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Schweinfurt
Der Tod Schweinfurts oder eine Baustelle wie jede andere? Chronik der Diskussion über Abriss und Neubau der Maxbrücke
Am 14. Mai beriet der Schweinfurter Stadtrat erneut über die Pläne für die wichtigste Mainquerung. Das Thema war sogar schon bei Mario Barth.
Ende der 1950er Jahre wurde zunächst die neue Maxbrücke (links) gebaut und danach die alte Maxbrücke (rechts) abgerissen, sodass der Einfluss auf den Verkehr möglichst gering war.
Foto: Peter Hofmann Schweinfurtführer | Ende der 1950er Jahre wurde zunächst die neue Maxbrücke (links) gebaut und danach die alte Maxbrücke (rechts) abgerissen, sodass der Einfluss auf den Verkehr möglichst gering war.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 18.05.2024 02:41 Uhr

Am 11. Mai 1960, fast auf den Tag genau vor 64 Jahren, eröffnete der damalige Oberbürgermeister Georg Wichtermann (SPD) die neue gebaute Maxbrücke, wie sie in ihrer heutigen Form den Main überquert. Damals wünschte der OB laut Bericht des Schweinfurter Tagblatts allen Autofahrenden "glückliche Fahrt" und verwies darauf, dass die 260 Meter lange Stahlbetonbrücke nötig sei, "aufgrund des wachsenden Verkehrsaufkommens".

Dass der Verkehr sechs Jahrzehnte später sich auf nun 31.500 Fahrzeuge pro Tag steigern würde und die bestehende Brücke diese Belastung dauerhaft nicht aushält, hätte sich Georg Wichtermann so nicht vorstellen können. Eine Chronik der Diskussion.

Wann es die ersten Diskussionen über eine dritte Mainbrücke gab

Dass die Maxbrücke mit dem ständig steigenden Verkehrsaufkommen ein Problem bekommen könnte, ist seit Jahrzehnten bekannt. Überlegungen, eine dritte Mainbrücke zu bauen, um für Entlastung zu sorgen, gab es auch schon Anfang der 2000er Jahre. Aus dieser Zeit kursieren in Sozialen Medien Fotos von Wahlplakaten, auf denen die CSU eine dritte Brücke fordert. Jetzt wurde diese Mainquerung auch wieder auf Machbarkeit geprüft, vor allem der Naturschutz am Saumain steht dem Projekt aber entgegen.

Diskutiert wurde eine dritte Brücke in Verlängerung der Rüfferstraße, als es den heutigen Bahnhaltepunkt Schweinfurt Mitte noch nicht gab. Das wurde später aber verworfen, was auch an einer Verkehrsfrage liegt: Wenn die Autofahrenden aus dem Landkreis auf diesem Weg in die Stadt kommen, würden sie rechtsabbiegend auf dem Stadtring auf das einspurige Nadelöhr Fischerrain/Paul-Rummert-Ring stoßen. Erst ab der Harmonie-Kreuzung ist der Verkehr wieder zweispurig.

Warum der Comedian Mario Barth sich 2017 der Schweinfurter Maxbrücke annahm

Für Brücken gibt es ein standardisiertes Prüfverfahren, wie hoch der Sanierungsbedarf ist. 2014 stellte sich heraus, dass es erste Probleme mit der Maxbrücke gibt. Die Stadt entwickelte Varianten: Instandsetzung für gut 1,5 Millionen Euro, um die Brücke weitere 15 Jahre zu nutzen oder Abriss und Neubau, Kosten damals geschätzt 20 Millionen Euro. Man entschied sich für die Instandsetzung, die 2017 durchgeführt wurde. Seither gibt es auch ein engmaschiges Monitoring der Brücke.

Der Comedian Mario Barth wurde auf das Thema aufmerksam und warf der Stadtverwaltung Steuergeldverschwendung vor. Sein Beitrag war im übrigen nicht der einzige, den er über Schweinfurt in den vergangenen Jahren machte, auch die Bäume mitten im Basketballfeld der Carus-Allee waren schon Thema.

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Ist eine jahrelange Sperrung der Maxbrücke der "Tod der Innenstadt"?

Wie wirkt sich eine jahrelange Sperrung der Maxbrücke, wenn sie abgerissen und neu gebaut werden muss, auf den Handel in der Innenstadt aus? Die Sorgen sind sehr groß. "Drei Jahre ohne Maxbrücke bedeutet für mich den Tod der Innenstadt", das sagte SPD-Stadtrat Peter Hofmann 2022 im Stadtrat. Die damalige Planung des Baureferenten Ralf Brettin sah eine Sperrung der Verbindung für gut drei Jahre vor.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) teilte diese Bedenken damals aber nicht. Bei einer Sitzung der Werbegemeinschaft "Schweinfurt erleben" im Mai 2022 erklärte er: "Das Problem kann man nicht wegzaubern, aber Schweinfurt hat in seiner Geschichte schon andere Herausforderungen überstanden." Er warnte davor, "ein solches Szenario wie den Tod der Innenstadt aufzubauen".

Warum die Planungen im Herbst 2023 noch einmal komplett gestoppt wurden

Seit Anfang der 2020er Jahre plant die Schweinfurter Bauverwaltung zum Thema Maxbrücke. Präferiert wurde immer der Abriss und Neubau. Doch der öffentliche Druck wurde ebenfalls größer und so beschloss der Bauausschuss im Oktober 2023 nach einem Ortstermin: Alles wird auf null gestellt, alle Varianten inklusive neuer Mainbrücken sollen von einem Ingenieurbüro "vorbehaltlos" geprüft werden.

Die Ergebnisse dieser Prüfung liegen jetzt vor und brachten im Grunde das gleiche Resultat wie zuvor: Bevorzugt wird der Abriss und Neubau der Maxbrücke.

 
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Kommentare
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  • Frank Widmaier
    die Stadt (Einzelhandel) sollte sich endlich folgendes eingestehen:
    - die Arbeitswelten ändern sich
    - nicht jeder ist mehr jeden Tag in der Stadt
    - man braucht nicht ständig Neues oder Ersatz. Ich bin bspw. 47 Jahre alt. Meine Mutter hat Töpfe, die sind älter als ich, sehen aber jünger aus ;-)
    - ja, es gibt 4 Wege: Berch, Hahnen, Max, Schonungen
    - man hätte das Projekt 3. städtische Brücke in den 80ern angehen müssen. In den 90ern krachte die Industrie.. da galt anderes

    ich fahre idR immer über den Hafen/Hahnenhügel in die Stadt, es sei denn ich muss zum Leo oder Dittelbrunn,.. dann Max. Man kann gerne Autos zählen - aber gibt es auch eine komplette Analyse, wer-woher-wohin fährt?
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  • Karl-Heinz Busch
    Mit ein großes Problem, was mE außer Acht gelassen wird ist, dass nicht wenige, die über die Maxbrücke fahren, eigentlich auch eine andere Route über den Main wählen könnten.... wenn sie wollten......
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  • Peter Koch
    Wenn man nur lange genug diskutiert und herumplant wird mindestens eine der beiden Brücken zwischenzeitlich einstürzen. Wäre dann ein Problem gelöst?
    Übrigens kann man den Main auch auf der A70 überqueren, ein kleiner Umweg zwar, aber für paar Jahre sicher machbar.
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  • Manfred Röder
    31.500 Fahrzeuge pro Stunde?
    Sollte sicherlich pro Tag sein!
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  • Oliver Schikora
    Vielen Dank für den Hinweis, es muss natürlich pro Tag heißen. Es wurde geändert. Mfg Oliver Schikora
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