
Der Schweinfurter Bestattermeister Ralf Michal ist neuer Präsident des Bundesverbands Deutscher Bestatter (BDB). Bislang Vizepräsident im Bundesverband, wählten die Vorsitzenden der Landesverbände und Innungen den 55-Jährigen jetzt an ihre Spitze. Das Familienunternehmen Michal besteht in Schweinfurt seit fast 190 Jahren und begann mit einer Schreinerwerkstatt. Ralf Michal ist seit über 30 Jahren schon im Bestatterverband tätig, erst im Landesverband Bayern, seit 1997 auch im Bundesverband.
Ein Gespräch über den Bestatternachwuchs, Abschiede - und die Bedeutung von Friedhöfen.
Ralf Michal: In meinem Berufsleben habe ich schon sehr früh erkennen müssen, dass der Einzelne leider gar nichts bewegen kann. Man braucht immer eine starke Gemeinschaft, um bei Behörden, Ämtern, Institutionen und der Gesellschaft Gehör zu finden.
Michal: Bestatterinnen und Bestatter verstehen ihre Tätigkeit als Dienst am Menschen und an der Gesellschaft. Dieser Dienst wiederum steht im Kontext unserer über Jahrhunderte gewachsenen Bestattungskultur. Seit 2003 gibt es erst den Ausbildungsberuf Bestattungsfachkraft. Davor wurde das Handwerk meist innerhalb von Familientraditionen weitergegeben. Auch heute werden viele Bestatter in den Beruf "hineingeboren", aber es interessieren sich auch immer mehr Quereinsteiger und Berufsanfänger ohne familiären Bezug dafür. In Deutschland kann praktisch jeder ein Gewerbe als Bestatterin oder Bestatter anmelden. Deshalb hat der Bundesverband erhebliche eigene Anstrengungen unternommen, um Qualitätsstandards im Bestattungsgewerbe zu verankern. Seit 2010 gibt es die Fortbildung zur Bestattermeister oder zum Bestattermeister. Der Erwerb der mit diesen Abschlüssen verbundenen Wissensgrundlagen ist zwar fachlich zwingend geboten, rechtlich aber nach wie vor nicht erforderlich.
Michal: Nachwuchsprobleme gibt es mittlerweile wohl in jeder Branche. Bei den Bestattungsfachkräften gibt es derzeit noch einen massiven Zuwachs bei den Ausbildungsverhältnissen. Ich glaube allerdings, dass das nur eine Momentaufnahme ist und auch für unsere Branche die Notwendigkeit der Werbung um Auszubildende kommen wird.
Michal: Bei beiden genannten Möglichkeiten handelt es sich nicht um eine Bestattungsart, sondern um eine Beisetzungsart. Die Beisetzungsmöglichkeiten werden in erster Linie von den kommunalen oder kirchlichen Friedhofsträgern angeboten. Seit es pflegeleichte Gemeinschaftsgrabanlagen in den Friedhöfen gibt, wird die anonyme Beisetzung in unserer Region so gut wie gar nicht mehr nachgefragt. Jedes Grab sollte einen Namen haben – ich denke, das hat jeder Mensch verdient. Die Seebestattung wird auch bei uns im Unternehmen etwa einmal pro Quartal gewünscht und auch durchgeführt.
Michal: Die Trauerfeier ist für die Hinterbliebenen ein wesentlicher Teil der Trauerbewältigung und aus trauerpsychologischen Gesichtspunkten enorm wichtig.
Michal: Diese Art von "Lebensfeiern" werden nahezu ausschließlich von Vorsorgenden für die eigene Bestattung geplant. Die dereinstigen Verstorbenen möchten an ein schönes, geselliges Leben erinnern und keinen Anlass zu Traurigkeit bieten. Es wird keine Trauerkleidung gewünscht, fröhliche Musik gespielt und am Grab darf es dann schon auch einmal ein Glas Champagner sein. Jeder hat seine eigene Vorstellung – und das ist auch gut so. Uns als Bestatter überrascht dabei eigentlich nichts mehr. Die strengen Bestattungsriten von früher gibt es heute nur noch selten, und es gibt einen großen Unterschied zwischen Bestattungen oder Trauerfeiern in ländlichen Gebieten oder in der Stadt.
Michal: Auch für mich ist der Friedhof ein Begegnungsort. Ich treffe auf den Friedhöfen täglich viele Menschen und freue mich über kurze Gespräche oder kleine Momente der Freude und auch der Erinnerung. Der Friedhof hat eine unverzichtbare Funktion als öffentlicher Ort der Trauer und des Gedenkens, der für jeden gleichberechtigt erreichbar ist.
Michal: Ja – die Trauer verschwand für kurze Zeit aus dem Blick der Gemeinschaft. Die Zahl der Trauerfeiern im Familienkreis hatte kurzzeitig massiv zugenommen, auch als die Zugangsbeschränkungen wieder gelockert wurden. Auch heute haben immer noch viele Menschen Angst vor Menschenansammlungen und Kontakten und meiden daher lieber den Besuch von Trauerfeiern. Ich kann das verstehen, aber mit Rücksicht auf die Trauernden muss es auch wieder anders werden. Der Zuspruch und die Anteilnahme sind ein wichtiger Teil innerhalb der eigenen Trauerbewältigung.

Michal: Bei der Internetrecherche unter den Suchbegriffen "Bestatter", "Begräbnis", "Todesfall" erhält der Hilfesuchende heute eine nahezu undurchschaubare Auswahl an Websites und Anbietern, die in allen Preiskategorien und Ausprägungen Bestattungen anbieten. Die meisten Menschen haben keine konkrete Preiserfahrung mit Bestattungen und können dadurch anfällig für unrealistische Versprechungen sein, wie eine Bestattung für wenige hundert Euro. Was viele Privatpersonen nicht wissen: Zahlreiche Online-Anbieter zum Thema Bestattungen sind lediglich provisionsbasierte Vermittlungsportale, die mit einem echten Bestattungshaus vor Ort, mit qualifizierter Trauerbegleitung, Beistand und vor allem mit echten und kompetenten Menschen als Ansprechpartnern, nichts zu tun haben. Seriöse Bestattungsunternehmen haben stets ein Ladengeschäft und sind in der Regel in der Region verwurzelt und bekannt.
Michal: Wenn die Bestattung am Ende eines umweltbewusst geführten Lebens steht, soll sie diesem Leben natürlich auch möglichst entsprechen. Es gibt ein paar Entwicklungen, die sich hier beobachten lassen: die Verwendung von Särgen oder Urnen aus besonders umweltverträglichem Material, die Nachfrage nach Särgen, Urnen und Zubehör aus kontrollierter Produktion, der Rückgriff auf lokale und regionale Produkte und Dienstleistungen sowie Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen. Nicht zuletzt müssen Friedhöfe heute neu gedacht werden. Im urbanen Umfeld kommen dem Friedhof beispielsweise wichtige Aufgaben als innerstädtische Grünfläche und als Rückzugsraum zu.