
Drei Tage lang tagte der Bundesvorstand im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt (Kreis Bad Kissingen), es folgten drei Tage im eigenen Unternehmen, dann stand die Landesvorstandssitzung in Haar bei München und der Arbeitgebertag in Berlin im Terminkalender von Ralf Michal. Seit 2012 ist der Schweinfurter Vizepräsident des Deutschen Bestatterverbandes, im Freistaat rückte er 2014 als Nachfolger von Gerd Suckfüll aus Niederlauer (Kreis Rhön-Grabfeld) auf den Chefsessel.
Seitdem sitzt ihm die Zeit im Nacken. Wenngleich bei allem Engagement für die Verbandsarbeit gilt: „Meine Leidenschaft ist Schweinfurt, mein Familienbetrieb, da fühle ich mich zuhause“.
Der Vater hat gewarnt
Ralf Michal, 48, verheiratet und Vater zweier Kinder, übernimmt 1993 das Familienunternehmen in fünfter Generation vom Vater Fritz. Als „Geprüfter Bestatter“ fängt er 1989 in der Langen Zehntstraße an, findet früh zur Verbandsarbeit, „trotz der Warnung des Vaters“, lacht er. Er wird Juniorsprecher im Vorstand der Bestatter aus Bayern, halst sich den Dozentenjob (und Prüfer) in der Aus- und Fortbildung für den Bestatternachwuchs auf, damals noch in München.
Ab 1997 ist er fünf Jahre lang der Bundesjuniorensprecher, 1999 wird er Suckfüll-Vertreter im Landesverband Bayern.
Zuhause absolviert Michal 2000 die Prüfung zum Bestattermeister/Funeralmaster – als Lehrgangsbester. Damit nicht genug. In seinen Funktionen stellt er fest, dass eine bundesweite Einkaufsgenossenschaft für Särge, Urnen oder Ausschlagstoffe Kosten spart. 2004 wird sie ins Leben gerufen, einer der Gründer ist Michal.
Betrieb hat Vorrang
Nebenbei sei erwähnt, dass der Schweinfurter Unternehmer Mitorganisator der weltgrößten Bestatter-Fachmesse in Düsseldorf ist und bis heute dem Aufsichtsrat der Deutschen Bestattungsvorsorge angehört.
Wie geht das, wenn man eine ja nicht kleine Firma führt? „Mit einem sehr guten Team“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Die 20-köpfige Mannschaft – Familienmitglieder inklusive – sei hundertprozentig geschult, verlässlich sowieso, erst kürzlich bestätigt durch die erfolgreiche Rezertifizierung des Qualitäts-Markenzeichens für Bestattungsunternehmen.
Für Michal ist sein Betrieb die Nummer eins. Er sagt deshalb auch Auswärtstermine dann ab, wenn er seine lokale Präsenz für nötig erachtet. Der Tod eines Prominenten, die aus dem üblichen Rahmen fallende Beerdigung, nennt er als Beispiele. „Der Tod kommt unerwartet, das verlangt Flexibilität“.
Warum tut er sich die Ehrenjobs an? Falsche Frage, lacht Michal, weil ihm die Tätigkeit Spaß macht und er sie für wichtig hält. Er könne mitreden, in wichtigen Fragen der Bestattungskultur mitgestalten und letztlich profitiere auch sein Unternehmen, weil er die Trends früh erfährt und schnell auch einführen kann.
Problemlösung ist sein Ding
Er sagt es nicht so, ist aber stolz, dass er als Chef der nur 220 Bestatter in Bayern zum Vize in Deutschland gewählt wurde – von 2800 der 3000 Unternehmen im Land. Bis 2017 hat er den Posten inne. Deutschland-Vorsitzender ist Christian Streidt (Ulm). Diesen Posten möchte er lieber nicht haben. Streidt müsse den Verband repräsentieren, dazu fehlt Michal die Zeit. Er präferiere ohnehin mehr Problemlösungen, die Beratung der Kollegen und anderer Kreise.
Wie er das regelmäßig in der „Bestattungskultur“ tut, der bundesweiten Fachzeitschrift der Branche. In der aktuellen Ausgabe (10-2015) schreibt Michal zum derzeit vor allem die Bayern beschäftigenden Thema „Sargpflicht“. Michal war kürzlich bei einer Anhörung im Landtag gefragt, Thema: „Erleichterung nichtchristlicher Bestattung“. Im Wesentlichen geht es dabei um die Aufhebung der Sargpflicht für Muslime, die Michal ablehnt. Er befindet sich damit im Konsens mit von ihm befragten islamischen Kulturkreisen. Diese besagten: Man muss sich den hiesigen Gegebenheiten anpassen. Der Sarg sei zudem nicht nur „Transportmittel“.
Michal ist in seiner Funktion gefragter Ansprechpartner der Medien. ZDF, BR, Zeitungen, Privatsender. Aktuell steht ein Urteil des BGH im Fokus, das die Entnahme von Zahngold und künstlichen Hüft- und Kniegelenken aus der Totenasche als Störung der Totenruhe ansieht, also eine Straftat. Für Michal ist das vor allem bei den Metallgelenken nicht nachvollziehbar. Diese seien „nicht vergänglich“, weshalb das Urteil für ihn „jedem Umweltschutzstandard widerspricht“.
Der Verband mit Michal an der Spitze wird dagegen vorgehen, ob er Erfolg hat, wird sich weisen. Fragen Friedhofsverwaltungen und Gemeinden an? Michal dankt für die Frage, weil er tatsächlich von vielen Bürgermeistern und für die Friedhöfe zuständigen Beamten bezüglich Satzungen oder Friedhofsgestaltung um Rat gebeten werde. Zu seinem Erstaunen aber kaum aus der näheren Umgebung. Es zeige sich: „Was gilt der Prophet im eigenen Land“. Ausnahme Schweinfurt. Zum Friedhofsleiter sei der Kontakt eng, Helmut Schlereth sei Entwicklungen gegenüber „aufgeschlossen“. Beispielsweise Baumbestattungen. „Die Schweinfurter bleiben, zahlen hier ihre Gebühren und gehen nicht zum Friedwald, weil diese immer mehr nachgefragte Bestattung in Schweinfurt angeboten wird“, sagt Michal.