Corona-Regeln mehr Leute Platz hatten. Ein Versuch, aber kein Vergleich mit der Atmosphäre in der Disharmonie, so der Geschäftsführer.
Gut angekommen seien auch die Veranstaltungen beim Kultursommer auf dem Kessler Field. Obwohl "fünf von elf Veranstaltungen verregnet waren". Bei Urban Priol hat es drei Stunden nur geregnet, erinnert er sich. Die Stimmung sei trotzdem gut gewesen. Das Gelände findet Dahlke klasse. "Da könnte man richtig große Sachen machen."
Jazz ist der neue Publikumsrenner
Das Veranstaltungsleben laufe jetzt ganz langsam wieder an. "Schön, dass wir wieder mehr reinlassen können, die Leute ohne Maske sitzen können." Und auch in der Pause was trinken und miteinander reden, geht wieder. Erstaunlicherweise hat übrigens Jazz in der Beliebtheitsskala des Disharmonie-Publikums zugelegt. "Jazz hat Kabarett überholt." Einige Kabarett-Veranstaltungen, die schon coronabedingt verschoben wurden, mussten abgesagt werden, weil zu wenig Leute kommen wollten.
Mit Veranstaltungen verschieben haben Jürgen Dahlke und Birgit Väth, die sich unter anderem um die Kulturplanung und die Künstler-Betreuung kümmert, viel Erfahrungen gesammelt seit dem ersten Lockdown. Sechs Programmhefte entstanden in der Pandemie-Zeit. "Alle mit dem Virus vorne drauf", zeigt Dahlke ein Exemplar. Viel hat davon nicht stattfinden können. Aber das Disharmonie-Team hat trotzdem Arbeit, Geld und Mühe investiert.
Logistische Herausforderungen bei der Programm-Planung
Auch für die Künstlerinnen und Künstler ist das Verschieben ziemlich schwierig. Oft sei ein Auftritt in Schweinfurt Teil einer Tour, auch das muss berücksichtigt werden, wenn ein neuer Termin gesucht wird. "Eine logistische Herausforderung", so Dahlke. Bis alles abgearbeitet ist, wird es wohl 2023 werden, schätzt er.
Aber auch für Leute, die Karten gekauft haben, ist eine Terminverlegung schwierig. Ein Mann habe die Karten für den Auftritt von Badesalz zurückgegeben, der um ein Jahr verschoben worden war. Sein Kommentar: "Ich weiß doch nicht, ob ich da noch lebe."
"Es war eine schwierige Zeit", sagt Dahlke. Finanziell sei man aber durchgekommen, dank Novemberhilfen, Kurzarbeit, Mietstorno. Außerdem gebe es Zuschüsse aus dem Topf "Neustart Kultur".
Zum Wiedereinstieg gehört auch, dass Chor und Theatergruppe wieder proben. Der Disharmonie-Chor hat lang im Freien geprobt. Die erste Probe in der Disharmonie Anfang Oktober sei schon ein besonderer Moment gewesen, sagt Jürgen Dahlke.
Generationenwechsel steht an
Jürgen Dahlke und Birgit Väth beschäftigt aber noch ein anderes Thema, als Veranstaltungen zu planen: der Generationenwechsel. Beide werden sich in nicht zu ferner Zeit altersbedingt aus der aktiven Verantwortung verabschieden. "Vielleicht sagt jemand, der das liest: Das ist ja genau das Richtige für mich", scherzt Dahlke. Die Neuen könnten jedenfalls auf eine lange Tradition bauen. 2023 wird die Disharmonie 40.
Was wird aus dem Main-Café?
Ein Thema steht allerdings nicht mehr auf der Agenda: einen neuen Pächter oder Pächterin für das Main-Café im Untergeschoss zu finden. Wie berichtet, hatte der Pächter Lebenshilfe nach dem Lockdown nicht wieder eröffnet. Die Disharmonie ist jetzt nicht mehr der Verpächter. "Wir haben das an die Hospitalstiftung, den Eigentümer, zurückgegeben." Dahlke ist zuversichtlich, dass sich jemand findet, der das Café übernimmt. Seiner Information nach soll das Lokal renoviert und per Ausschreibung ein neuer Pächter oder Pächterin gesucht werden.